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"Pure Power!" - Alex Schlager in der Form seines Lebens

Der ÖFB-Goalie rettete Salzburg einmal mehr wichtige Punkte und wird mit Lob überhäuft. Das sagt Schlager selbst zu seiner rasanten Entwicklung:

Foto: © GEPA

Wenn sich der Fußball nach der Statistik richten würde, hätte der FC Salzburg am vergangenen Mittwoch 1,37 Tore kassiert.

Klingt komisch, ist aber die berechnete Anzahl an Gegentreffern, die sich die "Bullen" beim Champions-League-Auswärtsmatch gegen Real Sociedad laut Expected-Goals-Wertung einfangen hätten sollen.

Dass die "Bullen" stattdessen mit einer enorm wertvollen Nullnummer (Spielbericht>>>) die Heimreise aus dem Baskenland antraten, liegt vor allem an einem Mann: Alexander Schlager.

Ein ganz normaler Tag im Büro?

"Er hat uns schon so oft gerettet, mittlerweile bin ich nicht mal mehr überrascht. Es war ein normaler Tag im Büro für Alex Schlager."

Pavlovic über Schlager

Sieben teils spektakuläre Paraden, davon fünf gegen Schüsse von innerhalb des Strafraums - der 27-Jährige avancierte in der Reale Arena zum absoluten Matchwinner für die "Bullen" (auch wenn dies die UEFA anders sah und dem baskischen Mittelfeldspieler Martin Zubimendi zum Man of the Match kürte).

"Er hat uns schon so oft gerettet, mittlerweile bin ich nicht mal mehr überrascht. Es war ein normaler Tag im Büro für Alex Schlager", weiß sich Strahinja Pavlovic ob der sensationellen Leistung seines Schlussmanns nur mit Scherzen zu behelfen.

Dagegen wirkt das Lob von Coach Gerhard Struber fast schon gemäßigt: "Gegen so einen Gegner, der solch einen Druck ausübt, brauchst du eine defensive Mauer. Und der Alex ist am Ende der Retter in der letzten Not. Heute war er das in einem außergewöhnlichen Ausmaß."

Nicht nur in Salzburg, sondern auch beim ÖFB-Team beweise Schlager "Leadership, sowohl in der Kabine, als auch am Platz. Er ist einfach ein Spieler, der sagt, was er denkt, und danach auch handelt. Das ist pure Power. Er ist ein ganz integrer Bursche, der der Mannschaft sehr gut tut".



"Gibt ganz, ganz viele Dinge, an denen ich arbeiten muss"

Wer diesen "Burschen" etwas besser kennt, weiß, dass ihm so viel Lob ob seiner Bodenständigkeit unangenehm ist. So kommt es auch wenig überraschend, dass er sich bei Medienterminen nach der Nullnummer im Baskenland nicht als Matchwinner hinstellen lassen will.

"Wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, ist es wunderschön, aber ich glaube, jeder Spieler hat alles dem untergeordnet, heute was mitzunehmen. Die Art und Weise macht mich viel mehr stolz als der Fakt, dass ich den ein oder anderen Ball halten konnte", sagt der ÖFB-Schlussmann gegenüber "ServusTV".

Und im Gespräch mit LAOLA1 behauptet er: "Ich bin einfach happy, dass wir den Punkt mitnehmen. Das ist nicht selbstverständlich gegen diese Mannschaft. Ich glaube, dass es nicht vielen Mannschaften gelingt, hier etwas mitzunehmen. Darauf bin ich mehr stolz als auf alles andere."

Aber ein wenig stolz auf sich selbst darf man nach so einem Traumtag schon sein, oder? "Bin ich auch. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes sagen würde. Trotzdem gibt es bei mir ganz, ganz viele Dinge, an denen ich arbeiten muss. Das werde ich auch machen."

Welche Dinge das sein sollen? "Im Spiel mit dem Fuß kann man schon noch das ein oder andere verbessern. Also fad wird mir sicher nicht. Es macht Spaß momentan, ich fühle mich wohl am Platz. Das ist das Wichtigste für mich, alles andere passiert."

