1. FC Heidenheim 1846 1. FC Heidenheim 1846 FCH
FC Bayern München FC Bayern München FCB
Endstand
3:2
0:2, 3:0
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"Keine Ahnung" - Tuchel nach Blamage rat- und sprachlos

Der Bayern-Coach versteht nicht, wie seine Elf eine 2:0-Halbzeitführung gegen das "Stehaufmännchen" Heidenheim aus der Hand gab.

Foto: © getty

In einer ohnehin schon schwierigen Saison schien die Bayern-Welt in der Halbzeitpause in Heidenheim zumindest ein wenig in Ordnung.

Der deutsche Serienmeister führte nach Toren von Harry Kane und Serge Gnabry mit 2:0, der Sieg war eigentlich in der Tasche. Doch dann erwachte der 1. FC Heidenheim und drehte tatsächlich die Partie.

Aus einem 0:2 wurde ein 3:2, der helle Wahnsinn spielte sich in der kleinen Ortschaft mit 50.000 Einwohnern ab. Spielbericht >>>

"Das ist nicht unser Anspruch"

 

Ein Umstand, der für Bayern-Sportdirektor Christoph Freund nicht zu akzeptieren war. "Das kann nicht unser Anspruch sein, dass wir in Heidenheim drei Tore kassieren mit einer 2:0-Führung", sagte der gebürtige Salzburger sichtlich verärgert bei "Sky".

Der Ärger war auch bei Thomas Tuchel groß. Der angezählte Bayern-Coach wirkte, wie schon oft in der Vergangenheit, nach einer Pleite ratlos. Auf die Frage, wie man nach einer 2:0-Halbzeitführung noch 2:3 verliert, antwortete der Schwabe kurz und knapp: "Keine Ahnung".

Nach einer kurzen Denkpause konnte der 50-Jährige dann doch eine Erklärung für den Leistungsabfall abgeben. "In den Zweikämpfen waren wir individuell viel zu schwach, um sich durchzusetzen in der zweiten Halbzeit", so Tuchel.

Das kleine Heidenheim stürzt das große München

Der Unterschied zwischen den beiden Mannschaft könnte, was den Marktwert anbelangt, kaum größer sein. Während Bayerns Marktwert bei rund 930 Millionen Euro liegt, beträgt jener von Heidenheim lediglich 61 Millionen Euro.

Umso erstaunlicher wirkt es, wie Deutschlands einstige Großmacht sich vom kleinen Heidenheim überrumpeln lassen konnte.

"Schwer zu beantworten jetzt. Es stand 2:0 zur Halbzeit, wir hatten alles im Griff. Wir tun uns schwer, die Konzentration hochzuhalten, sei es innerhalb von Wochen oder innerhalb von Spielen. Das ist leider der nächste Beweis dafür", merkte der Bayern-Coach an.

Nun wartet mit Arsenal eine dicke Aufgabe

Als wäre die Pleite für den im Sommer scheidenden Trainer nicht schon schlimm genug, wird er das nächste Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln (Samstag, 15:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) verpassen. Tuchel beschwerte sich lautstark wegen eines falsch gegebenen Einwurfs, wofür er die vierte Gelbe Karte sah.

Diese zieht nun eine Sperre mit sich. "Ich war ein einziges Mal auf meinen Beinen heute, ich habe ansonsten alles im Sitzen gecoacht", meinte Tuchel süffisant. 

Davor wartet am Dienstag im Viertelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League der FC Arsenal (21 Uhr im LIVE-Ticker >>>). Nach dem Schlusspfiff in Heidenheim wurden die Stimmen wieder laut, dass Thomas Tuchel schon vor dem Kracher in London entlassen wird. Dies verneinten jedoch Christoph Freund und Sportvorstand Max Eberl.

Vorzeitiges Tuchel-Aus? Freund spricht Klartext >>>

Bayern braucht einen positiven Impuls

Somit wird der 50-Jährige definitiv in London an der Seitenlinie stehen. Die "Gunners" sind in Hochform, der FC Bayern in einer Krise. Daher braucht es für die Münchner einen positiven Impuls, um in England zu bestehen.

Woher man den positiven Impuls nach der bitteren Niederlage beim Bundesliga-Aufsteiger bekommt, das kann Tuchel im Moment nicht beantworten. "Das weiß ich erst morgen oder übermorgen. Hier vor der Fankurve (von Heidenheim, Anm.) über einen positiven Impuls zu sprechen, ist schwer", entgegnete der Bayern-Trainer mehrfach genervt.

Heidenheim zeigt wieder seine Comeback-Qualitäten

Während von der Heidenheimer Fankurve 'Oh' wie ist das schön'-Gesänge kamen, stand Frank Schmidt zur Rede. Die Glücksgefühle des Trainers waren sichtlich hoch. Alleine, dass man ein Heimspiel gegen den großen FC Bayern bestreiten durfte, bereitete den gebürtigen Heidenheimer große Freude.

Aber auch er ist Profi genug, um seine Elf auf das Spiel gegen die Münchner vorzubereiten. "Wir müssen arbeiten und es wäre mega, wenn wir diesen Moment erleben können, den wir gerade erleben - Ein unfassbares Spiel, ganz FCH-like", strahlte der 50-Jährige.

Der Aufsteiger erwies sich in dieser Saison als Stehaufmännchen der Liga. 15 Punkte ergatterte der 1. FC Heidenheim nach Rückstand, nur der FC Augsburg hat einen besseren Wert.

"Ich muss mich langsam selber hinterfragen, weil es ist das fünfte Spiel hintereinander, dass wir die erste Halbzeit keine gute Leistung bringen", meinte Schmidt scherzhaft.

Vom geworfenen Schuhwerk bis hin zum Muskelfaserriss

Scheinbar trifft der Trainer in der Pausenansprache immer die richtigen Worte. Jede war anders, so auch jene beim Wunder gegen Bayern. "Da kann ich nichts vorbereiten, da lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf. Ich habe Schuhgröße 47, die habe ich auch benutzt", so der Heidenheim-Coach, der scheinbar mit seinem Schuhwerk in der Kabine um sich warf.

Das hat Wirkung gezeigt, genauso wie der Dreifach-Wechsel zur Pause. Sessa, Pieringer und Busch kamen rein. Pieringer legte zwei Tore vor, Sessa leitete mit dem Treffer zum 1:2 die Wende ein.

Beim Siegtor von Kleindienst brachen alle Dämme in Heidenheim, so auch bei Frank Schmidt, der sich beim Jubel verletzte. "Ich bin weggerutscht und dann ist es hinten rechts eingefahren. Das ist ein schönes Gefühl, endlich wieder einen Muskelfaserriss zu haben", konnte Schmidt die Verletzung mit einem Lächeln wegstecken.

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