Im ersten Teil des LAOLA1-Interviews schätzte Stefan Maierhofer die Chancen von Rapid Wien im EL-Playoff gegen seinen letzten Verein Trencin ein und äußerte sich kritisch zur Entwicklung bei den Grün-Weißen.
Im zweiten Teil nimmt er zur "Causa Entrup" Stellung und spricht über seine sportliche Zukunft und mögliche Österreich-Rückkehr:
LAOLA1: Wie stehst du generell zur „Causa Entrup“?
Maierhofer: Wollen die Fans jetzt jede Woche ein Plakat ausrollen, wenn ein Spieler von einem anderen Verein kommt? Dibon ist direkt von RB Salzburg zu Rapid gekommen, gab es da irgendein Theater? Nein. Der Spieler hat Vertrag bei Rapid, dann gibt er alles für diesen Verein. Zumindest war es bei mir so. Ich habe bei Duisburg unterschrieben, bei Wolverhampton, bei Rapid – ja ich habe auch bei Salzburg unterschrieben, aber auch bei Trencin und bei einigen anderen Klubs. Sobald ich wo unterschreibe, gebe ich alles für diesen Verein. Ja, ich habe eine Vergangenheit, aber die hat doch jeder. Nimm einen Fan aus der Westtribüne her, hat der noch nie ein Red Bull getrunken? Irgendwann muss das einfach aufhören. Die Fankultur ist schön, absolut positiv - solange die Leute Fahnen schwenken und singen. Aber bei einem 4:1-Sieg im Derby dafür zu sorgen, dass danach jeder nur über Randale, Schlägereien, Böllerwürfe oder sonstiges spricht, ist schade. Die Spieler am Platz wollen mit sportlichen Taten zeigen, welcher Verein besser ist. Wenn Rapid 4:1 gewinnt, brauche ich den anderen Fans nicht irgendetwas beweisen. Dann sage ich, dass wir uns in drei Monaten wieder sehen. Deswegen habe ich mich in Deutschland und England so wohl gefühlt.
LAOLA1: Waren die Anfeindungen oder Ausschreitungen dort nicht so schlimm?
Maierhofer: Dort wurde nicht so sehr unter der Gürtellinie agiert, auch was Transparente betrifft. Es gibt immer Ausnahmen, überall. In unserem kleinen Land ist es aber ganz extrem. Die Austria hat einen positiven Verlauf hinter sich und in der Europa-League-Quali mit Spartak Trnava einen starken Gegner ausgeschaltet. Im Endeffekt bleiben die schweren Ausschreitungen in Erinnerung. Warum kommen bei einem Spitzenspiel wie dem Derby an einem schönen Sonntag nur 15.000 Fans ins Stadion? Weil 10.000 oder 15.000 andere sagen, dass sie nicht hingehen, weil es immer Randale gibt. Davon sollte man wegkommen.
LAOLA1: Würdest du mit deiner Familie oder Kindern ins Stadion gehen?
Maierhofer: In Deutschland oder England funktioniert es. Bei uns in Österreich in gewissen Stadien nicht. Da sagen Eltern oder ehemalige Spieler, dass sie nicht ins Stadion gehen, weil sie ihren Kindern nicht jede zweite Minute die Ohren zuhalten wollen. Das ist schade. Leider ist das in Österreich immer noch ein großes Thema. Keiner hat Probleme, wenn einer „Trottel“ oder ähnliches hineinruft. Aber tiefe Beleidigungen über Minuten hinweg sind einfach traurig.
LAOLA1: Hast du einen Tipp für Maximilian Entrup, wie er mit dieser Situation umgehen sollte?
Maierhofer: Ich kenne ihn nicht persönlich und weiß nicht, wie er tickt – deswegen ist das schwer. Jeder muss damit anders zurechtkommen. Viele sagen, ich habe damals als Salzburg-Spieler in Hütteldorf in Richtung Rapid-Fans gejubelt. Das stimmt überhaupt nicht. Es war ein Schrei der Emotion. Ich habe mich nicht vor die West gestellt und gejubelt. Ich bin abgewichen und habe eher in Richtung VIP-Tribüne gejubelt, näher möchte ich nicht darauf eingehen. Ich persönlich habe den Hass in positive Energie verwandelt. Ich würde mir sagen: ‚Ihr sagt, ich bin es nicht wert, dieses Trikot zu tragen? Euch zeige ich es!‘ Trainer Mike Büskens hat ihn im Derby am Ende eingewechselt, das war ein schönes Zeichen. Es ist für ihn sicher nicht einfach, aber da muss er drüberstehen und sich durchkämpfen.
