Bei aller Rivalität zwischen Lokalrivalen ist es meistens nur in der Theorie ein No-Go, beide Vereine im Lebenslauf zu haben.
In der Praxis werden vielerorts mehr oder weniger munter die Seiten gewechselt - auch in Graz.
Es gibt gar nicht mal so wenige Kicker, die sowohl für den GAK als auch für den SK Sturm Graz aufgelaufen sind.
Das erste Derby seit 15 Jahren (Mittwoch, 18 Uhr im LIVE-Ticker) ist eine gute Gelegenheit, sich an einige von ihnen zu erinnern.
In unserem Ranking erzählen wir die Geschichte von zehn Kickern, die zumindest einen Bezug zum aktuellen Jahrtausend haben. Als Bonus weisen wir jedoch auch noch auf andere Kicker hin, die das GAK- und Sturm-Trikot getragen haben, und das auch weiter zurück in der Vergangenheit.
#10 WALTER SCHACHNER
Auch wenn sich dieser Text weitestgehend auf dieses Jahrtausend konzentriert, heißt es nicht, dass es nicht auch davor spannende und gar nicht mal so wenige Persönlichkeiten gab, die für beide Vereine kickten.
Stellvertretend sei ein Akteur genannt, der ja bekanntlich auch in diesem Jahrtausend eine gewisse Rolle in der Grazer Stadt-Rivalität spielte.
Im Sommer 1988 brach Walter Schachner nach sieben Jahren sein Italien-Abenteuer ab und schlüpfte für eine Saison ins Dress des SK Sturm, zu dessen Gunsten die Entscheidung gefallen sei, weil es immer schon sein Wunschklub gewesen sei.
"Schon als Bub war ich ein Anhänger", gestand der Goalgetter und sollte sich mit folgender Prognose irren: "Spätestens in der nächsten Saison spielt Sturm um den Meistertitel mit."
Finanziert hat Schachner übrigens die Grazer Werbe-Gesellschaft "Perspektiven", die ihn für ein Jahr an Sturm verliehen hat. Deren Inhaber, Hannes Kartnig sein Name, bezeichnete sich als "Sturm-Gönner". So hieß es 1988 im Original der APA:
"'Ein Steirer gehört in die Steiermark', begründete der mit 'Schoko' befreundete Prospekt-Chef Hannes Kartnig, nach Eigendefinition ein 'Sturm-Gönner', etwas heiter den Kauf Schachners. Über die Höhe der zu bezahlenden Summe wollte Kartnig nicht sprechen, allerdings sei der Stürmer 'sehr günstig' gewesen. Schachner wird bei 'Perspektiven' angestellt und als Werbe-Manager tätig sein."
So richtig Werbung in eigener Sache machte Schachner bei Sturm erst im Mittleren Playoff (10 Tore in 12 Spielen), im Sommer 1989 wurde die Ehe geschieden.
Nach einem halbjährigen Zwischenstopp bei Stammklub DSV Alpine heuerte Schachner für das Frühjahr 1990 beim GAK an, für den er im Mittleren Playoff in acht Spielen zwei Mal traf, den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit jedoch nicht verhindern konnte.
Ungleich erfolgreicher gestaltete sich Schachners Rückkehr zum GAK als Trainer. 2004 führte er die "Rotjacken" zum Double.
#9 OTTO KONRAD
Zur Legende avancierte der Torhüter in den 90ern bei Austria Salzburg, seine sportlichen Wurzeln hat er jedoch beim SK Sturm.
Immerhin 238 Pflichtspiele bestritt der Grazer für die "Blackies", ehe es im Sommer 1992 in die Mozartstadt ging, wo zwei Meistertitel und ein UEFA-Cup-Finale folgen sollten, ehe er im Jänner 1997 nach Spanien zu Saragossa wechselte.
Dass Konrad am Ende seiner Karriere beim GAK unter Vertrag stand, dürfte indes vielen nicht mehr bewusst sein. Unser Foto zeigt ihn bei einer Pferdekutschenfahrt im Mannschaftskreis mit Kollegen wie Igor Pamic und Ales Ceh.
Da Einser-Goalie Franz Almer wegen einer Adduktorenverletzung für den restlichen Herbst ausfiel, engagierten die "Roten Teufel" Konrad im September 2000 als Backup für Andreas Schranz.
