Cristiano Ronaldo bewies bei Portugals 1:0-Sieg im EM-Finale gegen Frankreich Teamplayer-Qualitäten.
Nach seiner frühen Verletzung kam der Superstar zurück an die Seitenlinie, um seine Kollegen anzufeuern. Damit trug er sogar zum Siegtreffer bei. "Er hat mir gesagt, dass ich treffen werde. Das gab mir Selbstvertrauen", so Torschütze Eder.
Coach Fernando Santos meint: "Cristiano war ein großartiges Beispiel. In der Kabine hat er allen geholfen. Das war die Definition von Teamwork."
Die Top-11 der EURO 2016:
Pepe: "Haben für Ronaldo gewonnen"
Ronaldo selbst präsentiert sich trotz der Knieverletzung, die er sich in der 8. Minute bei einem Zweikampf mit Payet zuzog, begeistert: "Diese Trophäe ist für alle Portugiesen, für alle Einwanderer und für alle Menschen, die an uns geglaubt haben", erklärt der Real-Profi, der an diesem Abend oft Tränen in den Augen hat. "Das war nicht das Finale, das ich mir gewünscht hatte. Es ist nicht mehr gegangen, dass ich weiterspiele. Ich hatte zu große Schmerzen, aber ich bin sehr glücklich."
Pepe, sein Teamkollege im Klub und in der Nationalmannschaft, betont die motivierende Wirkung, die Ronaldos Verletzung auf das Team hatte. "Wir haben uns geschworen, für ihn zu gewinnen, und wir haben für ihn gewonnen", meint der zum besten Spieler des Finales ausgezeichnete Innenverteidiger. "Es war schwer, wir haben unseren wichtigsten Mann verloren. Den Mann, der in jedem Moment ein Tor erzielen kann. Aber Gott hat uns geholfen. Wir waren Kämpfer auf dem Platz."
VIDEO: Ronaldos Verletzung
Ausgerechnet Eder
Als Torschütze sprang für den Superstar Joker Eder in die Bresche und das obwohl der Lille-Profi vor dem Endspiel insgesamt nur 13 Spielminuten bei dieser EM absolvierte. Dennoch meint er: "Auf dieses Tor habe ich hingearbeitet, seitdem Fernando Sanstos mich nominiert hat."
Der 28-fache Nationalspieler hat keine einfache Saison hinter sich. Im letzten Sommer wechselte er von Braga nach Swansea, wo er sich in der Premier League jedoch nicht durchsetzen konnte. Im Winter übersiedelte er nach Lille. Dort lief es mit sechs Toren in 13 Spielen besser.
In der Nationalmannschaft verlor er dennoch seinen Startplatz, da Teamchef Santos das System vor der EURO von einem 4-3-3 mit Eder als Mittelstürmer auf ein 4-4-2 mit Ronaldo und Nani im Angriff umstellte. Ausgerechnet die Auferstehung des schon abgeschriebenen 28-Jährigen brachte für Portugal die Entscheidung im Finale.
Youngster Renato Sanches gönnt es seinem Teamkollegen deswegen ganz besonders: "Eder hat es verdient. Er hat sich diesen Moment verdient, weil viele Leute ihn kritisiert haben."
Das Goldtor von Eder im VIDEO:
Verdienter EM-Titel?
Für Portugal ist es der erste Sieg gegen Frankreich bei einem Großereignis überhaupt. Davor zogen die Iberer gegen die Equipe Tricolore drei Mal in Halbfinal-Spielen (1984, 2000, 2006) den Kürzeren. Zudem ist Portugal das erste EM-Team, das den Titel nach drei Unentschieden in der Vorrunde gewinnt. Bei Weltmeisterschaften gelang dies bereits Italien im Jahr 1982.
Überhaupt gewannen die Portugiesen in diesem Turnier nur ein Spiel nach 90 Minuten. Die Spieler wollen sich ihren Erfolg deswegen aber nicht schlecht machen lassen. "Dieses Team hat es geschafft, alle Kritiker zu überzeugen. Wir haben uns mit harter Arbeit durchgesetzt", meint Sporting-Mittelfeldspieler Adrien Silva.
Von Frankreich-Kapitän Hugo Lloris ernet die "Selecao" sogar Anerkennung für die vielen knappen Erfolge: "Portugal war mental stark. Sie haben nur ein Spiel gewonnen über 90 Minuten - und das zeigt die Ressourcen, die dieses Team hat."