Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis Arnel Jakupovic so richtig in England angekommen ist. Dafür läuft es für den 17-Jährigen seither umso besser.
Elf Spiele bestritten, neun Tore erzielt – in der U21 Premier League ist der Middlesbrough-Legionär nicht nur einer der jüngsten Spieler, sondern auch Dritter der Torschützenliste. Und das, obwohl er erst Ende November sein Debüt gefeiert hat.
„Ja, ich bin sportlich angekommen. Es läuft besser, als ich es erwartet habe. Auch die Trainer sind sehr zufrieden mit mir, ich bekomme viel positives Feedback“, freut sich das Talent.
Mit 16 Jahren in der Regionalliga
Über Aspang an der Zaya und den FC Stadlau ist der ÖFB-U19-Teamspieler in der U12 in den Nachwuchs der Wiener Austria gekommen. „Technisch und spielerisch läuft dort alles auf einem sehr hohen Level“, hat er gute Erinnerungen an die Violetten.
In Wien-Favoriten lehrte er den gegnerischen Verteidigern das Fürchten. Mit 21 Toren in 20 Spielen wurde er 2015 Torschützenkönig in der U18-Jugendliga. Das Frühjahr 2015 verbrachte er im Alter von 16 Jahren schon bei den Amateuren in der Regionalliga Ost.
Er erinnert sich: „Ich war zu Beginn sehr nervös, das war etwas ganz Neues. In den Zweikämpfen ist es hart zugegangen und der Fußball war viel schneller als in der U18. Man gewöhnt sich aber recht rasch daran.“
"Es war zu Beginn sehr schwer"
Bei der U17-EM in Bulgarien im Mai 2015 beobachteten ihn die Middlesbrough-Scouts. „Kurz darauf ist das Angebot gekommen. Ich habe das nicht erwartet, plötzlich steht Middlesbrough vor der Tür. Ich habe mich mit meinen Eltern beraten und dann die Entscheidung für den Wechsel getroffen“, sagt Jakupovic.
Obwohl ihn der FAK unbedingt halten wollte, übersiedelte er im Sommer 2015 mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder in den Nordosten Englands. „Eine sehr ruhige Stadt“, berichtet er.
Zunächst sei es aber alles andere als einfach gewesen: „Es war zu Beginn sehr schwer. Ein neuer Lebensabschnitt, in einem neuen Land. Ich habe meine Zeit gebraucht, um mich an alles zu gewöhnen. Es ist aber immer besser geworden, ich verstehe mich mit allen, es läuft alles super.“
"Er betreibt großen Aufwand, um sich zu verbessern"
Mittlerweile versteht der Youngster aber auch schon den örtlichen Dialekt. Und auch an das Training hat er sich gewöhnt: „Die Einheiten waren von der ersten Woche an sehr hart. Der Unterschied zur Austria ist groß. Es wird viel schneller gespielt, viel körperlicher. Wir sind jeden Tag in der Kraftkammer.“ Er müsse im körperlichen Bereich sowieso noch zulegen: „Und auch an den Kopfbällen und meinem rechten Fuß muss ich noch arbeiten.“
U19-Teamchef Rupert Marko weiß, dass dem Goalgetter Extraschichten nichts ausmachen: „Er hat immer schon super trainiert. Er betreibt zusätzlich einen großen Aufwand, um sich zu verbessern. Er ist ein fantastischer Spieler, mit der richtigen Einschätzung sich selbst gegenüber.“
In der Eliterunde der U19-EM-Quali hat der Stürmer in den ersten beiden Spielen drei Tore erzielt und zwei Assists geliefert. Am Dienstag (18 Uhr in Gleisdorf) kann gegen Tschechien das EM-Ticket fixiert werden. Zwei der drei Treffer hat Jakupovic aus Elfmetern erzielt. Überhaupt gilt er als Standard-Spezialist.
Das hat sich in England auch herumgesprochen: „Ich bin nach dem Training immer länger am Platz geblieben, um Freistöße zu trainieren. Das ist dem Trainer aufgefallen. Dann durfte ich mit Match auch ran und habe getroffen. Seither schieße ich die Freistöße und Elfmeter. Ich bin der Jüngste in der Mannschaft, insofern ist das schon etwas Besonderes.“
Bald schon bei den Profis?
In Middlesbrough halten sie allgemein große Stücke auf den Teenager, der einen Vertrag bis 2018 plus zwei Jahre Option unterschrieben hat. „Ab und zu trainiere ich schon mit den Profis“, berichtet der Angreifer.
Der Klub, der in der Championship um den Aufstieg in die Premier League spielt, ist bekannt für seine gute Nachwuchsarbeit. Der spanische Coach Aitor Karanka lässt immer wieder ganz junge Spieler ran.
„Die Trainer bei den Profis setzen sehr auf junge Spieler. Außerdem habe ich in der zweiten Mannschaft einen Stammplatz. Wenn ich mich weiterhin beweise, werde ich schon bald im Profi-Kader dabei sein“, glaubt Jakupovic.
Es wäre gar nicht so verwunderlich, würde sein rasanter Aufstieg noch in dieser Saison in einem Profi-Debüt gipfeln.
Harald Prantl