Für einen Einsatz reichte es nicht. Im UEFA-Cup war der damals 35-Jährige auch nicht spielberechtigt, reiste als ehemaliger Spanien-Legionär jedoch als Dolmetscher für Trainer Werner Gregoritsch mit zur Beobachtung von Gegner Espanyol Barcelona im Match bei Alaves.
Im Jänner 2001 endete die kurzfristige Zusammenarbeit und Konrad wechselte in die Salzburger Landesliga zu PSV Schwarz-Weiß Salzburg.
#8 GERALD SÄUMEL
Viele Familien kann es nicht geben, die so wie die Säumels sowohl eine GAK- als auch eine Sturm-Ikone hervorgebracht haben.
Jürgen Säumel machte bei Sturm Karriere, wurde Nationalspieler und nutzte den Verein zwischenzeitlich als Sprungbrett in die Serie A.
Auch sein Bruder Gerald Säumel durchlief den Sturm-Nachwuchs und absolvierte sogar 42 Pflichtspiele für die "Blackies", 35 davon in der Bundesliga. Nachhaltig durchsetzen konnte er sich jedoch nicht.
Nach Zwischenstopps beim DSV Leoben und beim FC Gratkorn ging es 2012 erstmals zum GAK, dem jedoch schon bald endgültig finanziell die Luft ausging.
Ab 2014 ging Säumel mit dem GAK den steinigen Weg von ganz unten bis hinauf in die Admiral 2. Liga, avancierte zum "Meister aller Klassen" und wurde dabei zu einer Symbolfigur der Rückkehr des Vereins in den Profi-Fußball.
"Ich war davor ja schon beim 'GAK Alt' in der Regionalliga - in dem Jahr, in dem es mit dem letzten Konkurs wirklich zu Ende gegangen ist. Das war keine schöne Zeit für den GAK. Beim Neubeginn hat man eigentlich überhaupt nicht erwartet, dass es so schnell geht. Es ist daher sehr emotional, vor allem weil wir Spieler hautnah miterlebt haben, wie sehr sich die Leute beim GAK reingehaut haben", erinnerte sich Säumel im Sommer 2019 im Gespräch mit LAOLA1.
#7 CHRISTIAN GRATZEI
Christian Gratzei wurde zu einem Muster an Vereinstreue.
16 Jahre lang erlebte der Torhüter von 2002 bis 2018 beim SK Sturm diverse Höhen und Tiefen - mit dem Meistertitel 2011 und zwei ÖFB-Cup-Triumphen als absolute Höhepunkte.
Insgesamt absolvierte er 318 Pflichtspiele für die "Schwoazen". Auch wenn ihn der Verein immer wieder mit namhafter Konkurrenz herausforderte, setzte sich der gebürtige Leobener immer wieder durch.
Angesichts der Bilanz in schwarz-weiß verzieh man Gratzei auch die kleine Jugendsünde, dass er 2001/02 ein Jahr lang bei den GAK Amateuren unter Vertrag stand.
Franco Foda lotste ihn schließlich in die zweite Mannschaft von Sturm, schon im Frühjahr 2003 absolvierte er seine ersten sechs Bundesliga-Spiele.
#6 EMANUEL POGATETZ
Bei Sturm war er nur Ballbub, meinte Emanuel Pogatetz einmal.
Wobei das große Talent des Innenverteidigers auch bei seinem Stammverein kein Geheimnis war. Er schnupperte bereits in sehr jungen Jahren an die Kampfmannschaft heran, das Timing war aber bestimmt nicht ideal.
Schließlich waren es die erfolgreichen Jahre rund um die Jahrtausendwende, in denen der eigene Nachwuchs nicht allzu viel zählte. "Ich habe eine hervorragende Ausbildung genossen", erinnerte sich Pogatetz einmal an seine Zeit bei den "Blackies" zurück.
Eine Ausbildung, von der in seiner restlichen Karriere viele, viele Vereine profitierten, nur nicht Sturm selbst.
2000 schloss sich Pogatetz 17-jährig dem FC Kärnten an. In Klagenfurt traf er auf Walter Schachner, der ihn 2003 pünktlich zur Meistersaison leihweise von Bayer Leverkusen zum GAK lotste.
