Neue Saison, neues Glück.
Der SCR Altach blickt auf ein turbulentes Liga-Jahr zurück.
Im Spätsommer 2015 noch im Europacup vertreten, zitterte man im Frühjahr phasenweise um den Klassenerhalt.
Fünf Punkte machten schlussendlich den Unterschied aus.
Angesichts dieser Achterbahnfahrt der Gefühle wurde Platz acht in der Endabrechnung wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Ein möglicher Mitgrund für den doch erheblichen Leistungsabfall nach dem sensationellen ersten Jahr in der Bundesliga könnte das unglaubliche Verletzungspech gewesen sein. Kein anderer Trainer musste derart oft die Startelf adaptieren wie Damir Canadi.
Man darf also durchaus gespannt sein, welche Rolle der SCR Altach in der kommenden Saison einnehmen wird. Mischen Netzer und Co. wieder oben mit? Geht es erneut gegen den Abstieg? Wie stark ist der Kader? Und wie sieht die Wunschelf aus?
LAOLA1 bietet traditionell eine ausführliche Bundesliga-Vorschau zu jedem Verein und versucht, diese Fragen zu klären:
Zugänge | Abgänge | |
---|---|---|
Dimitri Oberlin (RB Salzburg) | Felix Roth (SC Freiburg II) | |
Nikola Zivotic (FK Austria) | Mihret Topcagic (Wolfsberger AC) | |
Benjamin Ozegovic (FK Austria)) | Ismael Tajouri (FK Austria) | |
Nikola Dovedan (LASK) | Patrick Seeger (eigene Amateure) | |
Emanuel Sakic (Austria Lustenau) | Dominik Hofbauer | |
Alexander Pöllhuber | ||
Sebastian Brandner | ||
Martin Schwärzler |
Die Altacher waren am Transfermarkt einigermaßen aktiv – teilweise freiwillig, teilweise unfreiwillig. In die letzte Kategorie fallen die Abgänge von Dominik Hofbauer, der eine neue sportliche Herausforderung sucht, sowie Mihret Topcagic, dessen „Heimweh“ nach Wolfsberg dazu führte, dass der Stürmer, der erst im Jänner 2016 verpflichtet wurde und gerade einmal 92 Minuten am Platz stand, das Weite suchte.
Obwohl Sportdirektor Georg Zellhofer eigentlich weiterhin mit Ismael Tajouri plante, wurde die Kaufoption nicht gezogen. Somit kehrte der Außenspieler nach Wien zurück.
Ebenfalls nicht mehr dabei sind Felix Roth, Alexander Pöllhuber, Martin Schwärzler, Daniel Nussbaumer, Patrick Seeger sowie Sebastian Brandner.
Im Gegensatz zu früher wurden bei den Neuverpflichtungen vor allem junge Spieler unter Vertrag genommen.
Nikola Zivotic (20) und Benjamin Ozegovic (18) kommen von der Wiener Austria, dazu Nikola Dovedan (21) vom LASK.
Kurz vor Meisterschafts-Beginn gelang mit der einjährigen Leihe von Salzburgs Schweizer Supertalent Dimitri Oberlin (18) ein kleiner Transfercoup.
Emanuel Sakic (25) komplettiert das Altacher Einkaufsprogramm.
LAOLA1 hat die Wunschelf und Kaderbewertung des SCR Altach:
TOR:
Andreas Lukse ist seit letzter Saison die unumstrittene Nummer eins. Daran wird sich nichts ändern. Der Wiener zeigte im abgelaufenen Spieljahr konstant starke Leistungen, wurde dafür mit einer Einberufung ins ÖFB-Team belohnt und gilt als einer der besten Torhüter der Liga. Sein Backup kann sich mit Martin Kobras aber auch sehen lassen. Der Vorarlberger hat schon oft beweisen, dass er im Fall der Fälle seinen Mann steht und ebenfalls Höchstleistungen bringen kann. Nachdem Sebastian Brandner im Sommer seine Karriere beendete, komplettiert FAK-Neuzugang Benjamin Ozegovic das Tormann-Gespann.
LAOLA1-Bewertung: Mit Lukse verfügt Altach über einen bärenstarken Rückhalt. Doch auch Ersatzmann Kobras ist einer von den besseren Keepern, der beim einen oder anderen Klub wohl Stammkeeper wäre.
ABWEHR:
In der Abwehr ist im Sommer nicht viel passiert. Gegangen ist Reservist Alexander Pöllhuber, mit Emanuel Sakic wurde lediglich ein Rechtsverteidiger engagiert. Dennoch dürfte auf dieser Position weiterhin Andreas Lienhart den Vorzug erhalten. Definitiv gesetzt scheint das Innenverteidiger-Duo Jan Zwischenbrugger und Cesar Ortiz. Wobei Lukas Jäger und Benedikt Zech jederzeit einspringen können. Links hat sich im Frühjahr Lucas Galvao, der auch weiter vorne spielen kann, in den Mittelpunkt gespielt, Christian Schilling ist sein direkter Konkurrent im Kampf um einen Startplatz. Dazu gibt es noch Stefan Umjenovic, der genauso gut im Mittelfeld einsetzbar ist.
LAOLA1-Bewertung: Alle Positionen sind doppelt besetzt. Auch mehrere Ausfälle können – so wie die letzte Saison gezeigt hat – kompensiert werden. Insgesamt kassierte man 49 Gegentore – ein solider Wert. Da alle schon lange zusammenspielen, sind die Automatismen bekannt.
