Es war und ist eine schwierige Premieren-Saison für Christoph Freund als sportlicher Leiter.
Doch am Ende könnte wieder das Double rausspringen. Der 38-Jährige folgte Ralf Rangnick 2015 bei Red Bull Salzburg nach und erlebte einen schwierigen Herbst.
Nach dem Aus in der Qualifikation zur Champions sowie Europa League sowie dem schlechtesten Bundesliga-Saisonstart in der Red-Bull-Ära folgte auch die früheste Trainer-Entlassung in der Klub-Geschichte.
Nach dem Aus für Peter Zeidler nach der Hinrunde wurde mit Oscar Garcia der Wunschtrainer geholt, mit dem Leader Salzburg fünf Runden vor Schluss der Meisterschaft sechs Punkte Vorsprung auf Rapid hat.
Im Cup-Halbfinale empfängt der Titelverteidiger am Mittwoch (20:30 Uhr) die Austria, den Vorletzten der Frühjahrstabelle. Das erstmalige Triple-Double in der heimischen Fußballgeschichte ist also trotz einer schwierigen Saison zum Greifen nahe.
LAOLA1 sprach mit Christoph Freund über sein erstes Amtsjahr und den Kader für 2016/17.
Ich kann nicht nachvollziehen, wenn geschrieben wird, wir würden zum Titel stolpern oder es wäre eine Katastrophen-Saison.
LAOLA1: Paul Gludovatz hat schon zum Meistertitel gratuliert. Nehmen Sie diese Gratulation an?
Christoph Freund: Nein, weil wir noch nicht Meister sind. Es sind noch fünf Runden zu spielen, es ist noch ein schwieriger Weg und im Fußball ohnehin alles möglich.
LAOLA1: Weil der Meister aktuell auch nicht sehr meisterlich spielt?
Freund: Die Ergebnisse sind sehr in Ordnung, wir haben seit Winter einen guten Punkteschnitt. Aber natürlich sind die Spiele teilweise sehr knapp. Entscheidend ist, dass wir die Punkte einfahren und die beiden Titel holen können. Dafür werden wir alles unternehmen und sind auch optimistisch. Noch nie hat ein Klub in Österreich drei Mal in Folge das Double geholt. Das wäre ein toller Erfolg für den Verein, zumal wir in dieser Zeit auch viel Geld durch sehr gute Transfers eingenommen haben. Aber ich will nicht mehr dazu sagen, denn in erster Linie müssen wir diese Ziele erreichen. Das wird schwierig genug, aber wir haben es auch in der eigenen Hand und das ist das Schöne daran.
LAOLA1: Man hat das Gefühl, Salzburg müsste sich für den Gewinn der Meisterschaft entschuldigen.
Freund: Das kann ich nicht nachvollziehen. Wir haben im Vergleich zum Vorjahr zu diesem Zeitpunkt nur drei Punkte weniger, Rapid einen. Wir hatten zu Beginn dieser Spielzeit acht Zähler Rückstand auf Rapid und haben nun sechs Punkte Vorsprung. Wir haben wieder gut in die Spur gefunden, obwohl es einen riesigen Umbruch und großes Verletzungspech, u. a. mit Leitgeb und Yabo, gegeben hat. Naby Keita stand uns auch längere Zeit nicht mit 100 Prozent zur Verfügung. Sollten wir trotz allem beide Titel holen, wäre das nach dieser schwierigen Saison ein riesiger Erfolg für uns. Deswegen kann ich nicht nachvollziehen, wenn geschrieben wird, wir würden zum Titel stolpern oder es wäre eine Katastrophen-Saison.
Er hat sehr schnell einen Draht zur Mannschaft gefunden, ist eine absolute Respektsperson, die die Mannschaft richtig gut im Griff hat.
LAOLA1: Wie bewerten Sie die Arbeit von Trainer Oscar Garcia bislang?
Freund: Er hat sehr schnell einen Draht zur Mannschaft gefunden, ist eine absolute Respektsperson, die die Mannschaft richtig gut im Griff hat. Er hat ihr eine Struktur gegeben und ich bin sehr froh, dass wir ihn im Winter zu uns holen konnten. Natürlich ist unser Spiel speziell in der Offensive noch ausbaufähig, aber das benötigt auch Zeit. Aber wir wollen uns auch punktuell verstärken, um noch mehr den Fußball, den sich Oscar vorstellt, umsetzen zu können. In erster Linie war wichtig, Konstanz in unsere Leistungen reinzubringen, kompakter und defensiv geordneter zu sein. Das ist gelungen.
LAOLA1: Sie sagen, offensiv sei es ausbaufähig. Ist Salzburg auch zu abhängig von Keita und Soriano?
