Die grün-weiße Fan-Seele ist eine gebeutelte - entweder zu Tode betrübt oder himmelhochjauchzend.
Das Momentum schlägt rasant um. Beim 0:0 gegen Admira riss einmal mehr der Geduldsfaden der Rapid-Anhänger, die der Mannschaft mit wütenden Gesten die Verabschiedung verweigerten. Beim 1:2 in Wolfsberg dasselbe Bild.
Doch gegen RB Salzburg blieben Protest-Aktionen aus. Selbst nach der bitteren 0:1-Niederlage setzten die Supporter ein Zeichen und stellten sich geschlossen hinter das Team.
"Das honoriert das Rapid-Publikum!"
Die Südtribüne, die den Block West beherbergt, war noch Minuten nach dem Schlusspfiff bis zum Bersten gefüllt. Früher gehen war die diesmal beachtliche Zuschauerkulisse von 23.200 Besuchern nicht angesagt.
Unter tosendem Applaus wurde die Mannschaft trotz Fortsetzung der sportlichen Talfahrt verabschiedet und gefeiert. Es fand eine Art Versöhnung statt, da die Anwesenden die Art und Weise des Auftritts zu schätzen wussten.
"Heute war es so wie immer! Sie haben uns super unterstützt und ich glaube, sie haben gesehen, dass wir alles versucht haben. Das honoriert das Rapid-Publikum", war Kapitän Stefan Schwab gegenüber LAOLA1 froh über die Rückendeckung von den Rängen.
Anders als bei den enttäuschenden Leistungen gegen die Admira und den WAC sprang diesmal der Funke aufgrund der Einsatzbereitschaft und dem Willen bis zur letzten Minute auf die Fans über.
Positive Reaktionen auf positive Leistung
Von Pfiffen, Transparenten oder abweisenden Gesten keine Spur. Trainer Damir Canadi sieht sich und die Mannschaft auf dem richtigen Weg, nur noch die Ergebnisse müssten sich langsam aber sicher einspielen.
"Absolut. Die Fans haben gesehen, was die Mannschaft investiert und geleistet hat. Deshalb haben sie geklatscht. Rundherum im Stadion hat man gesehen, was sie geleistet hat. Das hat jeder hier im Stadion honoriert."
LAOLA1-Analyse - Drei Dinge, die bei Rapid bzw. Salzburg auffielen:
Schwab weiß, wie schwierig die Situation ist. Und aufgrund der ausbleibenden Erfolgserlebnisse war auch der Unmut und die Enttäuschung im Umfeld durchaus nachvollziehbar.
"Danke ans Publikum, dass sie uns heute so angepeitscht haben. Das ist in der Situation auch nicht so selbstverständlich. Es gab jetzt in den letzten Wochen nie einen Streit mit den Fans. Sie unterstützen uns in jedem Spiel. Wenn wir gegen WAC auswärts verlieren oder daheim gegen Admira 0:0 spielen, ist klar, dass sie enttäuscht sind. Wir genauso."
Krankl schwärmt von Unterstützung in der Krise
Hielten sich die Spieler im Bezug auf die verärgerten Fans zuletzt mit Aussagen zurück, wurden sie diesmal nicht müde, das klare Zeichen und die unterstrichene Unterstützung für Rapid hervorzuheben.
"Es ist ein tolles Gefühl. Ich bin froh, bei diesem Verein zu sein und solche Fans zu haben. Sie sind immer wieder einmalig und geben einem auch was zurück, wenn man verliert. Sie haben gesehen, dass wir alles gegeben haben. Aber trotzdem müssen wir wieder anfangen zu punkten", blickt Mario Sonnleitner schon wieder nach vorne.
Selbst der mittlerweile sehr kritische "Rapidler des Jahrhunderts" Hans Krankl kam diesmal nicht drumherum, sich zur Stimmung im Allianz Stadion zu äußern und schwärmte:
"Diese Fans, wie die ihre Mannschaft 90 Minuten lang unterstützen, obwohl sie nicht im eigenen Stadion gewinnen - das ist unglaublich. Ich habe so einen Anhang und so eine bedingungslose Leidenschaft, die Mannschaft zu unterstützen, noch nie auf der Welt gesehen. Umso mehr wundert es mich, dass die Mannschaft diesen Rückhalt nicht noch mehr mitnimmt und das Tor erzwingt."
Dabei sollte es der TV-Experte genauso wie der Großteil der Mannschaft aus eigener Erfahrung wissen, dass der Wind sich schnell wieder drehen kann. Denn mit einer weniger zufriedenstellenden Leistung bei Sturm Graz würde die Fan-Seele erneut zu brodeln beginnen.