Das 321. Wiener Derby war ein Spiel so ganz nach dem Geschmack von Raphael Holzhauser.
Der souveräne 2:0-Auswärtserfolg im Hütteldorfer Allianz Stadion gegen Rapid löste bei der Austria Jubelstürme und teilweise auch Schadenfreude aus.
Zumindest Holzhauser ließ es sich nicht nehmen, nach dem Vorstoß der Violetten auf den zweiten Tabellenplatz in Richtung des kriselnden, grün-weißen Erzrivalen zu sticheln: "Wenn man 19 Punkte vor Rapid ist, ist ganz klar, wer die Nummer 1 in Wien ist."
"Rapid war die ganze Zeit unterlegen"
Für den Mittelfeld-Strategen sagt der Riesen-Vorsprung auf die Hütteldorfer einiges über die gute Saison der Veilchen aus.
Kapitän Alexander Grünwald gab Holzhauser in dieser Richtung recht, gab sich jedoch viel zurückhaltender: "In dieser Saison ist es so. Ich betrachte das mit sehr viel Demut. Sicher ist es schön, so viele Punkte vor Rapid zu sein, aber wir müssen auf uns schauen."
Holzhauser fasste die 90 Minuten trocken zusammen und legte verbal nach: "Rapid war die ganze Zeit unterlegen."
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Die Hütteldorfer hatten zwar mehr Ballbesitz, richtig gefährlich wurden die Hausherren aber kaum - während die Austria im Konter zahlreiche Chancen auf einen höheren Sieg ausließ.
Rapid-Krise gefällt Holzhauser
Der 24-Jährige blühte im Westen Wiens auf. Obwohl er in der Jugend bis zur U19 bei Rapid spielte, hat er mit seinem Ex-Klub nichts mehr am Hut. Aber so gar nicht.
Das merkte man von der ersten Minute an, als er von den Rapid-Fans mit wütenden Buhrufen empfangen wurde. Dass sich der Führungsspieler in den letzten Jahren bei den Grün-Weißen keine Freunde gemacht hat, ist wenig überraschend.
Im Derby unterstrich er das, baute sich beim Gang zur Eckball-Ausführung vor dem "Block West" auf, ging keiner verbalen Auseinandersetzung mit Gegenspielern aus dem Weg und polarisierte - wie so oft.
"Wir haben ja gewusst, Rapid ist verunsichert. Ist ja ganz klar. Der eine Sieg gegen Altach hat ihnen jetzt auch nichts gebracht", hatte Holzhauser nach dem Schlusspfiff gut lachen. "Wir haben auf die Fehler von Rapid gewartet und haben gewusst, dass da einige kommen werden."
Emotionsgeladenes Derby wurde zum Triumphzug
Der Sieg ging für ihn ganz klar in Ordnung. Seiner Meinung nach hätte der Erfolg durchaus noch höher ausfallen müssen, wenn Larry Kayode Riesen-Chancen genützt hätte.
"Wenn Larry einen bisschen besseren Tag hat, macht er zwei, drei Tore, dann geht das Spiel anders aus. Aber wir wissen, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Rapid hat Riesen-Respekt vor ihm."
In der Partie waren viel Brisanz und kleine Scharmützel. Etwa als Joker Kevin Friesenbichler Gegenspieler Christopher Dibon nach einem Disput beim Schlusspfiff den Jubel über den Sieg ins Gesicht schrie.
Holzhauser kostete den zweiten Sieg im zweiten Spiel in Rapids neuer Heimstätte besonders aus. Aber auch seine Kollegen und der Trainer waren in Feierstimmung.
"Rapid hat inzwischen zwei Mal den Trainer und Systeme gewechselt. Was intern abläuft, weiß ich nicht. Sie haben aber natürlich auch Vertrauen verloren. Nach unserer 1:0-Führung haben sie sich wieder daran erinnert. Da sieht man, dass Spieler kopflastig sind", versuchte Trainer Thorsten Fink Gründe für die noch stärkere Leistung als beim ersten Saisonsieg in Hütteldorf zu finden.
Nach Krise und Kritik auf dem Weg nach Europa
"Wenn man in Hütteldorf ein Derby gewinnt, der Vorstand und wir Spieler zufrieden sind, dann haben wir alles richtig gemacht. Zwei Spiele, zwei Siege hier - das ist natürlich schön", stellte Grünwald klar.
Vor allem war es ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Denn nicht umsonst verwies Holzhauser auf die jüngste Krise und die externe Kritik, während man nach den Siegen gegen Mattersburg und Rapid wieder voll im Soll ist.
"Ganz ruhig. Wir haben noch nicht unser Ziel erreicht. Wir sind auf einem sehr guten Weg. Vor zwei Wochen waren wir schon wieder weg, jetzt sind wir auf einmal wieder Zweiter. Jetzt warten zwei wichtige Wochen auf uns. Unser Ziel ist ganz klar der Europa-League-Platz, also die Top 3. Das schaut zur Zeit sehr gut aus."
Dass Rapid währenddessen noch gegen den Abstieg spielt, nehmen die Veilchen so mit. Diesen Anlass für Sticheleien lässt sich Holzhauser bekanntlich nicht entgehen.