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Salzburgs Seonbuchner: "Haben alles in der Mannschaft"

Bernhard Seonbuchner sieht seine Mannschaft für die kommenden Aufgaben gut gerüstet. Künftig soll die eigene Akademie noch enger eingebunden werden.

Salzburgs Seonbuchner: Foto: © GEPA

Zuerst der Showdown um den Europacup-Verbleib am Dienstag (21.00 Uhr/LIVE-Ticker >>>) gegen Benfica Lissabon, dann seine erste Transferperiode im Amt.

Auf Salzburg-Sportdirektor Bernhard Seonbuchner warten spannende Wochen.

Im Interview mit der APA sprach der 40-jährige Bayer über seine Planungen für die Winterübertrittszeit, seine Vorgänger Christoph Freund und Ralf Rangnick und darüber, warum bei Trainer Gerhard Struber das "Gesamtpaket" stimmt.

Frage: Ihre erste Halbsaison im Amt steht vor dem Abschluss. Was ist aus Ihrer Sicht gut gelaufen und wo sind die größten Schwierigkeiten gelegen?

Seonbuchner: "Ich bin ja erst im September auf den fahrenden Zug aufgesprungen und habe anfangs viel Zeit damit verbracht zu beobachten und zu begleiten, die Dinge auf mich wirken zu lassen. Aktuell sind wir in der Bundesliga Tabellenführer. In der Champions League haben wir gegen Benfica die Karten auch selbst in der Hand. Damit haben wir das, wo wir vor der Saison hinwollten, aktuell umgesetzt. Wenn man den Cup noch dazunimmt, denke ich, dass ergebnistechnisch alles passt. Die größte Herausforderung des Herbstes war, dass wir immer wieder Verletzte gehabt haben."

Frage: Im Wintertransferfenster haben Sie zum ersten Mal die Möglichkeit einzugreifen. Worauf liegen die Prioritäten?

Seonbuchner: "Der Winter ist nicht so ausschlaggebend wie ein Sommertransferfenster. Wir haben quantitativ und qualitativ einen sehr guten Kader. Wir sind nicht unter Zugzwang, etwas zu tun, wir schauen uns das eher strategisch an. Es kann immer wieder passieren, dass es Interesse an unseren Spielern gibt. Darauf muss man gegebenenfalls reagieren. Wenn wir unsere Spieler zurückbekommen, glaube ich, dass wir in jedem Mannschaftsteil sehr stark aufgestellt sind. Derzeit ist genügend Personal da - und auch Qualität."

Frage: Die Mannschaft ist erneut sehr jung. Kritiker sagen, dass für den internationalen Erfolg vielleicht ein, zwei Spieler mit ein paar Jahren mehr Erfahrung fehlen. Ist es vorstellbar, dass so ein Mann in näherer Zukunft kommt, vielleicht schon im Winter?

Seonbuchner: "Unsere Startelf war zwar regelmäßig jung, aber der Kader ist nicht außergewöhnlich jung. Vergessen wir nicht auf Fernando, Sekou Koita oder Oumar Solet, die immer wieder Pech gehabt haben. Die hätten die paar Jahre mehr auf dem Buckel. Ich sehe es eher umgekehrt: Die Jungen machen es echt hervorragend. Deswegen glaube ich nicht, dass wir uns auf die Suche nach einem erfahrenen Spieler machen müssen. Wir haben alles in der Mannschaft, sofern die Spieler fit sind."

Frage: Roko Simic, Luka Sucic oder Oumar Solet stehen nur noch bis 2025 unter Vertrag. Wie weit fortgeschritten sind die Zukunftsgespräche?

Seonbuchner: "Roko Simic ist einer der Senkrechtstarter, die das erste Jahr mit richtig Spielzeit ausgestattet werden. Im Winter oder im Frühjahr müssen wir uns natürlich unterhalten. Luka Sucic kommt aus einer sehr langen Verletzung zurück, ist vorher schon mit anderen Klubs in Verbindung gebracht worden. Mit ihm bin ich aber laufend im Austausch. Er ist mittlerweile einer unserer gestandeneren Spieler, von dem ich weiß, dass er irgendwann den nächsten Schritt machen möchte. Ähnlich ist es bei Oumar Solet. Es ist der normale Mechanismus, dass man sich mit ihnen zusammensetzt, wie man über diese Saison hinaus weiter vorgeht."

