news

Gorgon: "Salzburg? Musste schmunzeln"

Rijeka-Legionär blickt auf CL-Duell mit Salzburg und gibt Prognose ab:

Gorgon:

Alexander Gorgon kehrt schneller nach Österreich zurück, als von ihm geplant.

Der 28-Jährige hat jedoch keinen neuen Klub gefunden, sondern er gastiert am kommenden Mittwoch (ab 18:45 im LIVE-Ticker) mit dem kroatischen Doublesieger HNK Rijeka in der 3. Runde der Champions-League-Qualifikation beim rot-weiß-roten Pendant RB Salzburg.

Der Ex-Austrianer ist durchaus zuversichtlich: "Für mich ist Salzburg aufgrund ihrer großen Möglichkeiten der Favorit. Dennoch sage ich, dass die Chancen bei 50:50 liegen."

Im LAOLA1-Interview spricht Gorgon über das bevorstehende Duell mit den „Bullen“ und blickt noch einmal auf das sensationelle erste Jahr mit Rijeka zurück.

LAOLA1: Alex, nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Double mit HNK Rijeka. Wie ist dieser überraschende Titelgewinn in Kroatien wahrgenommen worden?

Alexander Gorgon: Ich will nicht sagen, dass es sich abgezeichnet hat, aber wir waren sehr, sehr lange auf Platz eins und haben den Vorsprung auf Dinamo Zagreb stets halten können. Mit der Zeit haben dann schon relativ viele Leute mit unserem Titelgewinn gerechnet. Ich glaube, viele wären sogar enttäuscht gewesen, wenn wir es nicht geschafft hätten. Aber es war natürlich ein hartes Stück Arbeit. Wir hatten Woche für Woche Druck, denn wir haben meistens nach Dinamo gespielt. Im Endeffekt waren viele Leute froh, dass es nach der langen Dinamo-Dominanz einen neuen Meister in Kroatien gibt.

LAOLA1: Hast du schon realisiert, dass du mit dem ersten Meistertitel der Klubgeschichte etwas Historisches in Rijeka erreicht hast?

Gorgon: Das sind bereits schon wieder alte Eindrücke. Fußball ist kurzlebig, deswegen ist das Alte schon wieder Vergangenheit. Für die bereits gestartete neue Saison können wir uns von dem Erreichten nichts kaufen. Aber klar ist dieser Titel etwas Schönes. Keiner kann uns das mehr wegnehmen und es wird ein lebenlang auf unserer Vita stehen. Wir sind stolz und es wird dem Klub in Kroatien extrem viel Respekt entgegen gebracht. Aber das war es auch schon wieder. Fußball bzw. Sport ist aufgebaut auf bestätigen, bestätigen, bestätigen. Daher wird das kommende Spieljahr sowieso schwer genug nach den ganzen Erfolgen.

LAOLA1: Ihr habt in der Vorsaison von 44 Spielen nur zwei verloren – und diese am Schluss. Kennst du überhaupt noch das Gefühl einer echten Niederlage?

Gorgon: Es hat im Verlauf der Meisterschaft immer wieder Spiele gegeben, die zwar Unentschieden ausgegangen sind, sich aber wie eine Niederlage angefühlt haben. Das war meistens gegen Teams, die sich nur hinten reingestellt haben. Wir hatten auch immer wieder kurze Einbrüche, die aber Gott sei Dank nicht lange gedauert haben. Sie waren aber nötig, um uns zu zeigen, dass es nicht von alleine geht. Wir mussten immer alles reinschmeißen, dann haben wir gesehen, dass wir richtig gut sind.

"Vielleicht liegt Salzburg einfach die Austria und deswegen schaut meine Bilanz so schlecht aus. Oder es zeigt nur die Dominanz von Salzburg in Österreich. Sie haben nicht umsonst zum vierten Mal in Serie das Double geholt."

Gorgon über seine negative RBS-Bilanz

LAOLA1: Bei unserem letzten Gespräch hast du gesagt, dass dich der Lauf von Rijeka sehr an die letzte Meistersaison mit der Austria (2012/13) erinnert hat. Mit den Veilchen gelang dann der Sprung in die Gruppenphase der Champions League. Wäre das mit Rijeka das i-Tüpfelchen?

Gorgon: Das i-Tüpfelchen war das Double mit dem Cupsieg (lacht). Ich weiß daher nicht, wie man die CL-Gruppenphase bezeichnen könnte. Vielleicht die Kirsche auf der Torte? Sollten wir das schaffen, wäre das ein unheimliches Märchen. Es wäre aber auch ein riesengroßer Erfolg, wenn wir in die Europa-League-Gruppenhase einziehen könnten.

