Ein Blick auf die Bundesliga-Tabelle offenbart Rapids freien Fall.
Die Grün-Weißen stehen nach dem 1:1 in Mattersburg, dem ersten Punkt unter Neo-Trainer Damir Canadi, nur mehr auf dem 7. Tabellenplatz.
"Es ist überhaupt nicht leicht. Eine schwierige Phase, aber es hilft nichts. Wir müssen alle zusammen da raus. Wir brauchen einfach einen Sieg, um den Negativlauf zu stoppen. Wir müssen weiter Gas geben. Es hilft nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und nur zu zweifeln", sagt Christopher Dibon.
"Man muss mit den kleinen Dingen zufrieden sein"
Der Defensivspieler lief diesmal in neuer Rolle vor der Abwehr auf. Die Verzweiflung ist aber nicht nur ihm ins Gesicht geschrieben. Die Hütteldorfer fühlen sich wie im falschen Film und trotzdem stützt man sich auf Durchhalteparolen.
"Wir sind nicht zufrieden, dürfen wir auch nicht sein. Nichtsdestotrotz haben wir aus dem Spiel keine Chance zugelassen. Sie wollten im Umschaltspiel ihr Glück versuchen, da haben wir aber schon sehr gut dagegengehalten", sucht der Coach bei "Sky" zumindest im Ansatz positive Aspekte.
Rapid fehlt das Selbstvertrauen, die Ideen, die spielerische Linie, welche die Mannschaft über Jahre ausgezeichnet hat. Auch in Mattersburg tat man sich lange Zeit schwer, die wenigen guten Torchancen wurden zu leicht vergeben.
"Man merkt schon eine gewisse Verunsicherung im Pass- und Kombinationsspiel, oder auch mutiger ins Eins-zu-Eins zu gehen. Aber Mut kommt über Ergebnisse. Jetzt haben wir einen Punkt mitgenommen, mit dem wir nicht glücklich sind, aber man muss dann auch mit kleinen Dingen zufrieden sein", überrascht Canadi.
"Sieht, dass nicht alles so leicht von der Hand geht"
Wie der Turnaround gelingen soll, weiß derzeit keiner so genau. Beim Schlusslicht war ein Sieg einprogrammiert, jetzt geht es am kommenden Wochenende daheim gegen den Vorletzten St. Pölten.
"Wenn wir es wüssten, hätten wir es längst geändert", unterstreicht Dibon die Ratlosigkeit. "Wir müssen wieder zu 100 Prozent in die Zweikämpfe gehen, lauffreudig sein, richtig Gas geben und alles raushauen – dann kommt erst wieder das Spielerische dazu. Wir brauchen einfach drei Punkte, egal wie. Wir müssen uns das einfach mal erkämpfen. Der Einsatz der Mannschaft stimmt, aber man sieht, dass nicht alles so leicht von der Hand geht."
Der Chefbetreuer muss derzeit mitansehen, wie Altach die Tabellenführung erklimmt, während er den Vorarlbergern den Rücken kehrte, um bei Rapid durchzustarten. Zumindest der Start war alles andere als erfolgsversprechend.
"Mühsam ist gar nichts, es ist eine Herausforderung. Ich als Trainer hätte es mir auch anders vorgestellt. Aber man muss im Fußball auch bereit sein, einen Schritt zurück zu gehen. Die Mannschaft ist doch verunsicherter als erwartet. Man muss ihr die Unterstützung geben. Es waren Aspekte dabei, die auch okay waren."
"Ich werde alles dafür tun und Lösungen anbieten"
Immer wieder wird betont, sich bestmöglich in die Winterpause verabschieden zu wollen und noch so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Doch gerade in dieser Hinsicht ist Rapid derzeit noch auf verlorenem Posten.
Dazu kommen die vielen Umstellungen - teils verletzungsbedingt, teils aufgrund enttäuschender Leistungen einzelner Leistungsträger. Doch Canadi gibt die Hoffnung nicht auf, dass es schon bald wieder bergauf geht.
"Ich freue mich auf diese Aufgabe, werde weiterhin das Beste und dem Team Unterstützung geben. Die Situation ist so, wie sie ist. Die Mannschaft wird sehr viel daraus lernen und daran wachsen. Wenn sie da drüberkommen, werden sie dann hintenraus sehr viel mitnehmen können. Wir sind alle nicht mit der Situation zufrieden, wie sie ist, aber wir müssen sie annehmen. Ich werde alles dafür tun und der Mannschaft Lösungen anbieten, dass es wieder besser wird."
Das ist nach nur einem Sieg in den letzten neun Bundesliga-Spielen Pflicht. Ruhiger wird es in Hütteldorf definitiv nicht, der Druck wächst. Und eine Garantie, dass der freie Fall ein Ende findet, gibt es ohnehin nicht.