MITTELFELD:
Hier gab es doch einen gewissen Aderlass. Mit Hofbauer, Tajouri und Roth sind drei Leute gegangen, die in den letzten Jahren durchaus ihren Anteil am Erfolg hatten. Sorgen muss man sich dennoch keine machen. Wie in der Vergangenheit wird Trainer Canadi im Mittelfeld am meisten rotieren – je nachdem, ob der Wiener im 4-2-3-1 oder im 4-4-2-System spielen lässt. Kapitän Philipp Netzer ist in beiden Varianten eine Bank. Ihm zur Seite steht wohl Boris Prokopic. Eigengewächs Valentino Müller ist zwar erst 17 Jahre alt, wird aber heuer bestimmt Einsatzzeit im defensiven Mittelfeld erhalten. Den offensiven Part in der Zentrale könnte Neuzugang Nikola Dovedan ausüben. Rechts könnten je nach System entweder Patrick Salomon oder Louis Ngwat-Mahop eingesetzt werden. Links gibt es Martin Harrer und Nikola Zivotic. Doch auch Galvao und Schreiner können dort auflaufen. Zudem stehen noch Daniel Luxbacher und Daniel Nussbaumer zur Verfügung.
LAOLA1-Bewertung: Das Mittelfeld ist solide – nicht mehr, nicht weniger. Was man aber weiterhin vergebens im Ländle sucht, ist ein echter Spielmacher. So ein Spielertyp würde der Truppe hin und wieder gut tun. Ansonsten bleibt die altbekannte Frage, ob das häufige Rotieren förderlich für den Spielfluss ist.
ANGRIFF:
Mit Dimitri Oberlin hat Altach einen dicken Fisch an Land gezogen. Die Verpflichtung des 18-jährigen Angreifers war aber auch immens wichtig, denn ansonsten gibt es im Sturm eigentlich nur mehr Hannes Aigner. Und der wird nicht jünger. Für Tore ist der 35-Jährige aber weiterhin gut. Zwar könnten auch Harrer, Zivotic oder Ngwat-Mahop ganz vorne spielen, dies wird aber wohl nur im absoluten Notfall passieren.
LAOLA1-Bewertung: Nur 39 Tore erzielten die Vorarlberger in der abgelaufenen Saison – die drittwenigsten nach Ried (36) und WAC (33). Auch heuer bleibt der Angriff der Schwachpunkt der Mannschaft. Deswegen ist zu hoffen, dass Aigner verletzungsfrei bleibt und sich Oberlin schnell einfügt.
TRAINER:
"Ich will immer Meister werden, warum nicht mit Altach?“ Dieser nach dem letzten Spieltag der Vorsaison getätigte Satz sagt alles über Damir Canadi aus. Der Wiener strotzt vor Ehrgeiz, ist „gierig“ nach Erfolg. Und bisher hatte er auch durchaus Erfolg, denn er leistet in Altach großartige Arbeit.
LAOLA1-Bewertung: Akribische Vorbereitung auf den nächsten Gegner, ein perfekter Matchplan und das große Verlangen sein Team stets weiterzuentwickeln. Das zeichnet den Trainer Damir Canadi aus. Für Titel wird es in Altach aber wahrscheinlich trotzdem nicht reichen.
SO TIPPT DIE LAOLA1-REDAKTION:
Altmann | Prantl | Wechtl | Karper | Kastler | Terler | Nemetz | Faber | |
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1. | Salzburg | Salzburg | Salzburg | Salzburg | Salzburg | Salzburg | SK Rapid | Salzburg |
2. | SK Rapid | SK Rapid | SK Rapid | SK Rapid | SK Rapid | SK Rapid | Salzburg | SK Rapid |
3. | Austria | Austria | Austria | Austria | Austria | Austria | Admira | Austria |
4. | Sturm Graz | Sturm Graz | Sturm Graz | Sturm Graz | Sturm Graz | WAC | Austria | WAC |
5. | WAC | Altach | Admira | Admira | Admira | Admira | WAC | Admira |
6. | SV Ried | WAC | WAC | St. Pölten | WAC | Sturm Graz | Sturm Graz | Altach |
7. | Admira | Admira | Altach | WAC | SV Ried | St. Pölten | Altach | Sturm Graz |
8. | St. Pölten | SV Ried | St. Pölten | Altach | Altach | Altach | St. Pölten | SV Ried |
9. | Altach | St. Pölten | SV Ried | SV Ried | St. Pölten | SV Ried | SV Ried | St. Pölten |
10. | Mattersburg | Mattersburg | Mattersburg | Mattersburg | Mattersburg | Mattersburg | Mattersburg | Mattersburg |
FAZIT
Platz drei beim Debüt, Platz acht im zweiten Jahr im Oberhaus. Altach hat wieder einmal bewiesen, dass es ein Aufsteiger nach einer fantastischen ersten Saison im zweiten Jahr extrem schwer hat. Aber es ist gut gegangen. Und das ist auch gut so. Nach der Adaptierung der Cashpoint-Arena im vergangenen Sommer wird heuer ab September die Südtribüne umgebaut, danach ist die Nordtribüne an der Reihe. Man erkennt also: Die Klubführung redet nicht nur darüber, den Klub in der Bundesliga zu etablieren, sondern trifft auch dementsprechende infrastrukturelle Entscheidungen. Dennoch stehen natürlich die Spieler schlussendlich in der Pflicht. Macht der Verletzungsteufel dieses Jahr einen Bogen um die Canadi-Truppe, ist ihnen ein Platz im Tabellenmittelfeld sicher – vielleicht sogar etwas mehr.
Martin Wechtl