Es ist schwer, in dieser Krisen-Saison Gewinner beim SK Rapid auszumachen.
Maximilian Wöber ist mit Sicherheit einer. Der 19-Jährige hat die Chance genützt, sich im Frühjahr als Stammspieler aufzudrängen.
Gegen den WAC glänzte der Youngster mit hundert Prozent gewonnenen Zweikämpfen (11/0). „Das werde ich nicht mehr so oft schaffen“, gibt sich Wöber bescheiden.
Von Trainer Djuricin bekommt er aktuell den Vorzug gegenüber Mario Sonnleitner und Christoph Schösswendter – und das in der Matura-Zeit.
Stressige Maturazeit, eindrucksvolle Statistiken
Der in Wien-Hernals aufgewachsene Defensivspieler ist mit 71,23 Prozent gewonnener Zweikämpfe überhaupt der beste Zweikämpfer der gesamten Bundesliga - wenngleich er im Vergleich zu anderen Spielern aber weitaus weniger Einsätze (719 Minuten) aufzuweisen hat.
An eine weiße Weste wie gegen den WAC kann er sich in seiner Karriere noch nicht erinnern. „Vielleicht in der Regionalliga, da gibt es aber nicht so ausführliche Statistiken. Für einen Innnenverteidiger ist das der beste Wert, den man haben kann. Das habe ich bei der Matura gelernt, dass nicht mehr als 100 Prozent geht“, lacht Wöber.
Denn neben den Einsätzen bei den Profis bekommt er derzeit auch seine schriftliche Matura unter einen Hut – durchaus beachtlich.
„Es ist zurzeit sehr stressig. Mathe, Deutsch, Englisch - so wie es aussieht, ist alles positiv verlaufen. Mir fällt ein großer Stein von Herzen, jetzt kann ich mich wieder auf den Fußball konzentrieren.“
Trainingsplan wurde für Wöber verändert
Damit sich alles ausgeht, zeigte sich sogar das Trainerteam kooperativ und ermöglichte dem großgewachsenen Verteidiger somit Matura, Trainings und Spiele zu managen.
„In Absprache mit den Trainer wurde der Trainingsplan verändert, so dass ich teilnehmen und gegen den WAC spielen konnte“, bestätigt Wöber.
Für Djuricin, sofern möglich, eine Selbstverständlichkeit: „Ich würde das für jeden Spieler machen. Er ist sehr wichtig für uns geworden, das hat man gesehen. Ich würde es für jeden machen, wenn ich der Meinung bin, dass es wichtig ist.“
Schulisch ist für Wöber jedoch noch nicht alles abgeschlossen. Denn im Juni folgen noch die mündlichen Prüfungen.
„Wenn die Schule erledigt ist, ist das genauso Erholung wie Urlaub“
Zwar erst nach dem ÖFB-Cup-Finale am 1. Juni, allerdings wird der Urlaub dieses Jahr ein kurzer werden.
„Nach dem Cup-Finale steht dann noch das U21-EM-Quali Spiel gegen Gibraltar an, dann die mündliche Matura. Der Urlaub ist somit sowieso ein bisschen verkürzt. Aber wenn die Schule erledigt ist und ich mich voll auf den Fußball konzentrieren kann, ist das genauso Erholung, wie wenn ich in Urlaub fahren würde“, bleibt Wöber relaxt.
Mit dem Auswärtsspiel bei RB Salzburg wartet ein weiteres Highlight in seiner noch jungen Karriere. Am liebsten würde er die Mozartstadt als Partycrasher der Bullen-Meisterfeier verlassen.
Im Vordergrund steht jedoch Rapids Erfolg und das endgültige Ende aller Abstiegssorgen.
Rapid hat Vorrang, Scouts interessieren nicht
Der SK Rapid steht bei Wöber auch in der Zukunftsplanung vorerst an erster Stelle. Als Eigenbauspieler, der viele Jahre im eigenen Nachwuchs verbrachte, lebt er derzeit seinen Traum.
Seit Jänner 2016 steht er im Profikader, seine erste Bewährungsprobe ermöglichte ihm noch Zoran Barisic im Februar 2016 beim Europa-League-Rückspiel gegen Valencia (0:4). Zwischenzeitlich unter Mike Büskens zurück in die zweite Mannschaft gestuft, war er unter Damir Canadi wieder Kader-Bestandteil, unter Djuricin spielt er regelmäßig. Und köpfte Rapid mit seinem ersten Tor gegen St. Pölten zum Aufstieg ins Cup-Semifinale, wo auch der LASK ausgeschaltet werden konnte.
Mit seinen Leistungen in jungen Jahren gibt es jetzt schon einige internationale Interessenten, Scouts kommen wegen ihm zu den Spielen. Ein ganz spezielles Auge hat Europa-League-Finalist Ajax Amsterdam auf den Verteidiger geworfen. "Nur weil Max laufend von Ajax beobachtet wird, heißt das nicht, dass man bei der ersten Gelegenheit von Rapid weglaufen muss", sagt sein Berater Walter Künzel im "Kurier".
Wöber selbst stellt klar: „Mein Ziel ist es ganz klar, hier Fuß zu fassen, mir zu hundert Prozent ein Stammleiberl zu erspielen. Alles andere kommt mit guten Leistungen von alleine. Ich mache mir keine Gedanken, wer auf der Tribüne zuschaut. Man freut sich, wenn man etwas in der Zeitung liest, aber der Großteil stimmt eh nicht oder sind Gerüchte – was Scouts betrifft.“
Wenn Wöber so weitermacht, steht einer vielversprechenden Karriere aber wohl nichts im Wege.