Binnen sechs Monaten zur ÖFB-Nummer-eins und zum CL-Helden

So viel Spaß wie in den letzten Monaten dürfte Schlager das Torhüten noch nie zuvor in seiner Karriere gemacht haben.

Mit der Empfehlung einer Top-Saison beim LASK wechselte der gebürtige Salzburger in diesem Sommer, vermeintlich als Ersatztorhüter, zurück zu seinem Jugendklub und stieg parallel zur Nummer eins im ÖFB-Team auf. Da wie dort spulte er in jedem bisherigen Saisonspiel fehlerlose Topleistungen ab.

"Wenn man dann im Nachhinein Videos sieht, denkt man sich schon: Bist du deppert, richtig geil. Da geht es mir dann schon oft so, dass ich mir selber denke: Puh, Wahnsinn eigentlich."

Alexander Schlager

Es ist eine schwindelerregende Entwicklung eines Goalies, der zwar seit fast einem halben Jahrzehnt zu den besten dieses Landes zählt, allerdings nicht immer die nötige Konstanz in seine Leistungen brachte.

Ob er sich angesichts der letzten sechs Monate manchmal zwicken müsse, will LAOLA1 von ihm wissen:

"Weißt du, wie oft ich Momente habe, wo ich mich frage: Was ist jetzt eigentlich los?! Aber es geht Schlag auf Schlag. Ich habe wenig Zeit, mir über diese Dinge Gedanken zu machen. Am Spielfeld kriegst du es oft nicht so mit, weil du so konzentriert bist. Aber wenn man dann im Nachhinein Videos sieht, denkt man sich schon: Bist du deppert, richtig geil. Da geht es mir dann schon oft so, dass ich mir selber denke: Puh, Wahnsinn eigentlich."

Erst in der Winterpause werde Zeit sein, um über das Geschehene der letzten Monate nachzudenken und es zu genießen, so Schlager.

So erklärt Schlager seine Traumparade

Eine Parade, die mit Sicherheit in einem solcher Highlight-Videos landen wird, gelang Schlager in der Nachspielzeit gegen Real Sociedad. Bei einem stark angetragenen Freistoß von Takefusa Kubo war der Salzburg-Keeper ein weiteres Mal zur Stelle und fischte die Kugel spektakulär aus dem Kreuzeck.

"Wenn alles zusammenpasst, wenn das Timing und die Auftaktbewegung stimmt, ist es möglich, solche Bälle zu halten", so der lapidare Kommentar Schlagers zu dieser Traumparade - im Selbstlob hat er schlicht seine Schwächen.

Er freue sich zwar, dass der Weg momentan stimmt, "aber der ist noch nicht vorbei. Ich will weiter Gas geben, mich weiterverbessern und weiterentwickeln. Es werden wahrscheinlich auch wieder andere Zeiten kommen."

Dankes-SMS an Arnautovic

Tatsächlich könnte Schlagers Traumherbst einen jähen Dämpfer erleiden, falls seine Mozartstädter erstmals seit sieben Jahren nicht europäisch überwintern würden.

Da Benfica Lissabon parallel zu Salzburg 3:3 mit Inter Mailand remisierte (Marko Arnautovic wird von Schlager übrigens eine Dankes-SMS für seinen Treffer in Lissabon erhalten), würde den Mozartstädtern am finalen Champions-League-Gruppenspieltag sogar eine knappe Niederlage gegen das portugiesische Top-Team für den Umstieg in die Europa League genügen.

"Es könnten schon noch mehr Spiele in der Champions League sein. Aber wird haben ein Ziel, und das ist, international zu überwintern. Die Spiele in der Europa League sind genau so Highlightspiele. Diesem Ziel werden wir alles unterordnen", hat Schlager noch lange nicht genug vom internationalen Fußball.

Denn genau für diese Bühne ist Schlager gemacht, das dürfte mittlerweile jedem klar sein.


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