Während des Gesprächs mit Gerhard Goldbrich steht sein Handy selten still.
Ersatzgoalie Christian Gratzei ist ebenso dran, wie jemand, den er "Teamchef" nennt. Ob da Franco Foda oder Marcel Koller am anderen Ende war, wurde nicht geklärt.
Was außerdem nicht gelungen ist, ist ein wenig mehr Licht in die Causa des gescheiterten Transfers von Mario Leitgeb zu bringen.
"Über das Thema habe ich alles gesagt. Wenn seine drei Berater etwas anderes sagen, dann kann ich nichts machen", will der General Manager des SK Sturm dieses Thema gleich nach der Frage wieder abhaken.
Trotzdem war das, phasenweise auch sehr kontroversiell verlaufene, Gespräch am Ende nicht ohne Erkenntnisgewinn.
Goldbrich erklärt wie ein kaum eingesetzter Spieler wie Anastasios Avlonitis ausreichend gescoutet werden konnte, wie er mit der massiven Kritik aus dem Fanlager im Herbst umgegangen ist, warum er die Arbeit bei Sturm nicht ausreichend wertgeschätzt sieht und was die Champions-League-Mannschaft der Jahrtausendwende damit zu tun hat.
Außerdem erteilt er dem totalen "Jugendwahn" eine Absage. "Jung sein alleine reicht nicht."
LAOLA1: Welche Entwicklungen haben Sie im Vergleich zur Herbstsaison nach dem Bundesliga-Auftakt erkennen können?
Gerhard Goldbrich: Aus meiner Sicht haben sich viele Dinge positiv weiterentwickelt. Es ist klar herausgekommen, dass mit Michael Madl eine Persönlichkeit fehlt. Da mussten andere Spieler Verantwortung übernehmen. Zum Beispiel Daniel Offenbacher, der eine Performance abgeliefert hat, wie ich sie noch nicht von ihm gesehen habe. Das ganze Vorhaben, wie wir spielen wollen, hat sich weiterentwickelt.
LAOLA1: Wie will Sturm spielen?
Goldbrich: Wir wollen mit einem Dreieraufbau hinten herausspielen. Das heißt, wir wollen nicht, was viele jetzt machen, bedingungslos hoch nach vorne spielen und auf die zweiten Bälle gehen, sondern aus einer gesicherten Verteidigung heraus agieren, Ballbesitz haben und schnell umschalten. Wegen des auf den Gegner bezogenen Systems gilt es den Trainer zu fragen.
LAOLA1: Man hat im Trainingslager auch andere Systeme getestet. Inwiefern will man auch hier flexibler werden?
Goldbrich: Die Diskussion ist zu einem guten Stück überbewertet. Interessant ist, wie wir spielen möchten. Ob ich das jetzt in einem 4-3-3 oder mit einer Dreierkette spielen lasse, ist nebensächlich. Wichtig ist, wie wir das Spiel anlegen. Wir wollen auch nicht bedingungslos hoch attackieren, sondern im richtigen Moment und uns dann auch zurückziehen und kompakt stehen. Das ist systemunabhängig.
LAOLA1: Man will die Strategie und Spielanlage von der ersten Mannschaft bis in die Akademie durchziehen. Ist das mittlerweile so umgesetzt, wie man sich das vorstellt?
Goldbrich: Es gibt hier einen ständigen Austausch zwischen dem Chef- und dem Amateurtrainer. Es wird besprochen, was und wie trainiert wird, damit Amateurspieler relativ schnell nach oben kommen. Dazu gibt es eigene Gruppen, die aus Trainern und sportlichen Leitern bestehen, die Trainings analysieren und bewerten. Dass wir nicht immer diese Möglichkeiten haben wie zum Beispiel Red Bull Salzburg ist klar. Aber wir sind auf einem guten Weg. Es dauert nur seine Zeit, so etwas in einem Verein umzusetzen. Diese Zeit nehmen wir uns, auch wenn sie uns nicht gegeben wird. Immerhin sind solche Dinge im Verein vorher zig Jahre nicht passiert.
LAOLA1: Sie sagen, die Zeit wird Ihnen nicht gegeben. Warum glauben Sie, gibt es kritische Stimmen, wie jene von Friedrich Santner, die sagen: Warum gibt es überhaupt eine Akademie, warum gibt man so viel Geld aus, wenn es kaum Spieler ganz nach oben schaffen?
Goldbrich: Man muss sich nur ansehen, wie viele Bundesliga-Spieler bei Sturm ausgebildet worden sind.
LAOLA1: Die spielen aber nicht bei Sturm.