LAOLA1: Was ist dir durch den Kopf gegangen, als ihr Red Bull Salzburg als Gegner in der 3. Quali-Runde zugelost bekommen habt?

Gorgon: Ich habe schmunzeln müssen. Es gibt genau eine Mannschaft aus Österreich, die man bekommen kann und die wird es. Im Endeffekt nehme ich das Los ganz normal hin. Es gibt sowieso keine einfachen Gegner, wenn man dort nach Europa will. Salzburg ist ein harter Brocken, wir hätten aber auch andere schwere Gegner bekommen können. Das wird ein interessantes Duell.

LAOLA1: In Rijeka wird Salzburg niemand so gut und genau kennen, wie du. Wie oft hast du schon Auskunft über die „Bullen“ geben müssen?

Gorgon: Gar nicht viel. Das Trainerteam bzw. die Video-Abteilung arbeiten heutzutage doch sowieso jede Woche auf Hochtouren. Über die kommenden Gegner – egal ob national oder international – gibt es immer Material. Salzburg hat in Europa einen richtig guten Namen. Der Trainer (Anm.: Matjaz Kek war in Spittal und beim GAK) weiß Bescheid. Außerdem verfolgt er die großen Spiele in Österreich, weil er dort früher gespielt hat und es ihn interessiert. Aber klar: Ich kenne RBS sicher besser als meine Mitspieler.

LAOLA1: Wie würdest du die Chancen von Rijeka in diesem Duell beziffern?

Gorgon: Für mich ist Salzburg aufgrund ihrer großen Möglichkeiten der Favorit. Dennoch sage ich, dass die Chancen bei 50:50 liegen.

LAOLA1: Du hast 18 Mal gegen Salzburg in deiner Karriere gespielt. Die Bilanz: Zwei Siege, sechs Remis und zehn Niederlagen. Sie sind also nicht unbedingt dein Lieblingsgegner, oder?

Gorgon: Ich denke, es ist mit Rijeka möglich, Salzburg zu schlagen. Das ist eine andere Mannschaft, als die Veilchen. Vielleicht liegt RBS einfach die Austria und deswegen schaut meine Bilanz so schlecht aus. Oder es zeigt nur die Dominanz von Salzburg in Österreich. Sie haben nicht umsonst zum vierten Mal in Serie das Double geholt. Der Klub hat seit Jahren eine Kontinuität, sie verfolgen schon sehr lange die gleiche Spielphilosophie, egal, welcher Trainer kommt. Sein Job ist es, den Weg fortzuführen. Vielleicht ist Rijekas Vorteil, dass den Klub niemand groß am Radar hat. Wir haben jedenfalls genug Qualität, um eine Runde weiterzukommen.


Bild 1 von 78 | © GEPA
Bild 2 von 78
Bild 3 von 78
Bild 4 von 78
Bild 5 von 78
Bild 6 von 78
Bild 7 von 78 | © GEPA
Bild 8 von 78
Bild 9 von 78 | © GEPA
Bild 10 von 78 | © GEPA
Bild 11 von 78
Bild 12 von 78
Bild 13 von 78
Bild 14 von 78
Bild 15 von 78
Bild 16 von 78 | © GEPA
Bild 17 von 78
Bild 18 von 78
Bild 19 von 78 | © GEPA
Bild 20 von 78 | © GEPA
Bild 21 von 78
Bild 22 von 78
Bild 23 von 78
Bild 24 von 78
Bild 25 von 78
Bild 26 von 78
Bild 27 von 78
Bild 28 von 78
Bild 29 von 78
Bild 30 von 78
Bild 31 von 78
Bild 32 von 78
Bild 33 von 78
Bild 34 von 78
Bild 35 von 78
Bild 36 von 78
Bild 37 von 78
Bild 38 von 78
Bild 39 von 78
Bild 40 von 78
Bild 41 von 78 | © GEPA
Bild 42 von 78 | © GEPA
Bild 43 von 78
Bild 44 von 78
Bild 45 von 78 | © GEPA
Bild 46 von 78
Bild 47 von 78
Bild 48 von 78
Bild 49 von 78
Bild 50 von 78
Bild 51 von 78
Bild 52 von 78
Bild 53 von 78 | © GEPA
Bild 54 von 78
Bild 55 von 78 | © GEPA
Bild 56 von 78 | © GEPA
Bild 57 von 78
Bild 58 von 78
Bild 59 von 78
Bild 60 von 78
Bild 61 von 78
Bild 62 von 78
Bild 63 von 78 | © GEPA
Bild 64 von 78 | © GEPA
Bild 65 von 78
Bild 66 von 78
Bild 67 von 78
Bild 68 von 78
Bild 69 von 78 | © GEPA
Bild 70 von 78 | © GEPA
Bild 71 von 78
Bild 72 von 78
Bild 73 von 78
Bild 74 von 78
Bild 75 von 78
Bild 76 von 78
Bild 77 von 78
Bild 78 von 78

LAOLA1: Wird bei euch in der Kabine irgendwie dieses CL-Trauma der Salzburger (bisher neun Mal in der CL-Quali gescheitert) kommuniziert?