"Ich bin überzeugt, dass er der richtige Mann für meine weitere Entwicklung ist", meinte Pogatetz damals bei seiner Unterschrift.
Man darf getrost behaupten, dass alles wahrscheinlich noch besser als geplant lief. Pogatetz wurde Leistungsträger, gewann mit dem GAK das Double, war im März 2005 reif für den Schritt zu Spartak Moskau, von wo aus er wenige Monate später in die Premier League gewechselt ist.
Pogatetz wuchs in Liebenau übrigens in unmittelbarer Nähe zum Stadion auf. Eigentlich lief alles nach Plan und Fußball-Graz war für den 61-fachen ÖFB-Teamspieler ein Sprungbrett für höhere Aufgaben - nur welcher der beiden Grazer Vereine dies sein würde, war so wohl eher nicht geplant.
#5 BOBAN DMITROVIC
Ging es bei den folgenden Aussagen darum, sich bei den Fans des neuen Arbeitgebers einzuschleimen - wohlwissend, wie brisant ein direkter Wechsel von einem Stadtrivalen zum anderen ist? Oder war das Motiv eher, nachzutreten?
Wie auch immer, es war durchaus pikant, was Boban Dmitrovic im Sommer 2003 nach seiner Unterschrift beim SK Sturm zu Protokoll gab - und das nach immerhin sieben Jahren beim GAK.
"Schon als ich 1996 nach Graz kam, habe ich Sturm bewundert. Die Arbeit von Ivica Osim und die Erfolge, die sie in den folgenden Jahren in der Champions League hatten, das hat mich tief beeindruckt. Schon damals wusste ich, ich will eines Tages auch bei Sturm spielen", sagte der Serbe.
Es wurde noch besser.
Es seien schöne Zeiten gewesen beim GAK: "Aber es ist wie im Leben - du kannst lange verliebt sein, aber heiraten tust du dann doch jemanden, bei dem wirklich alles passt."
Nun ja. Diese Aussagen zu interpretieren, ist Geschmackssache. Pech für Dmitrovic war indes, dass er den GAK just vor der Double-Saison verließ, während er mit Sturm bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg kämpfen musste.
Aber das konnte er beim Ja-Wort noch nicht ahnen, denn da klang das noch so: "Der Kader ist besser als beim GAK. Und mit unserer Einstellung sollten wir ganz vorne mitmischen."
Trau, schau, wem!
#4 JOACHIM STANDFEST
Achteinhalb Jahre lang kickte Joachim Standfest beim GAK, startete dort seine Profi-Karriere, wurde Nationalspieler, Meister und drei Mal Cupsieger, ehe er sich im Jänner 2007 - ein halbes Jahr vor dem Bundesliga-Aus der "Roten Teufel" - der Wiener Austria anschloss.
Dass es im Sommer 2010 zum SK Sturm ging, war natürlich der brisantere Wechsel, wenngleich die Wunden auf roter Seite früher oder später verheilt sein dürften, schließlich bedachte ihn die offizielle Vereins-Seite zum Karriereende 2017 mit einem ausführlichen Interview.
Darin reflektiert Standfest auch den Umstand, dass er für beide Grazer Rivalen gespielt hat. "Gehört habe ich nichts – zumindest nicht viel", antwortete der Obersteirer lachend auf die Frage, ob ihm die GAK-Fans den Wechsel zu Sturm übel genommen hätten.
Standfest weiter: "Der GAK war damals nicht mehr vorhanden. Es war der dritte Konkurs, der in die Regionalliga führte. Ich bin Profi und verdiene mein Geld mit Fußball. Jeder respektierte, dass ich wegen meiner Familie von der Austria weggehen wollte. Ich kann natürlich verstehen, dass Wechsel zwischen Erzrivalen nicht gerne gesehen werden. Man darf aber nicht vergessen, dass wir die erste Generation des Bosman-Urteils waren und lernten, dass Fußballspielen ein Beruf ist. Früher waren Spieler ihr ganzes Leben lang bei einem Verein, aber diese Art von Vereinstreue war bei uns nicht mehr vorhanden."