Freund: Wir strahlen derzeit nicht so eine Torgefahr aus und wenn wir Tore schießen, sind Naby und Jonatan zumeist beteiligt. Da wollen wir uns natürlich verbessern, um als gesamte Mannschaft torgefährlicher zu werden. Es ist wichtig, dass wir unberechenbarer werden.
LAOLA1: Valentino Lazaro oder Yordy Reyna, um zwei Beispiele zu nennen, haben zwar Potenzial, aber hierzulande entscheiden sie aktuell keine Spiele. Wie wirkt sich das auf die Kaderplanung aus?
Freund: Wir werden versuchen, uns hier punktuell zu verstärken und die Qualität zu heben. Auf der anderen Seite wollen wir mit den Spielern, die hier sind, arbeiten, damit sie ihr Potenzial noch besser abrufen und sie sich steigern. Auf diese Weise wollen wir zukünftig mehr Torgefahr ausstrahlen.
Wir kennen ihn, er hat großes Potenzial.
LAOLA1: Die beiden geliehenen Spieler Hany Mukhtar und Omer Damari haben enttäuscht. Haben Sie in Salzburg Zukunft? Und wird die Option auf Yasin Pehlivan gezogen?
Freund: Die endgültige Entscheidung bezüglich Hany und Omer werden wir nach der Saison treffen, aber natürlich haben beide nicht so viel gespielt, wie wir uns oder sie sich das gewünscht haben. Bei Yasin können wir eine Option ziehen, uns aber auch so zusammensetzen. Da warten wir auch ab.
LAOLA1: Der „kicker“ berichtete, dass Gladbach wohl nicht die Option auf Martin Hinteregger ziehen wird. Wie ist der Status quo und wie könnte seine Zukunft aussehen?
Freund: Wir haben von Gladbach keine offizielle Nachricht erhalten und auch von Martin selbst nichts gehört. Die Option ist bis zum Ende des Monats zu ziehen. Sollte dies nicht der Fall sein, hat Martin bis Ende Juni Vertrag in Gladbach und ist dann wieder Spieler von Red Bull Salzburg. Wir wissen, was er für Salzburg geleistet hat, und welche Leistungen er bringen kann, wenn er richtig fokussiert ist. Wir werden uns erst damit beschäftigen, wenn es so weit ist.
LAOLA1: Wie schwierig wird es, Naby Keita zu halten?
Freund: Wir haben seinen Vertrag verlängert und wollen mit ihm ohne Störfeuer von außen in die internationalen Quali-Spiele gehen.
LAOLA1: Wie sehen die Transferwünsche von Oscar Garcia für den Sommer aus?
Freund: Wir sprechen über den Kader und mögliche Verstärkungen. Das ist normal. Wir befinden uns in guten Gesprächen und versuchen, die Mannschaft zu verstärken. Das eher in der Offensive.
LAOLA1: Mit Munas Dabbur? Hat man mit dem Grasshoppers-Stürmer noch Kontakt?
Freund: Er war im Winter ein Thema und ist ein interessanter Spieler.
LAOLA1: Gilt dasselbe für Leandro Trossard?
Freund: Wir kennen ihn, er hat großes Potenzial, aber da werden wir sehen. Grundsätzlich wollen wir die Transfers mit Anfang oder Mitte Mai abschließen, weil wir auch Anfang Juni mit dem Training beginnen und da die Mannschaft im Hinblick auf die internationalen Quali-Spiele beisammen haben wollen. Wir wollen eine längere Vorbereitung als in den letzten Jahren haben und für diese Spiele im Sommer arbeiten. Es wird nicht entscheidend sein zu reden, sondern vorbereitet zu sein.
LAOLA1: Was haben Sie für sich aus dem ersten Jahr als sportlicher Leiter mitgenommen?
Freund: Es ist schwierig, über sich selbst zu sprechen. Aber man kann schon sagen, dass es ein schwieriges Jahr war, in dem viel zusammengekommen ist. Vielleicht waren wir anfangs zu blauäugig, zu glauben, wir können so viele Abgänge so schnell verkraften. Aber im Endeffekt haben wir uns als Team, das von einigen bereits komplett abgeschrieben wurde, herausgezogen. Und es geht auch nicht um meinen Namen, sondern immer um das Team. Aber es hat bislang sehr viel Spaß gemacht und mich sicher auch geprägt.
LAOLA1: Hatte Red Bull eigentlich zu irgendeinem Zeitpunkt tatsächlich Kontakt zu Zoran Barisic?
Freund: Nein, niemals.
Das Interview führte Bernhard Kastler