Gorgon: Nein, überhaupt nicht. Ich lasse den Begriff „CL-Trauma“ in Salzburg nicht gelten. Es hat immer Veränderungen im Kader gegeben. Vielleicht kann sich der eine oder andere an ein Ausscheiden erinnern, aber es gibt genug Leute, die unbelastet hineingehen, weil es ihre erste Quali war/ist. Ich glaube, dass dieses leidige Thema grundsätzlich nicht in den Köpfen der Spieler herumspukt, weil du es im Fußball gewohnt bist, Situationen schnell abzuhaken. Wenn du dich zu lange mit etwas beschäftigst, hemmt dich das. Dafür ist keine Zeit.

LAOLA1: Wäre es für dich persönlich verkraftbarer, gegen einen österreichischen Verein im Europacup auszuscheiden?

Gorgon: Vielleicht liegt eine gewisse Brisanz in dem Duell, weil ich aus Österreich weggegangen bin und jetzt zurückkehre. Im Endeffekt war aber Salzburg einer der größten Konkurrenten während meiner Austria-Zeit.

LAOLA1: Rijeka hat im Sommer mit Franko Andrijasevic seinen Topscorer um gutes Geld an KAA Gent verkauft. Verständlich?

Gorgon: Wenn der Topscorer geht, ist es nie gut. Er hat 16 Tore gemacht, dazu ein paar Assists. Solche Spieler sind natürlich extrem wichtig für eine Mannschaft. Neben Andrijasevic hat uns auch Roman Bezjak in Richtung Darmstadt verlassen. Sonst sind wir aber komplett gleich geblieben. Bei uns war es so, dass nie einzelne Spieler geglänzt haben. Es war immer notwendig, dass der Treffer von anderen herausgespielt worden ist. Wir haben keinen Spielertyp a là Messi, der eine Partie im Alleingang mit Dribblings entscheiden kann. Jeder Torschütze von uns war auf seine Kollegen angewiesen. Dass wir nur als Einheit funktionieren, hat uns andererseits aber auch so stark gemacht.

LAOLA1: Hat sich an der Kaufen/Verkaufen-Philosophie des Klubs aufgrund der Europacup-Teilnahme etwas geändert?

Gorgon: Es stimmt, dass der Klub davon lebt, Spieler günstig zu holen und nach ein, zwei Jahren versucht wird, sie gewinnbringend zu verkaufen. Doch aktuell ist geplant, den Kader bis nach der Quali auf jeden Fall zu halten. Der Klub will in das internationale Geschäft. Danach wird sich zeigen, auf was die Klubführung bedacht ist. Entweder wird erstmalig auf Kontinuität gesetzt, oder verkauft. Aber das ist eben so, wenn es einen Klubbesitzer und Großsponsor gibt, der quasi auf Transfereinnahmen angewiesen ist.

LAOLA1: Hat sich eigentlich bei dir ein Klub gemeldet und Interesse bekundet?

Gorgon: Nein, bei mir ist derzeit alles ruhig. Ich habe noch zwei Jahre bis 2019 Vertrag und hätte kein Problem damit, solange auch zu bleiben. Ich fühle mich sehr wohl, meine Familie fühlt sich wohl. Sowohl sportlich als auch privat genießen wir die Zeit hier.

LAOLA1: Abschließend: Du bist in letzter Zeit wieder sehr aktiv auf Facebook unterwegs. Betreust du deine Seite selbst und warum gab es eine so lange Pause?

Gorgon: Teils teils. Ich mache einiges selber, arbeite aber mit jemanden zusammen, der sich vor allem um Video-Material und Fotos kümmert. Ich denke, in der heutigen Zeit ist die Selbstvermarktung sehr wichtig. Es ist für mich eine Art Vorbereitung auf die Zeit nach der Karriere, damit man nicht vom Erdboden verschluckt ist und sich dadurch vielleicht andere Türen öffnen. Die letzten zwei Jahre hatte ich jedoch genug von dem Ganzen. Nach dem Meistertitel mit der Austria, hatten wir zwei schwere Jahre. Es war schwierig, irgendwelche Erklärungen zu finden und die Fans zu besänftigen. Es war teilweise richtig unangenehm und deswegen habe ich eine Pause eingelegt. Aber jetzt ist wieder ein guter Zeitpunkt, um die Fans auf dem Laufenden zu halten.

Kommentare