Außer Acht ließ der Rechtsverteidiger seine GAK-Vergangenheit bei der Unterschrift für Sturm aber natürlich nicht:
"Ich hatte schon etwas Schiss, dass mir etwas übelgenommen wird, aber im Endeffekt habe ich die Entscheidung für mich und meine Familie getroffen. Ich habe mich bei Sturm ganz ehrlich auch wohl gefühlt. Auch wenn das keiner gerne hört, aber das Mannschaftsgefüge und die Geschlossenheit waren ähnlich wie beim GAK davor."
Standfest moderierte seinen Transfer zu Sturm schon relativ geschickt, als er ihn tätigte. Man kann also den Eindruck haben, dass seine Tätigkeit für beide Vereine weniger Emotionen auslöste, als bei anderen Herrschaften in dieser Liste.
Der 34-fache ÖFB-Teamspieler zählt jedenfalls zum elitären Kreis, der sowohl mit dem GAK als auch mit Sturm Meister wurde. Dominic Hassler ist ein weiteres Mitglied und natürlich auch folgender Kicker:
#3 SAMIR MURATOVIC
Samir Muratovic bewies am Weg zum Grazer "Doppel-Meister" jedenfalls gutes Timing, schließlich heuerte er im Jänner 2004 beim GAK an und begleitete im Frühjahr die Jubel-Arie in Rot.
Dass der Bosnier nach dem Bundesliga-Abschied des GAK direkt zu Sturm wechselte, gefiel der roten Stadthälfte logischerweise gar nicht, andererseits hatte sie wohl andere und viel größere Sorgen. So gesehen war auch dieses Timing gut.
Muratovic war generell einer der feineren Bundesliga-Kicker in diesem Jahrtausend. Bei Sturm konnte er zudem seinen Torriecher wesentlich besser ausspielen als beim GAK, was sich speziell im Finish der Meister-Saison 2011 bezahlt machen sollte.
Der Mittelfeldspieler erzielte in den finalen drei Spielen zum Titel jeweils einen Treffer, darunter den legendären Elfmeter zum 2:1-Erfolg in Wiener Neustadt und den 2:1-Siegtreffer im entscheidenden Spiel gegen den FC Wacker Innsbruck.
Vor diesem meisterlichen Frühjahr gab es übrigens Gerüchte, dass eine Rückkehr von Muratovic zum GAK quasi beschlossene Sache sei.
Dem erteilte er in der "Krone" eine sehr klare Absage: "Ich gehe nicht mehr zum GAK zurück - zu einer Million Prozent! Es war damals eine schöne Zeit, aber jetzt gilt meine Liebe Sturm."
#2 RONALD BRUNMAYR
Neben Boban Dmitrovic übersiedelte im Sommer 2003 ein weiterer GAK-Kicker zu Stum.
Während Dmitrovic seiner heimlichen Liebe erlag (siehe #5), führte der Goalgetter sportliche Gründe für den stadtinternen Wechsel an:
"Der GAK ist für mich Vergangenheit, Sturm ist die beste Adresse Österreichs. Ich werde die Fans mit meinen Leistungen überzeugen."
Der Gedanke an die Fans war natürlich kein Zufall. Denn in der Causa Brunmayr von Skepsis unter den Sturm-Anhängern zu sprechen, wäre eine Untertreibung.
Schon im Mai 2003 reagierten sie im wahrsten Sinne des Wortes verstimmt auf die Gerüchte einer Verpflichtung des Torjägers vom Erzrivalen.
Mit dem Transparent "Kommt Brunmayr, gehen wir", protestierte der harte Kern im Rahmen des Spiels gegen Bregenz und blieb seinem Sektor bis zur zweiten Hälfte fern.
Einer der Capos wurde im "Grazer" folgendermaßen zitiert: "Das war keine leere Drohung. Von Heimspiel-Boykott, Streik bis gnadenlosem Auspfeifen bei Auswärtsmatches von Brunmayr steht alles im Raum."
Eine Geste der Vernunft: Zumindest in "kriminelle Bereiche" wollten sich die Fans nicht begeben. Sturm-Boss Hannes Kartnig beeindruckte das alles wenig: "Sollen sie protestieren, das ist ihr gutes Recht."
Er zog den Deal durch: "Allein schon, dass Brunmayr immer im Derby gegen uns getroffen hat, ist schon ein Hauptargument für den Transfer."