LAOLA1: Zurück zu deiner Situation. Was tut sich aktuell bei dir?
Maierhofer: Ich halte mich privat fit. Zudem bin ich mit meiner Firma Sportscon beschäftigt, mit der meine drei Partner und ich selbst Fußballer betreuen. Ansonsten gebe ich einfach Gas, es gab auch schon Angebote. Ich bin jetzt 33 Jahre alt, aber schon in den letzten beiden Jahren habe ich nicht beim erstbesten Angebot zugeschlagen. Es muss alles passen – die Stadt, die Liga, die Rahmenbedingungen. Wenn etwas aus Asien kommt, wo viel Geld im Spiel ist – warum nicht? Ich wäre ja dumm, wenn ich das ausschließen würde. Das machen ganz andere Spieler, bei denen geht es aber um ganz andere Summen. Es wird sicher irgendwann eine Türe aufgehen, die passt. Dann spiele ich sicher noch zwei bis drei Jahre. Ich bin fit und es macht mir Spaß, Karriere-Ende ist kein Thema.
LAOLA1: Wie lange wartest du zu? Setzt du dir einen gewissen Zeitrahmen?
Maierhofer: Naja, im letzten Jahr hatte ich beispielsweise ein Probetraining bei Standard Lüttich. Ich habe zweimal mittrainiert, sie wollten, dass ich ein Spiel mache. Ich erziele in dieser Partie zwei Tore, breche mir dabei aber die Hand. Der Verein hatte mich nicht versichert, dann stand ich im November mit einem Gips da. Dann sagen andere Vereine, dass ich seit Sommer keinen Verein hatte. Das war eine richtig harte Situation. Ich hoffe, dass das nicht wieder passiert. Probetrainings mache ich nur mehr, wenn ich versichert bin. Das sind Dinge, die man dazulernt. Man lernt nie aus, auch in meinem Alter nicht. Ich will zeitnah wo unterschreiben und zu guten Bedingungen Fußball spielen.
"Ich will zeitnah wo unterschreiben und zu guten Bedingungen Fußball spielen."
LAOLA1: Wie realistisch ist es, dass die nächste Station in Österreich ist?
Maierhofer: Wenn keine Anfrage aus Österreich kommt, kann ich nicht in Österreich unterschreiben. Letztes Jahr hatte St. Pölten Interesse, es hat einfach nicht ganz gepasst. Ich freue mich für den Verein und das Land Niederösterreich über den Aufstieg. In diesem Sommer gab es aber keine einzige Anfrage aus Österreich. Im Ausland – zum Beispiel zweite oder dritte deutsche Liga – ist das Zuseher-Interesse größer, das reizt mich auch. Aber wenn ein Verein auf mich zukommt, bei dem alles passt und ich die Philosophie unterstützen will, kann ich mir einiges vorstellen.
LAOLA1: Zum Abschluss eine freche Frage: Hättest du es finanziell überhaupt noch nötig, Fußball zu spielen?
Maierhofer: Es glauben immer viele, dass ich ausgesorgt hätte. Ich habe meinen ersten Profi-Vertrag aber erst mit 25 Jahren unterschrieben. Davor war ich Amateur bei Bayern München, habe dort in den ersten zwei Jahren 4.000 Euro brutto verdient. In den letzten Jahren habe ich mehr verdient, mir geht es gut. Ich bin aber nicht der Typ, der sagt, ich habe ausgesorgt und muss nichts mehr machen. Ich will mich auch weiterbilden. Letztes Jahr habe ich mein Sport- und Eventmanagementstudium abgeschlossen und die UEFA-B-Lizenz absolviert. Ich will auch in Zukunft im sportlichen Bereich tätig sein. Zuerst will ich mir als Spieler noch die eine oder andere Sache ansehen, danach vielleicht als Trainer, Co-Trainer, Jugendtrainer oder Manager weitermachen. Man wird sehen. Die eine Tür geht zu, die nächste geht auf. Es ist wie in einem fließendes Gewässer – mal schauen, wo ich als nächstes andocke.