Eine Reise nach Spanien ist für viele ein Traum.
Das war es auch für den SK Rapid, etwa im November 2015 als man sich Villarreal nach heroischem Kampf nur mit 0:1 geschlagen geben musste.
Doch seit Februar hat sich einiges verändert. Das 0:6 beim FC Valencia hat im Verein Spuren hinterlassen. Das Motto kann deshalb nur lauten: Bilbao darf nicht Valencia werden!
"Ich glaube nicht, dass nur ein Spieler dort im Stadion ans Valencia-Spiel denkt", will sich Kapitän Stefan Schwab nicht zurückerinnern.
Was in Valencia war, bleibt in Valencia
Es war eine Demütigung, ein Schuss vor den Bug und gleichzeitig auch der Anlass, der die Maschinerie bei den Hütteldorfern ins Rollen brachte und Konsequenzen nach sich zog - auch in puncto Personalentscheidungen.
Nicht nur bei Ex-Trainer Zoran Barisic war der Gesamtscore von 0:10 der sportliche Auslöser, um angezählt zu werden. Auch Spieler standen danach in der Kritik.
Keiner will mehr so richtig über das damalige Negativerlebnis sprechen, "Was in Valencia war, bleibt in Valencia" scheint die Devise zu sein.
Und trotzdem kann es nicht so einfach vergessen werden. "Es war natürlich nicht schön anzusehen. Valencia war an den zwei Tagen einfach viel besser als wir, das müssen wir akzeptieren", gibt Christopher Dibon, der die Partie nur von der Tribüne aus verfolgen konnte, gegenüber LAOLA1 zu.
Büskens und Müller drücken Schalke gegen RB Salzburg die Daumen:
(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
Mit Respekt im Hexenkessel "San Mames"
Das Thema sorgt für Unbehagen. Eigentlich wollte man das Kapitel längst schließen, doch das erneute Duell mit einem spanischen Klub macht dies nicht einfach.
"Die Valencia-Partie ist schon sehr lange abgehakt, da waren schon sehr viele Spiele dazwischen, auch im Europacup. Das ist ein ganz anderes Spiel. Wir freuen uns wirklich drauf, unser Ziel ist es auch nach dem Spiel vor Bilbao in der Tabelle zu stehen", wagt Schwab den Blick nach vorne.
Das wird wichtig sein, um mental für die Hürde im Hexenkessel "San Mames" bereit zu sein. Laut Gastgeber werden um die 40.000 Fans im neuen Schmuckkästchens Bilbaos erwartet.
Doch es sind nicht nur die Erinnerungen an Valencia, die Sorgen bereiten. Auch Rapids gesamte Statistik gegen spanische Klubs lässt jetzt nicht auf ein Erfolgserlebnis schließen.
"Das heißt nicht, dass es diesmal wieder passieren muss"
Im Europacup gab es bisher 15 Spiele mit nur drei Siegen, drei Unentschieden und neun Niederlagen bei einem Torverhältnis von 13:28.
Vor langer Zeit trafen die Wiener auch schon auf Bilbao, allerdings in Freundschaftsspielen. 1924 setzte es im Baskenland ein 2:7, 1973 gab es ein 2:4 aus Rapid-Sicht.
Und trotzdem will Trainer Mike Büskens nicht schwarzmalen. Er glaubt an die Mannschaft und meint auch, angesprochen auf die Valencia-Erfahrungen, dass man das 0:6 als Einzelereignis sehen muss.
"Wir erleben in der Neuzeit viele Spiele, die relativ klar ausgehen. Wir schauen die Champions League, wo die vermeintlich Besten spielen, und es auch immer wieder hohe Ergebnisse gibt. Das war auch bei Rapid in Valencia so. Das heißt aber nicht, dass es diesmal wieder passieren muss."
"Können auch mit Gedanken an Villarreal ins Spiel gehen"
Viel mehr wird versucht, sich durch positive Aspekte für den Showdown im Norden Spaniens zu pushen. So musste man etwa in dieser Saison auswärts im Europacup noch kein Gegentor hinnehmen - auch wenn die Gegner Torpedo Zhodino und AS Trencin hießen.
Auch das gute Abschneiden vor knapp einem Jahr in Villarreal stärkt den Glauben, dass man in Bilbao bestehen kann.
"Wir können auch mit den Gedanken an diese Partie ins Spiel gehen. Das muss unser Anspruch sein, darauf wollen wir zurückblicken. Das waren richtig gute Spiele – sowohl auswärts als auch daheim, wo wir gewonnen haben", ist Dibon positiv gestimmt.
Auch Louis Schaub ist voller Tatendrang: "Wir haben auch letztes Jahr in Villarreal eigentlich eine gute Leistung gezeigt und nur mit Pech 0:1 verloren. Also kann man gar nichts voraussagen. Es ist wieder eine ganz andere Situation wie damals."
Rapid steht in Bilbao große Umstellung bevor
Trotzdem ist man sich bewusst, dass Bilbao ebenfalls typisch spanischen Fußball praktiziert, auf Ballbesitz aus ist, früh stört und mit extremer Entschlossenheit auf das gegnerische Tor spielt.
Das wird für Rapid im Gegensatz zur Bundesliga wieder eine Umstellung. "Die Spanier spielen halt schnellen, attraktiven Fußball. Wir sind Ballbesitz gewöhnt, das wird sich dort verändern. Es ist sehr viel Laufarbeit von uns gefragt, darauf müssen wir uns einstellen. Wir sind nicht gewöhnt, dass der Gegner öfter den Ball hat. Mal sehen, wie es Bilbao anlegt. Sie haben Druck, für sie ist es ein wichtiges Spiel", weiß Schwab.
Der Kapitän hätte das gerne vermieden und hoffte schon bei der Auslosung, sich nicht erneut mit Spaniern messen zu müssen. "Aber nur weil wir letztes Jahr zwei spanische Vereine gehabt haben und es auch andere interessante Teams gibt."
Die Gegenwart heißt jedoch Bilbao, das Motto: Bilbao darf nicht Valencia werden! Deshalb gibt der Kapitän die Marschrote vor: "Uns traut keiner etwas zu, aber wir wissen, dass wir etwas holen können. Das ist dort unsere große Stärke."
Aus Bilbao berichtet Alexander Karper