Peter Stöger und der 1. FC Köln.
Diese Kombination passt einfach. Der Wiener geht nun in seine vierte Saison als Trainer der „Geißböcke“. Seinen Vertrag hat er erst im Jänner bis 2020 verlängert.
Man darf sogar von einem Traumjob sprechen. „Momentan kann ich mir nichts anderes vorstellen. Ich gehe jetzt ins vierte Jahr und für mich ist es immer noch etwas Besonderes“, meint Stöger.
LAOLA1 trifft den 50-Jährigen in Bad Tatzmannsdorf beim Trainingslager der Kölner zum Interview. In gewohnt gelassener Manier spricht der ehemalige Austria-Meistermacher über seinen EURO-Star Jonas Hector und die letzte Saison mit dem „Effzeh“.
Außerdem übt Stöger Kritik an jenen österreichischen Experten, die sich nun über die Leistungen des Nationalteams bei der Europameisterschaft echauffieren. Dies lest ihr genauso im zweiten Teil des Interviews wie seine Brandrede zur Verteidigung von David Alaba.
LAOLA1: Herr Stöger, wir haben uns vor einem Jahr schon einmal hier in Bad Tatzmannsdorf getroffen. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung Ihrer Mannschaft?
Stöger: Wir haben im zweiten Bundesliga-Jahr wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Als Außenstehender bewertet man nur die Tabellenplatzierung, aber auch spielerisch haben wir uns weiterentwickelt. Wir hatten mehr Ballbesitz und spielten uns mehr Torchancen heraus. Trotzdem haben wir unsere Stabilität beibehalten. Es gab zwei, drei schwierigere Phasen, aber die haben wir gemeistert, bevor es eng wurde.
LAOLA1: Der 1. FC Köln hatte in der letzten Saison die meisten Unentschieden aller Bundesliga-Teams am Konto. Ist das für Sie erstrebenswert oder sollen mehr Siege her?
Stöger: Seitdem es die 3-Punkte-Regel gibt, sind Unentschieden nicht das, worauf man abzielt. Wir wollen in jedem Spiel punkten und unsere Mannschaft zeichnet sich dadurch aus, immer bis zum Schluss zu fighten. Wenn wir das Gefühl haben, dass heute kein Sieg drin ist, dann öffnen wir nicht Tür und Tor. Wir gehen mit den Punkten nicht leichtsinnig um. Das ist ein Charakterzug dieses Teams. Ich sehe das durchaus positiv.
LAOLA1: Ein Teil dieses Teams ist Jonas Hector. Er hat bei der EURO mit guten Leistungen sogar das Interesse des FC Barcelona geweckt. Ist das eine gewisse Form der Anerkennung für den Trainer, wenn ein solch großer Klub auf einen Spieler aufmerksam wird, den man selbst entwickelt hat?
Stöger: Da bin ich vorsichtig. Es gibt auch viele Spieler, die sich unter uns nicht gut weiterentwickelt haben. Was ich damit sagen will: Nicht das Trainerteam hat Jonas Hector zum Teamspieler gemacht. Natürlich wollen wir unsere Jungs nach vorne bringen, aber ein wichtigerer Faktor ist der Spieler selbst. Jonas ist ein besonnener Typ, der extrem zielstrebig ist. Das ist der Hauptgrund für seine Entwicklung. Also ich gehe sicher nicht her und behaupte, wir sind die Erfinder von Jonas Hector.
LAOLA1: Sie haben Ihren Vertrag Anfang des Jahres bis 2020 verlängert. Toni Schumacher meinte, sie hätten das Potenzial, der Arsene Wenger des 1. FC Köln zu werden.
Stöger: (lacht) Ich befürchte, das geht sich alleine vom Alter nicht aus. Dafür hätte ich früher nach Köln kommen müssen.
LAOLA1: Jose Mourinho würde diese Aussage eher als Beleidigung ansehen. Für ihn würde sie bedeuten, viele Jahre bei einem Verein zu sein, ohne viele Titel zu gewinnen.
Stöger: Das würde auch nur Mourinho so sehen. Für uns ist es schön, Konstanz nach Köln gebracht zu haben. Es hat nie so richtig eine Trainerdiskussion gegeben. Das Präsidium und die Leute im Klub sind bedacht, unterstützend zu wirken. Darauf basiert unsere Arbeit. Es war mir wichtig, mit dieser Vertragsverlängerung ein Zeichen zu setzen, dass wir gemeinsam diesen Klub voranbringen wollen. Darüber habe ich nicht lange nachgedacht. Für mich war diese Entscheidung logisch.
LAOLA1: Klingt so, als hätten Sie Ihren Traumjob gefunden?
Stöger: Momentan kann ich mir nichts anderes vorstellen. Ich gehe jetzt ins vierte Jahr und für mich ist es immer noch etwas Besonderes. Solange ich dieses Gefühl habe, wird es immer wieder eine echte Herausforderung bleiben. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ändert, weil dieser Klub einfach im Gesamtpaket etwas Spannendes an sich hat.
LAOLA1: Vergangene Saison war Philipp Hosiner an euch verliehen. Woran ist es gescheitert, dass er nicht fix verpflichtet wurde?
Stöger: Er hat selbst in einem Interview gesagt, dass er nicht topfit zum Klub gekommen ist. Im Laufe des Herbstes bekam er einige Einsätze von Beginn an. Auch Tor-Chancen verbuchte er, aber leider hat die Verwertung nicht so geklappt, dass er sich in der Startelf festsetzen hätte können. Das ist natürlich schade. Ich hoffe, dass er in der 2. Liga noch einmal durchstarten kann. Mit Union hat er einen richtig guten Klub gefunden.
LAOLA1: Als Österreicher verfolgen Sie natürlich auch die heimische Bundesliga. Gibt es dort Spieler, die für den 1. FC Köln interessant sind?
Stöger: Mit Jörg Schmadtke (Geschäftsführer Sport, Anmerkung) verfügen wir über einen Mann, der den österreichischen Markt gut kennt. Natürlich haben auch Manni (Co-Trainer Manfred Schmid, Anmerkung) und ich etwas zu sagen. Es gibt schon den einen oder anderen interessanten Spieler, aber für diesen Sommer haben wir niemanden am Schirm. Unsere Scouts sind schon immer wieder in Österreich unterwegs.
LAOLA1: Es gab in der Vergangenheit immer wieder lose Gerüchte um Louis Schaub.
Stöger: Für uns ist das momentan kein Thema.
LAOLA1: Aber perspektivisch?
Stöger: Es gibt einige Spieler, die in Österreich interessant sind. Aber in der deutschen Bundesliga brauchst du auch ein bisschen mehr, um dich durchzusetzen. Deswegen muss man immer genau schauen.