18 Gegentore! So oft schlug es bei der Austria im ersten Saisonviertel seit Einführung der Bundesliga in der Saison 1974/75 noch nie ein.
Um herauszufinden, wann die Wiener das letzte Mal nach neun Runden ähnlich schlecht abschnitten, muss man einen Blick ins Geschichtsbuch werfen. Dies spuckt die Saison 1957/58 mit ebenfalls 18 Gegentreffern aus.
Im Schnitt kassierten die Veilchen heuer also genau zwei Gegentore pro Partie, keine einzige Begegnung wurde in der Meisterschaft zu Null absolviert.
Wenig überraschend ist dadurch die Tordifferenz negativ – diese beträgt -1 (17 geschossene Tore).
Alleine in den drei verlorenen Duellen gegen die „Großen“ Salzburg, Rapid und Sturm zappelte die Kugel elf Mal im violetten Netz.
„Das tut schon weh“
Zahlen, die die Verantwortlichen alles andere als zufriedenstellen. „Das tut schon weh, vor allem wenn man sieht, was wir für einen Aufwand nach vorne betreiben. Wir versuchen immer wieder in allen Positionen zu rotieren, kommen dann auch zu guten Möglichkeiten, doch nützen sie nicht“, erklärt Trainer Thorsten Fink.
Warum es erstmals seit 59 Jahren eine derart löchrige Abwehr gibt, ist laut Tormann Robert Almer „schwer zu sagen“.
„Zu viele individuelle Fehler“
Der Kapitän verspricht: „Das werden wir in den nächsten Wochen genau analysieren. Außer im Cup zum Saisonstart und auswärts gegen Trnava in der Europa-League-Quali haben wir nie zu Null gespielt. Wir machen sehr viele individuelle Fehler, die zu Gegentoren führen“, erläutert der Steirer, der bei der 1:2-Niederlage am Wochenende gegen die Admira ebenfalls ordentlich patzte.
Abwehrchef Lukas Rotpuller meint: „Wir sind eine Mannschaft, die - wenn sie in Rückstand liegt - versucht, alles nach vorne zu werfen. Da kannst du natürlich schon einmal einen Gegentreffer kassieren. Wir sind oft ins offene Messer gelaufen.“
Fink hat Erklärung
Das mag der Fall sein, jedoch beinhaltet diese Theorie bereits einen Gegentreffer zuvor. Für Fink liegen die Abwehrprobleme auf der Hand:
„Es sind die vielen Spiele, die wir haben und die vielen Umstellungen, die wir vollziehen müssen. Gerade wenn man häufiger die Abwehr wechseln muss, aufgrund dessen, dass der eine oder andere müde, verletzt oder gesperrt ist, ist natürlich klar, dass die Abstimmung dann auch fehlt“, so der 48-Jährige, der keine Ausreden suchen will, sondern klipp und klar auf die Ist-Situation hinweist.
„Wir sind froh, dass wir viele Spiele haben, denn das wollten wir ja. Aber mit der EL-Gruppenphase bzw. davor mit der Qualifikation ist es immens schwer sich Woche für Woche topkonzentriert auf eine andere Mannschaft einzustellen.“
Rotation unumgänglich
Die Mehrfach-Belastung durch Liga, Cup und Europacup – Austria bestritt 18 Pflichtspiele in den letzten zehn Wochen – zehre körperlich und mental an der Substanz.
Daher müsse rotiert werden.
„Ich versuche immer die beste Elf aufzustellen. In unserer Situation kann ich eine Mannschaft nicht durchspielen lassen, weil der eine oder andere dann sofort verletzt ist. Einmal ist der Linksverteidiger müde und braucht eine Pause. Dann hat etwa der Stürmer Krämpfe. Den kann ich nicht schon wieder bringen, wenn er unter der Woche ran muss“, schildert der FAK-Coach.
„Mannschaft hat einen guten Charakter“
Schlechte Stimmung ortet der Ex-Internationale trotz der Mängel keine – im Gegenteil. „Die Mannschaft hat einen guten Charakter. Wir arbeiten hart miteinander und irgendwann wird das belohnt. So ist das im Leben.“
Er ist sich sicher: „Wenn wir wieder einen normalen Rhythmus haben, werden mehr Punkte kommen.“
Und zur Gegentor-Problematik meint Fink abschließend: „Wir müssen uns an die positiven Dinge erinnern und die individuellen Fehler abstellen, dann wird es besser.“