Goldbrich: Aber das ist ja ganz normal in der heutigen Zeit. Wie viele von Rapid ausgebildete Spieler spielen bei Rapid? Viele Spieler kommen auch wieder zurück, wie zum Beispiel Thorsten Schick. Man kann nicht jedes Jahr fünf Spieler in die Kampfmannschaft einbauen. Wir wissen aber, dass wir uns diesbezüglich weiter entwickeln müssen. Die fünf jungen Spieler, die heuer in Belek mit waren, sind alle sehr gut aufgetreten und haben aus meiner Sicht einen großen Schritt gemacht. Man kann aber nicht sofort erwarten, dass die in der Bundesliga spielen. Auch Sandi Lovric hat eine Zeit gebraucht. Jetzt hat er in Altach von Beginn an gespielt. Das heißt aber nicht, dass er einen Freibrief hat und Stammspieler ist. Aber so wie er jetzt auftritt, passt das. Und das hat im Herbst nicht immer gepasst. Da spielen bei einem jungen Menschen verschiedenste Faktoren mit. Wann sie soweit sind, entscheiden die bzw. der Trainer.
LAOLA1: 2012 hat man die Karriereplattform Sturm ausgerufen. Mittlerweile ist es 2016 und viel ist davon eigentlich nicht zu sehen. Was hat sich aus Ihrer Sicht getan?
Goldbrich: Es ist ja nicht so, dass es kein Spieler geschafft hat. Mit Karriereplattform sind auch, das habe ich immer gesagt, nicht nur die eigenen Spieler gemeint. Auch ein Sascha Horvath zählt dazu. Aus dem Eigenbau sind neben Lovric noch Andreas Gruber oder Benjamin Rosenberger im Kader, der leider einen Kreuzbandriss erlitten hat. Wenn man grundsätzlich einen bis zwei Spieler pro Jahr hoch bringt, dann ist das gut. Es gibt auch das Modell, Spieler wie Schmerböck oder Klaric zu verleihen, damit sie Spielpraxis sammeln. Wir wissen, dass wir in der Ausbildung nicht in jedem Bereich so weit sind wie andere, gerade im physischen Bereich. Hier stehen wir jetzt im Austausch mit England. Daran arbeiten wir.
"Wir sind jetzt soweit mit unseren Datenbanken, dass wir relativ viele Spieler auf jeder Position im Auge haben."
LAOLA1: In der vergangenen Transferperiode wurde mit Anastasios Avlonitis ein Spieler verpflichtet, der zuletzt kaum gespielt hat. Wie macht man sich von so einem Spieler ein Bild?
Goldbrich: Das ist über unsere Scouts Imre Szabics und Andreas Fehse gelaufen. Wir sind jetzt soweit mit unseren Datenbanken, dass wir relativ viele Spieler auf jeder Position im Auge haben. Die beobachten wir laufend und auch über einen längeren Zeitraum. Dazu hat man über Programme wie InstatScout oder Wyscout gute Möglichkeiten, Spieler sehr genau anzusehen. Vor einem halben Jahr wäre er nie leistbar gewesen. Es geht darum, die Spieler nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn man sich einen Spieler nicht sofort leisten kann, heißt das nicht, dass das nicht ein halbes Jahr später funktionieren kann.
LAOLA1: Wieso gibt es immer wieder unterschiedliche Aussagen von Ihnen und Franco Foda? Der Verein nennt sich selbst eine Karriereplattform und Foda sagt sofort, wenn ein Spieler geht, dass er einen neuen braucht. Passt das zusammen, immer einen arrivierten, fertigen Spieler zu holen, wenn man selbst welche hat, die man einfach ins kalte Wasser schmeißen müsste? So hat man es schon einmal gemacht, als man musste, weil man kein Geld hatte.
Goldbrich: Jeder Trainer der Welt hätte gerne einen arrivierten Spieler dazu, wenn er einen arrivierten verliert. Fakt ist: Wir haben drei Spieler verloren und zwei geholt, davon ist einer ein junger Hoffnungsträger mit James Jeggo. Einen erfahrenen Mann haben wir gebraucht. Das war aber nicht ein Auftrag von Foda, sondern wir suchen uns gemeinsam Spieler aus.
LAOLA1: Jeggo ist 23 Jahre alt. Ist er wirklich jemand, den man so entwickeln kann, dass man mit ihm einen großen Transferlös macht?
Goldbrich: Ja. Haben wir für Michael Madl Geld bekommen?
LAOLA1: Aber nicht viel.
Goldbrich: Wer sagt das?
LAOLA1: Eine Million Euro ist nicht viel.
Goldbrich: Woher wissen Sie so eine Summe, die im Übrigen gar nicht stimmt?
