"Top-Spiele en masse" verspricht Liga-Vorstand Christian Ebenbauer durch den neuen Spielmodus der Bundesliga, in dem die höchste Spielklasse nach dem Grunddurchgang in zwei Playoffs geteilt wird.
Die Liga verspricht sich wesentlich mehr Spiele mit Entscheidungs-Charakter. Neben der Erhöhung der sportlichen Spannung sind vor allem wirtschaftliche und infrastrukturelle Probleme Triebfeder dieser Reform.
Es wurde zunehmend schwierig, genügend Vereine, welche die Kriterien für echten Profibetrieb erfüllen, zu finden.
Im LAOLA1-Interview erklärt Ebenbauer, durch welche Anreize die Zahl der Kandidaten für die höchste Spielklasse sukzessive erhöht und selbige schrittweise vergrößert werden soll.
Zudem versucht er den Kritikpunkt der Wettbewersverzerrung durch den Umstand, dass der Grunddurchgang erst nach der Winter-Transferzeit zu Ende gespielt werden wird, zu entkräften.
Das sagt Bundesliga-Präsident Hans Rinner zur Reform:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
LAOLA1: Neben der sportlichen Komponente, mit der man für mehr Spannung sorgen will, sind die wirtschaftliche und die infrastrukturelle Komponente die Gründe für diese Reform. Ein Ausgangspunkt ist der Wartungserlass. Werden genügend Vereine aus der zweiten Leistungsstufe dieses Kriterium erfüllen?
Christian Ebenbauer: Gemäß dem Wartungserlass müssen Klubs, bei denen mehr als die Hälfte des Kaders mehr als 21.000 Euro brutto im Jahr verdient, ihren Profibetrieb in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern. Das sind die Vorgaben des Wartungserlasses. In der Lizenzierung wird oben natürlich weiterhin jeder Klub wie jetzt auch an diese Voraussetzungen gebunden sein, beziehungsweise wird es hier weitere Diskussionen geben, wie wir langsam die Schrauben anziehen können – vor allem im infrastrukturellen Bereich, um einfach den Stadion-Komfort für die Zuschauer zu erhöhen. Das ist ja auch der Sinn der Reform. Auf der anderen Seite werden in der zweithöchsten Spielklasse die Teilnahme-Voraussetzungen relativ gering sein. Wir reden hier nicht mehr von einer Lizenzierung, sprich es wird beispielsweise nur mehr notwendig sein, einen geprüften Jahresabschluss vorzulegen, darüber hinaus gibt es geringere Anforderungen bei der Infrastruktur. Aber: Damit wir Klubs haben, die auch wirklich in die höchste Spielklasse aufsteigen wollen, gibt es einen finanziellen Anreiz für jene Klubs, damit man sie in die Professionalität führt und mehr Klubs für die höchste Spielklasse in Betracht kommen.
LAOLA1: Wie schaut dieser finanzielle Anreiz konkret aus?
Ebenbauer: Erstens bekommt jeder Klub aus der zweithöchsten Spielklasse einen Fixbetrag. Der zweite Anreiz schaut so aus, dass es wie in der höchsten auch in der zweithöchsten Spielklasse einen Österreicher-Topf geben wird, sprich dass jeder Klub, der junge Österreicher einsetzt, extra belohnt wird. Drittens, und das ist der größte Anreiz, wird ein Drittel des zur Verfügung gestellten Finanzierungstopfs an jene Klubs ausgeschüttet, welche die Lizenz für die höchste Spielklasse erhalten. Da das naturgemäß nicht allzu viele sein werden, ist dieses Drittel relativ hoch für den jeweiligen Klub.
LAOLA1: Klassische Schwellenklubs wie der SC Austria Lustenau oder der Kapfenberger SV haben sich im Sommer massiv über diese Reform beschwert. Sie haben bei der Präsentation des Spielmodus stets von Einstimmigkeit gesprochen. Hat man auch diese Vereine überzeugt?
Ebenbauer: Die allgemeine Meinung zur Reform ist bei einigen Klubs unverändert. Beim Modus ist es jetzt etwas anderes. Hier reden wir Gott sei Dank konstruktiv miteinander. Das funktioniert gut innerhalb der Liga, sodass die Klubs ihre Meinungen, wenn es um den Modus innerhalb der Spielklasse geht, produktiv abgeben. Das hat aber nichts damit zu tun, dass die Grundeinstellung zur gesamten Reform eventuell eine andere ist.
