Am Donnerstag wurde Lassaad Chabbi als neuer Trainer der SV Ried vorgestellt.
"Man kann sagen, ich rede nur, aber man kann sehen, wo Lustenau jetzt steht", verweist der 55-Jährige auf den Erfolg mit seinem Vorgänger-Klub.
Das war auch der entscheidende Faktor, warum er geholt wurde. "Für mich war klar, dass wir jemanden brauchen, der diese Situation kennt", sagt Sportchef Fränky Schiemer.
Chabbis Devise: "Rieds Kader ist Bundesliga-tauglich, Fußball spielt sich nicht aber nur in den Füßen ab."
"Wunderbarer Monat März"
Der gebürtige Tunesier bringt gleich von Start weg frischen Wind ins Innviertel: "März ist ein wunderbarer Monat. 2015 habe ich Austria Lustenau auch im März übernommen."
Lustenau hielt in akuter Abstiegsgefahr nicht nur die Klasse, sondern mauserte sich auch zu einem Aufstiegsaspiranten. Dieser Turnaround soll auch in Ried gelingen. Deswegen wurde ein Vertrag bis 2019 unterzeichnet, der im "worst Case" aber auch für die Erste Liga gilt.
Chabbi soll der Mann für die Zukunft sein, vorerst geht es aber um die Gegenwart. Am Samstag empfängt Schlusslicht Ried die Wiener Austria. Mattersburg hat ebenfalls 20 Punkte, St. Pölten ist schon vier Zähler weggezogen.
Der neue Trainer macht den Fans Hoffnung: "Damals in Lustenau haben wir das erste Spiel gegen den Tabellenführer Mattersburg 3:1 gewonnen. Ich kenne den österreichischen Fußball sehr gut, bin seit 30 Jahren in Vorarlberg. Ich kenne auch die Mannschaft sehr gut und Ried gehört nicht dorthin, wo die Mannschaft aktuell ist."
Nur das 1:6 gegen RBS nicht gesehen
Chabbi ("Ich brauche den Trainer-Job nicht, aber ich liebe ihn") hat sich bereits Ried-Spiele auf Video angesehen, das 0:1 beim WAC sowie das 0:1 bei der Admira. Das 1:6 gegen Salzburg ließ er aus: "Das wollte ich nicht sehen. Das war mir zu negativ".
Vor dem ersten Training wird sich Chabbi mit dem Mannschaftsrat und vor allem Kapitän Thomas Gebauer austauschen. Und dann dürften auch die Fußballer eine Motivationsrede hören.
"Ried hat gegen die Admira sehr gut gespielt, aber hatte zu wenig Selbstvertrauen vor dem Tor", will Chabbi hier ansetzen und verweist auf das Beispiel Raphael Dwamena: "Er hat in Liefering kein Tor erzielt und bei uns dann in 22 Spielen 21. Die Spieler machen irgendwann ihre Tore."
"Mit einer Hand kann man nicht klatschen."
Der neue Mann am Ruder weiß aber auch, "dass es Schwächen gibt, sonst wären wir nicht Letzter. Der Kopf ist hier wiederum ganz wichtig. Warum steigt Leicester City, das letztes Jahr Meister wurde, vielleicht heuer ab? Das Wort Abstieg habe ich aus der Festplatte gelöscht."
Chabbi zitiert Carrell und bespricht LAOLA1-Story
Auch an die Ehre appelliert Chabbi: "Die Spieler müssen auch wissen, dass es hier um Arbeitsplätze geht. Fußball ist nicht nur ein Spiel, sondern ein Beruf. Meine Pflicht ist es nun, eine gute Mannschaft zu bauen, die auch den Menschen auf der Tribüne Freude macht. Man kann verlieren, aber nur, wenn die andere Mannschaft besser ist."
"System spielt kein Fußball", will sich Chabbi diesbezüglich nicht festlegen und hält sich zugeknöpft, zitiert im Kontext der Austria-Partie auch Rudi Carrell: "Lass dich überraschen."
Als Teamplayer will Chabbi, der auf Disziplin setzt und dessen Wunschkandidat als "Co" kurz vor der Verpflichtung steht, das Blatt wenden: "Ich bin kein Herrscher. Ich habe zwei Mal bei Pep Guardiola hospitiert, da ist es nicht anders. Mit einer Hand alleine kannst du nicht klatschen."
Abschließend wurde in der Keine-Sorgen-Arena auch noch auf eine LAOLA1-Story eingegangen, ob Chabbi in der Bundesliga ("Die hat mich gereizt, hoffentlich kommt mein Freund Oliver Glasner mit dem LASK im Sommer rauf, dann haben wir hier Fußball-Feste") dann doch auch Sonntags arbeiten würde.
"Natürlich, wenn Betrieb ist, dann muss man arbeiten", sagt Chabbi und fügt lächelnd an: "Aber sonst gibt es von meiner Frau den besten Couscous."