LAOLA1: Das ist die Summe, die kolportiert wurde. Für wirklich junge Spieler, die sich entwickeln wie zum Beispiel Marco Djuricin bekommt man drei Millionen. So viel war es bei Madl wohl nicht.
Goldbrich: Aus meiner Sicht geht der Weg dorthin, dass Spieler bis 25 oder 26 verkaufbar sind.
LAOLA1: Aber wirklich viel Geld bekommt man doch eher für Spieler, die mit 17 Jahren spielen und mit 19 verkauft werden, oder?
Goldbrich: Wir haben in den letzten zwei Jahren fünf Millionen Euro gemacht. Wir machen Transfers, weil wir Transfers machen müssen und das Geld brauchen. Wir werden unter Umständen auch jüngere Spieler verkaufen. Die müssen aber zunächst solche Leistungen zeigen, dass sie verkaufbar sind. Jung alleine ist zu wenig. Da muss die Einstellung passen, die Mentalität muss passen, da muss der Siegeswillen passen, da muss die Trainingseinstellung passen.
LAOLA1: Und sie müssen Spielzeit bekommen.
Goldbrich: Sie bekommen ihre Spielzeit schon. Manchmal erkennt man dann, dass es noch eine Spur zu wenig ist. Auch der Spieler selbst. Aber wir haben die letzten Liga-Partien mit sieben, acht Spielern unter 23 gespielt. Also irgendwann müssen wir mit dem Jugendwahn auch aufhören. Die richtige Mischung macht es aus.
LAOLA1: Es gibt seit der Generalversammlung im Jänner das selbst auferlegte Credo 17+8. Das heißt, acht Spieler im Kader müssen so genannte Perspektivspieler aus einer gewissen Altersgruppe sein. Ist es das Ziel, diese Plätze hauptsächlich mit eigenen Leuten zu befüllen?
Goldbrich: Natürlich, aber unser Ziel muss eigentlich anders formuliert werden. Wir wollen die jungen Leute in der Akademie so ausbilden, dass man hinsichtlich des Kaders für die erste Mannschaft irgendwann an den acht eigenen Leuten gar nicht mehr vorbeikommt. Im ersten Schritt werden wir es nicht mit acht eigenen Spielern schaffen. Deswegen haben wir jetzt jene wie Sascha Horvath, der nicht bei uns in der Akademie war und der trotzdem ein Perspektivspieler für uns ist. Donis Avdijaj zählt aber nicht dazu, weil er nicht dem SK Sturm gehört.
LAOLA1: Dieses vereinsinterne Ziel, wie überprüft man sich dabei selbst?
Goldbrich: Es ist natürlich schwer hinsichtlich der Bewertung, ist Spieler A besser als Spieler B. Aber bezüglich der Zahlen, wie der Altersstruktur, ist es sehr leicht überprüfbar, ob wir das Ziel erreicht haben oder nicht. Diese Regelung soll aber außerdem einmal eine grundsätzliche Messbarkeit darstellen, sonst können wir nichts erreichen. Wenn wir dann vielleicht wirklich einmal nur fünf oder sechs haben, dann haben wir trotzdem etwas geschafft. Nämlich insofern, als dass es eine strategische Vorgabe ist, die symbolisieren soll: Dort wollen wir hin. Es soll ein Auftrag an den ganzen Verein sein. Nichts ist leichter als zu behaupten, wir machen die beste Jugendarbeit und dann bekommt keiner eine Chance. Diese 17+8-Regelung ist als Auftrag für beides zu verstehen. Eine gute Jugendarbeit zu machen und zugleich ein Anstoß, diese auch sichtbar und messbar zu machen.
LAOLA1: Die sportlichen Belange im Verein zu verantworten klingt sehr zeitintensiv. Wie viel Zeit bleibt Ihnen noch für die restlichen Dinge?
Goldbrich: Mindestens zwei Drittel beträgt der Zeitaufwand für die sportlichen Dinge. Wiewohl man aber sagen muss, dass das kein 40-Stunden-Job ist, sondern ein Sieben-Tage-Job. Der sportliche Bereich betrifft bei weitem nicht nur die Kampfmannschaft.
LAOLA1: Es gab im letzten Herbst zunehmend Kritik von den Fangruppen an Ihrer Person, inklusive Scherzinserat in der Zeitung, am Trainer und auch am Präsidium des Vereins. Wie sind Sie damit umgegangen, wie schwer hat Sie das getroffen?