LAOLA1: Ausgangspunkt der Reform ist, dass man inzwischen in Wahrheit nicht mehr 20 Klubs hat, die sich echten Profi-Fußball leisten können. Wie viele Vereine soll es in fünf Jahren geben, die sich aktiv um eine Lizenz in der höchsten Spielklasse bewerben?
Ebenbauer: Meiner persönlichen Schätzung nach gehe ich davon aus, dass wir in fünf Jahren davon sprechen, dass wir wahrscheinlich neben den 12 Klubs, die oben spielen, drei bis vier aus der zweiten Spielklasse haben werden, die sich für die höchste Spielklasse bewerben. Die Frage wird dann sein, ab welchem Zeitpunkt man auf eine 14er-Liga aufstocken kann, denn man muss ja immer auch an Auf- und Abstieg denken.
LAOLA1: Das langfristige Ziel ist also eine höchste Spielklasse mit 14 oder 16 Vereinen?
Ebenbauer: Ja, das haben wir klar definiert. Das soll schrittweise passieren. Da ist keine Grenze nach oben gesetzt. Man muss folgendes klar betonen: In der Analyse unseres externen Partners Hypercube, der die Ballungsräume und wirtschaftlichen Möglichkeiten des Landes Österreich untersucht hat, wurde uns klar mitgeteilt, dass am Ende des Tages 14 die perfekte Anzahl für Österreich sein sollte. Dieses Ziel haben wir uns gesetzt. Wenn 16 möglich sind, ist es gut. Je mehr, umso besser. Aber das hängt natürlich von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die am Ende des Tages da sein werden, ab.
LAOLA1: Ein Kritikpunkt ist, dass man nicht alle 22 Runden vor der Teilung in die beiden Playoffs im Herbst spielen wird können und somit eine Wettbewerbsverzerrung droht. Hypothetisches Beispiel: Rapid ist zum Jahreswechsel Siebenter, die Admira Sechster. In der Winter-Transferzeit kauft Rapid den Star-Stürmer der Admira, um die Chancen auf den Meistertitel zu wahren. Der Aufschrei wird vermutlich ein großer sein. Was entgegnen Sie dem?
Ebenbauer: Dem entgegne ich die Frage: Was ist die Alternative? Bei der ganzen Reform war immer die Frage: Was ist schlecht daran? Was könnte man anders machen? Aber ich habe noch keine bessere Alternative gehört. Genauso hier: Was ist die Alternative? An wichtigster Stelle in einem Land steht das Nationalteam. Das Nationalteam ist zu schützen. Wenn das ÖFB-Team erfolgreich ist, läuft der Fußball besser. An zweiter Stelle kommen aus meiner Sicht die Klubs, die international tätig sind. Die Großklubs, die international die Punkte holen, müssen beschützt werden, damit sie international auch erfolgreich sind. Durch die UEFA-Bewerbe kommt viel Geld nach Österreich, dadurch steigt auch das internationale Renommee. Danach kommen die nationalen Bewerbe wie der Cup und eben die Meisterschaft. Wenn man fordert, dass die 22 Runden im Herbst gespielt werden müssen, dann muss man auch bedenken, dass es im Herbst drei Länderspiel-Termine gibt, dass österreichische Klubs im Normalfall zwei bis drei Qualifikations-Runden im Europacup spielen müssen und dass es derzeit drei Cup-Runden gibt, die im Herbst gespielt werden müssen. Wenn man diese Runden zusammenzählt und ein Großklub, der international tätig ist, seine Spieler dort überall einsetzen muss, darf man sich nicht wundern, wenn ein Spieler spätestens im November verletzt ist. Deswegen gilt es hier einfach den richtigen Ausgleich zu finden. Aus meiner persönlichen Sicht ist das, dass man das in Kauf nehmen wird müssen. Aber das ist eine Diskussion, die wir mit den Klubs noch führen werden und die dann die Klubs zu entscheiden haben.
LAOLA1: Keine Frage, das ist rational alles verständlich. Aber wird es auch emotional für den Fan verständlich sein?
Ebenbauer: Ich hoffe! Meine Hoffnung ist, dass das Verständnis vor allem dann da ist, wenn es darum geht, dass wir insgesamt erfolgreich sein wollen und nicht nur in dem einen Bereich.
Das Gespräch führte Peter Altmann