Eines steht schon vor Österreichs Start in die WM-Qualifikation fest:
Den ÖFB-Teamspielern wird es nach dem Spiel am Dienstag (20.30 Uhr) gegen Deutschland kalte Schauer über den Rücken jagen.
Mannschaftsarzt Richard Eggenhofer verfrachtet nämlich jeden Kicker nach dem Schlusspfiff im Happel-Stadion in einen mit Eiswasser gefüllten Behälter. "Das dient der Regeneration", erklärte der Mediziner.
Eine Minute im Eiswasser
Mit dem Amtsantritt von Teamchef Marcel Koller im vergangenen November begann auch die Tätigkeit des 46-Jährigen bei der A-Auswahl - seither ist im ÖFB-Team regelmäßig Gänsehaut-Feeling angesagt.
An Tagen mit zwei Trainingseinheiten und unmittelbar nach einem Match müssen die Kicker in Wannen baden, die mit acht bis zwölf Grad kaltem Wasser gefüllt ist.
"Mindestens 15 Sekunden wären sinnvoll, meistens bleiben die Spieler aber rund eine Minute drin", erzählte der gebürtige Wiener.
Skepsis ist gewichen
Die Eisbäder sind zu ständigen Begleitern des ÖFB-Teams geworden, auch bei Auswärtsspielen kommen sie zum Einsatz.
"Das erste Mal haben wir es im November in der Ukraine gemacht, da waren die Spieler noch etwas skeptisch. Gegen Finnland im Februar waren dann schon alle dabei, und in den letzten drei Partien war es Standard", sagte Eggenhofer.
Durch die eisigen Temperaturen kühlt die Haut ab. Die Blutgefäße verengen sich und mehr Blut wird nach innen gedrängt, wodurch die Muskeln besser versorgt werden. Auch kleine Entzündungen können dadurch eingedämmt und drohende Schwellungen abgewendet werden.
"Es bringt ganz sicher etwas. Ich sehe es allein schon an den Blutwerten, dass die Regeneration schneller funktioniert", betonte Eggenhofer.
Leeds als Ideengeber
Der Wahl-Burgenländer wurde auf diese Methode erstmals aufmerksam, als er im Zuge des ÖFB-U21-Auswärtsspiels im Oktober 2005 die Nachwuchsakademie von Leeds United besichtigte.
Auch bei den weltbesten Nationalteams wie jenem aus Deutschland sowie bei vielen Top-Clubs wie beim FC Bayern zählen die Kältebäder längst zur Routine - dabei hielt diese Prozedur im Fußball erst mit Verspätung Einzug.
"Im Rugby oder im Football gibt es das schon seit Jahrzehnten. Im Fußball hat es sich erst mit der Jahrtausendwende entwickelt", so Eggenhofer.
Eisbad nur ein Teil der Regeneration
Das Regenerationsprogramm des Mediziners nach einem Match beschränkt sich allerdings nicht nur auf Kälteschocks.
Nach der Eiswanne geht es für die Spieler aufs Fahrrad, daraufhin folgt eine Eigenmassage mit sogenannten "Backrolls" und schließlich eine Massage bei den Physiotherapeuten.
"Jeder muss diese Prozedur nach dem Spiel machen, danach kommt er zu mir und wird noch einmal nach Verletzungen durchgecheckt, und erst dann wird er entlassen", sagte Eggenhofer.