Goldbrich: Über die Art und Weise will ich gar nicht lange nachdenken, dazu nur so viel: Die Leute, die das Inserat damals lustig gefunden haben, sollten vielleicht auch daran denken, dass das Leute trifft, die mit viel Herzblut für den Verein arbeiten. Es sind außerdem Familien involviert, für die das nicht so ein Spaß ist. Zur Kritik an sich will ich festhalten, dass wir meiner Meinung nach im Rahmen unserer Möglichkeiten sehr viel weitergebracht haben. Ich würde es außerdem sehr begrüßen, wenn mir die Fans einmal direkt sagen würden, was sie sich wünschen. Nicht irgendwie polemisch oder durch Inserate in der Zeitung. Dann könnte ich das auch aufgreifen.
LAOLA1: Es gab aber doch einmal im Monat einen Jour Fixe mit den Vertretern der Fangruppen. In diesen Treffen wurden nie konstruktive Kritik oder Wünsche geäußert?
Goldbrich: Es war, solange es die Treffen gegeben hat, immer vereinbart, dass über die Inhalte Vertraulichkeit herrscht. Deswegen kann und will ich jetzt dazu nichts sagen. Lange Zeit waren diese Treffen eine super Basis, da sind sogar geplante Transfers besprochen worden, die nie vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangt sind.
LAOLA1: Was hat dazu geführt, die Treffen zwischen Geschäftsführung und Fans nicht mehr weiter abzuhalten?
Goldbrich: Also an mir ist es nicht gelegen. Interessanterweise haben wir in allen Sitzungen bis zum Ende der Treffen nie gestritten.
LAOLA1: Vor Weihnachten hat der Versuch einer Aussprache stattgefunden. Was ist dabei herausgekommen?
Goldbrich: Weil die Transferzeit damals schon sehr relevant war, musste ich bei dem Treffen nach eineinhalb Stunden gehen. Was schließlich herausgekommen ist, sollte man jene Personen fragen, die bis zum Ende dabei waren.
LAOLA1: Das klingt jetzt nicht danach, als hätten Sie Frieden gemacht.
Goldbrich: Wir haben nie gestritten, deshalb war es relativ schwierig, Frieden zu machen. Ich war auch nicht böse, weil irgendjemand Transparente aufgehängt hat. Es geht außerdem nicht nur um den Sportdirektor. Trainer und Mannschaft sind auch massiv kritisiert worden, teilweise auf derbem Niveau. Da wurde eine Grenze überschritten, die keine Gesprächsbasis mehr zugelassen hat. Ob es diese wieder geben wird, wird sich weisen.
"Heute sind wir schuldenfrei, haben positives Eigenkapital und niemand muss sich um den Klub Sorgen machen. Das erzeugt aber kaum positive Resonanz in der Öffentlichkeit."
LAOLA1: Was glauben Sie, woher kommt aber überhaupt diese massive Kritik? Warum sind die Fans so unzufrieden?
Goldbrich: Ich bin mir nicht sicher, ob es da um Personen wie mich oder Franco Foda geht. Es wurde ja sogar über den gezeigten Fußball gemault, als der Verein 2011 Meister geworden ist. Für mich ist es sehr stark auch damit zu begründen, dass viele mit der Champions League-Mannschaft aufgewachsen sind. Das war natürlich toll und super. Das Ergebnis war trotzdem ein Konkurs. Heute sind wir schuldenfrei, haben positives Eigenkapital und niemand muss sich um den Klub Sorgen machen. Das erzeugt aber kaum positive Resonanz in der Öffentlichkeit.
LAOLA1: Aber warum wird das nicht mehr hervorgehoben und bemerkt? Es kann ja nicht nur an der erfolgreichen Champions League-Zeit vor 15 Jahren liegen, an die alle, die heute schon alt genug sind, zurückdenken.
Goldbrich: Ja, natürlich tun wir uns heute insgesamt schwerer. Unabhängig ob jetzt jemand meine Transfers oder die Aufstellung von Foda kritisiert, wir können nicht mehr diese Spieler holen wie damals. Wenn wir bei Leuten wie Philipp Huspek nach einer Verhandlungsrunde schon nicht mehr mitkönnen, dann sieht man die Grenzen. Den fertigen Spieler, der in jeder Beziehung top ist, bekommt Sturm nicht mehr. Und speziell den Fans fehlt auch der natürliche Gegner. Gegner, wo sich die Anhänger auch einfach einmal auf das Singen konzentrieren könnten. Wir diskutieren ja nur mehr über Transfers, über Systeme – alles dreht sich nur noch um den Verein selbst.
LAOLA1: Ist die Conclusio, dass ein großer Teil des Sturm-Umfeldes nicht in der Realität angekommen ist? Dass man mit den veränderten Rahmenbedingungen nicht umgehen kann?