Die Ausbeute, die Kartnig vermutlich im Sinn hatte, wurde es nicht. Brunmayr kam für Sturm in zwei Jahren auf acht Pflichtspiel-Tore (sechs in der Liga, zwei im Cup).
Zum Vergleich: Für den GAK erzielte er alleine gegen Sturm neun Pflichtspiel-Tore. 2001/02 wurde er bei den "Rotjacken" mit 27 Liga-Toren Torschützenkönig.
#1 MARIO SONNLEITNER
So richtig verziehen haben viele Sturm-Anhänger Mario Sonnleitner seine GAK-Vergangenheit nie. Nach dem Untergang des Rivalen sicherte sich Sturm im Sommer 2007 das damals 20-jährige Innenverteidiger-Talent.
Eher ungut wurde es, als im Frühjahr 2010 der Transfer des Blondschopfs zu einem anderen Verein, der bei Schwarz-Weiß den Blutdruck steigen lässt, bekannt wurde, und zwar zum SK Rapid Wien.
Ein Auszug aus einem LAOLA1-Interview Ende April 2010:
LAOLA1: Die Gerüchte um Rapid gibt es schon länger. Sturm-Präsident Hans Rinner hat schon vor gut drei Wochen gesagt, dass der Wechsel fix sein soll. Ist er damals vorgeprescht, obwohl es noch nicht fix war?
Sonnleitner: Zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht fix. Diese Unprofessionalität ist leider so bei unserem Präsidenten. Er glaubt immer, er muss den Medien großartig etwas erzählen. Das ist einfach unprofessionell. Es ist erst später alles konkretisiert worden.
LAOLA1: Die Kritik von Fan-Seite ist groß. Das heißt, du hast dir bezüglich der Abläufe nichts vorzuwerfen?
Sonnleitner: Nein. Natürlich war das Ausland mein Ziel, aber Rapid ist ja kein Abstieg. Für mich ist es eine sportliche Weiterentwicklung und ein enormer Aufstieg. Ich habe mich einfach für Rapid entschieden und gegen das Ausland, ganz einfach. Und das werde ich auch zu 100 Prozent verfolgen. Vorher habe ich jedoch schwere Aufgaben mit Sturm, vor allem das Cup-Finale, wo ich will, dass wir es erfolgreich absolvieren. Danach gilt meine volle Hingabe Rapid.
"Jedes Mal, wenn ich einen kleinen Fehler mache, wird sofort gepfiffen, werde ich beschimpft. Das ist eigentlich nur die Bestätigung dafür, dass mich die Fans bei diesem Verein nie akzeptiert haben."
LAOLA1: Du spielst eine starke Saison, trotzdem stehst du unter massiver Kritik der Anhänger. Wie gehst du damit um? Kann einen das kalt lassen?
Sonnleitner: Wenn ich Fan wäre, würde ich jede Meinung und Entscheidung respektieren und akzeptieren. Natürlich treffen einen die Beschimpfungen einerseits, andererseits muss man das als Fußballer wegblenden können. Das ist eben der Sport - das ist eine Arbeit, bei der man in der Öffentlichkeit steht, und da kann jeder seine Meinung kundtun. Nur akzeptieren tue ich diese Meinung sicherlich nicht. Die Art und Weise bestärkt mich nur in meiner Entscheidung, dass ich den Verein verlasse. Jedes Mal, wenn ich einen kleinen Fehler mache, wird sofort gepfiffen, werde ich beschimpft. Das ist eigentlich nur die Bestätigung dafür, dass mich die Fans bei diesem Verein nie akzeptiert haben, obwohl ich drei Jahre lang gute Leistungen gebracht habe. In der Europa League hat zum Beispiel die ganze Mannschaft starke Leistungen gebracht – auch ich.
LAOLA1: Es scheint, dass in deinem Fall irgendwann der Punkt erreicht war, wo nicht mehr die Leistung betrachtet wurde…
Sonnleitner: Mittlerweile heißt es einfach nur: Auf Sonnleitner hau’ drauf! Das ist zurzeit einfach so, sie haben einen, an dem sie sich abreagieren können. Natürlich kann sich jeder persönlich eine eigene Meinung bilden, aber einfach so auf meinem Namen herumzutrampeln, ist nicht okay. Ich habe drei Jahre lang wirklich immer 100 Prozent Gas gegeben, egal ob in Training oder Spiel. Und ich werde auch weiter Gas geben, ich will mit Sturm den Cup holen!