Frage: Eine andere Vertragssituation gibt es bei Oscar Gloukh, er ist bis 2027 gebunden. Wie lange wird man versuchen, ihn beim Klub zu halten?

Seonbuchner: "Oscar ist seit einem Jahr bei uns und im letzten halben Jahr so richtig angekommen - mit Leistungen und mit Scorerpunkten. Er fühlt sich sehr wohl bei uns, spürt das Vertrauen und hat einen langfristigen Vertrag. Es ist logisch, dass wir mit ihm durch die Saison gehen. Er ist schon ein Spieler, mit dem sich viele Klubs beschäftigen. Sein Fokus ist aber klar bei uns, und es gibt auch keine konkreten Anfragen."

Frage: Was ist Ihre grundsätzliche Transfer-Philosophie? Wollen Sie junge Spieler auch künftig mit 17 oder 18 zum FC Liefering holen und von dort in die erste Mannschaft hochziehen?

Seonbuchner: "Das Ganze hat drei Säulen. Der Kader von Red Bull Salzburg muss zu einem Teil aus Spielern bestehen, die viele Jahre in der eigenen Akademie ausgebildet worden sind. Der zweite Teil des Gerüstes sind Toptalente, die wir außerhalb Österreichs finden und weiter ausbilden - auch über den FC Liefering. Dazu kommen vielversprechende Spieler, die wir von außen direkt dazuholen. Wenn wir das schaffen, haben wir einen erfolgreichen Klub, der Spieler auf die nächste Stufe bringen kann und auch Transfererlöse erzielt."

Frage: Sie setzen also auf Kontinuität. Ihre Vorgänger haben ja auch ganz gute Arbeit geleistet.

Seonbuchner: "Das ist nichts Neues, und ich komme ja auch aus der Akademie. Ich weiß genau, was dort passiert - vielleicht noch besser als meine Vorgänger. Ich sehe diese Verzahnung noch enger. Ich glaube, dass das auch ein Vorteil sein kann."

Frage: Sie sind seit 2010 beim Verein. Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihren Vorgängern Ralf Rangnick und Christoph Freund? Gibt es einen Austausch?

Seonbuchner: "Beide sind gute Persönlichkeiten, Austausch gibt es bei Bedarf. Man kennt und man schätzt sich. Sie sind vom Typ her unterschiedlich, aber beide sind sehr professionelle, engagierte und fleißige Kollegen und ihre Erfolge sind sicher kein Zufall."

Frage: Was haben Sie in der gemeinsamen Zeit von Ihnen gelernt?

Seonbuchner: "Auf der einen Seite ist das fachliche Know-how, das Handwerkszeug von Ralf. Von ihm habe ich viel darüber gelernt, wie man Fußball methodisch aufbereitet. Von Christoph habe ich mir viel abschauen können, auch wie man menschlich mit gewissen Situationen umgeht. Es ist ein Privileg, wenn man mit beiden zusammenarbeiten durfte."

Frage: Trainer Gerhard Struber kennen Sie auch schon lange. Wie sehr ist er in die Kaderplanung involviert?

Seonbuchner: "Wir haben eine sehr enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit und sind auf einer Wellenlänge unterwegs. Wir haben einen intensiven Austausch und legen unsere Perspektiven übereinander, um das bestmögliche für den Klub zu entscheiden."

Frage: Was denken Sie über seine Inhalte und Schwerpunkte als Trainer? Was zeichnet ihn aus?

Seonbuchner: "Er ist erst nach dem ersten Spieltag zur Mannschaft gekommen und war nicht in die Kaderplanung und die Vorbereitung involviert. Es ist wichtig, dass es jetzt im Jänner in eine Vorbereitung mit ihm geht. Da kann man mit der Entwicklungsarbeit viel besser ansetzen. Er ist ein Überzeugungstäter, was die Spielidee angeht. Er ist an der Akademie mitausgebildet und in den letzten Jahren als Persönlichkeit mit Erfahrung in der weiten Welt ausgestattet worden. Ich glaube, dass das ein gutes Gesamtpackage ist - vor allem mit der DNA zum Spielstil, den wir haben wollen, im Blut."



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