Goldbrich: Ich würde es nicht so verallgemeinern. Ich höre auch immer wieder, die Platzierung ist nicht so wichtig, wir wollen einfach tollen Fußball sehen. Die Erwartungshaltungen sind sehr unterschiedlich. Manche wollen nur mit Jungen spielen. Dann verlieren wir gegen Mattersburg, Grödig und Admira zu Hause und die anderen würden wieder schimpfen. Aber wir müssen insgesamt schon auf den Boden der Realität kommen. Wir sind Sturm Graz und haben finanziell einen Abstand zu den Wiener Vereinen und Red Bull. Im Duell der Verfolger wollen wir vorne dabei sein.
"Früher wäre nach dem Frühjahrsauftakt und einem Spiel wie in Altach einmal auf der Titelseite der "Kleinen Zeitung" gestanden: "Sturm um die Punkte betrogen." Heute steht: "Sturm hat gerade noch den Fehlstart verhindert." Fakt ist, dass wir betrogen wurden."
LAOLA1: Könnte man diesen Erwartungshaltungen nicht ein wenig vorbauen, vorab den Wind aus den Segeln nehmen, wenn man den Verein kommunikativ eindeutig so positionieren würde und nicht immer ganz andere Dinge nach außen getragen würde als Sie es jetzt sagen? Stichwort Präsidenten-Euphorie vor der Saison.
Goldbrich: Ich will hier kein Interview über Aussagen Vorgesetzter führen, die vielleicht völlig aus dem Kontext gerissen wurden. Außerdem haben wir uns in der Kommunikation mittlerweile sehr gut aufgestellt. Zu diesem Thema möchte ich aber schon die Frage stellen: Was bedeutet denn heutzutage noch das Wort Fan oder Anhänger? Wir sind leider soweit gekommen, dass wir so kommunizieren sollen, um der Kritik vorzugreifen. Dagegen verwehre ich mich. Und zugleich heißt es immer, wir seien verhabert mit den Medien. Früher wäre nach dem Frühjahrsauftakt und einem Spiel wie Altach einmal auf der Titelseite der "Kleinen Zeitung" gestanden: "Sturm um die Punkte betrogen." Heute steht: "Sturm hat gerade noch den Fehlstart verhindert." Fakt ist, dass wir betrogen wurden. Heute bekommt man aber leider nur noch Reichweite, User oder Klicks, wenn es ums Negative geht. Jedenfalls brauchen wir uns für nichts genieren. Sturm macht eine super Arbeit, aber sie wird nicht anerkannt.
LAOLA1: Der SK Sturm wird jetzt, vorsichtig ausgedrückt, von den lokalen Medien nicht unbedingt besonders unfair behandelt, oder?
Goldbrich: Ich weiß aber, dass es Medien und Journalisten gibt, denen am liebsten wäre, wenn jeder auf Sturm nur mehr hinhaut. Und die meiste Kritik kommt aus der Steiermark selbst, von so genannten Sturm-Fans. Und wenn einmal keine Kritik kommt, sind wir verhabert.
LAOLA1: Aus welcher Ecke kommt diese Kritik? Wo steht das "Schlechtreden"?
Goldbrich: Ich mache hier keine Medienanalyse. Darauf will ich nicht eingehen. Ich möchte eine Gegenfrage stellen: Warum hat mich in diesem Gespräch zum Beispiel niemand gefragt, warum wir 17 Jugendnationalspieler haben? Diese Frage kommt nie.
LAOLA1: Sie haben jederzeit die Gelegenheit, das im Gespräch anzubringen.
Goldbrich: Ich will Sie ja nicht steuern. Ich steuere es auch bei anderen Gesprächen nicht. Deswegen kommt es auch dort nie vor. Ich gebe keine Fragen vor, wie es oft behauptet wird.
LAOLA1: Aber Sie sind als Verein in Ihrer Medienpolitik sehr selektiv. Gewisse Medien werden bei Interviewanfragen nicht bedient.
Goldbrich: Wir haben die Strategie, gewisse Themen mit unseren hauseigenen Sturmmedien selbst zu machen. Das betrifft eben Themen, die manche Medien behandeln, die sich nur mit unserem Verein beschäftigen. Früher sind gewisse Dinge zudem einfach zu weit gegangen. Außerdem stellt sich hier die Frage: was ist überhaupt ein Medium? Wir haben mittlerweile so viele Anfragen, wir kommen nicht mehr nach. Deswegen gibt es die offiziellen Termine, wo wir alle zulassen.
Das Interview führten Jürgen Pucher und Andreas Terler