Der damalige Sturm-Trainer Franco Foda setzte Sonnleitner in den finalen Heimspielen des Frühjahrs 2010 auf die Bank, ließ ihn dafür auswärts stets durchspielen. Auch im Cup-Finale stand der Innenverteidiger über die gesamte Spielzeit am Feld.
Im Rückblick ist es irgendwie auch ein Happy End: Mit dem Cupsieg holte Sonnleitner in seinem letzten Spiel für Sturm den bis dato einzigen Titel seiner Karriere, schließlich ging er in elf Jahren Rapid leer aus.
Wer spielte sonst noch für GAK und Sturm?
Diverse Spieler probierten sich bei beiden Grazer Klubs. Einige Beispiele:
Seinen einzigen Nationalteam-Einsatz erarbeitete sich Roland Goriupp in Kärnten, davor spielte der Goalie erst beim GAK, ehe er 1992 direkt zu Sturm wechselte.
Wer sich an die 90er erinnert, kann vielleicht auch mit den Namen Damir Muzek, Harald Holzer, Klaus Spirk oder den Brüdern Kurt Temm und Michael Temm etwas anfangen.
Gerald Strafner zog es 1999 nach eineinhalb Jahren Zwischenstopp in Ried zu Sturm. Ex-Rapidler Markus Hiden kam aus dem Sturm-Nachwuchs und spielte im Frühjahr 2007 auch noch einige Bundesliga-Spiele für den GAK.
Dominic Hassler wurde mit beiden Vereinen Meister. Nach dem Bundesliga-Abschied des GAK probierten sich mit Sandro Lindschinger, Herbert Rauter, Hannes Toth oder Richard Wemmer einige ehemalige "Blackies" im roten Dress.
Günter Koschak ging 1987 vom GAK zu Sturm, von 2000 bis 2003 war er als Sportlicher Leiter wieder Teil der "Roten". Der aktuelle Sturm II-Coach Thomas Hösele kickte ebenso beim GAK wie Sturms Ausbildungsleiter Dietmar Pegam, der als Spieler beide Vereine im Lebenslauf stehen hat. Selbiges gilt für den VdF-Vorsitzenden Gernot Zirngast.
Auch in noch viel länger zurückliegenden Zeiten gab es Bewegung zwischen Sturm und GAK. Exemplarisch ein prominentes Beispiel: Heinz Schilcher.
Der Sportchef der Kartnig/Osim-Ära kam 1969 vom GAK zu Sturm, wohin er nach vielen Jahren in Frankreich 1978 zurückkehrte.
Wie schaut es in den beiden aktuellen Kadern aus?
Auch in den aktuellen Aufgeboten gibt es Akteure, die zumindest aus Jugendzeiten wissen, wie es sich anfühlt für den Stadtrivalen zu spielen.
Im Sturm-Lager kickten die beiden Ersatz-Goalies Tobias Schützenauer und Christopher Giuliani sowie Niklas Geyrhofer einst in der GAK-Jugend.
Auf Seiten des GAK absolvierte Benjamin Rosenberger drei Bundesliga-Spiele für den SK Sturm.
Philipp Seidl, Bruder von Sturm-Stadionsprecher Thomas Seidl, sowie der derzeit verletzte Marco Gantschnig schafften es bis zu den Amateuren.
Elias Jandrisevits spielte ebenso für die Jugend des Nachbarn wie Lukas Gabbichler, der vor seinem Einstieg in die Sturm U15 jedoch auch ein halbes Jahr bei den Roten aktiv war.
Auch Michael Lang lernte in der Jugend beide Grazer Vereine kennen und kehrte nach Ausflügen zu Lustenau, Kapfenberg und St. Pölten in die Mur-Metropole zurück.
Familiär speziell ist die Situation von Paul Kiedl. Der Stürmer spielte in ganz jungen Jahren bei Sturm. Seit Bruder Peter Kiedl ist immer noch bei den "Blackies" und zwar in Diensten von Sturm II in der Admiral 2. Liga.