Die Fußball-Familie Djuricin ist in aller Munde.
Momentan vor allem durch "Papa" Goran Djuricin, der als Cheftrainer von Rapid installiert wurde. Sein Sohn Marco Djuricin durchlebt nach starkem Herbst (8 Tore, 6 Assists) bei seinem Arbeitgeber Ferencvaros ein schwieriges Frühjahr.
Für ihn steht im LAOLA1-Interview fest: "Ich denke, ich werde zu Salzburg zurückgehen. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr auf die ganzen Leihen." In der Mozartstadt besitzt der Stürmer noch einen Vertrag bis Sommer 2018.
Neben seiner Situation beim ungarischen Traditionsverein spricht Marco Djuricin natürlich auch ausführlich über seinen Vater und erläutert, warum er immer an dessen Karriere als Profi-Trainer geglaubt und ihn dazu ermuntert hat:
LAOLA1: Für die Familie Djuricin sind es aufregende Tage. Wird bei euch momentan mehr über Rapid oder mehr über Ferencvaros gesprochen?
Marco Djuricin (lacht): Schon mehr über Rapid!
LAOLA1: Das werden wir auch gleich. Aber starten wir mit dir. Im Herbst ist es für dich in Budapest super gelaufen, im Frühjahr nicht mehr so.
Djuricin: Ich spiele nicht, also kann es auch nicht super sein. Es läuft nicht zufriedenstellend, aber daran bin ich selbst schuld. So ist das manchmal im Leben, man kann nicht immer spielen. Da muss ich durch und hart weiterarbeiten, damit ich wieder spielen werde.
LAOLA1: Inwiefern bist du selbst schuld?
Djuricin: Ich habe nicht gut gespielt. Natürlich habe ich auf der linken Seite auf einer Position gespielt, die nicht meine ist. Aber im Herbst habe ich gezeigt, dass ich das spielen kann, ich habe meine Tore geschossen. Zuletzt hat es nicht mehr geklappt. Als Team haben wir nicht mehr gut gespielt, es herrscht viel Chaos in dieser Saison. Wir alle können unsere Leistung nicht so abrufen, wie wir das wollen. Jetzt hängen wir irgendwo im Mittelfeld herum. Das gefällt keinem.
LAOLA1: Würdest du den Wechsel nach Ungarn dennoch eher positiv einordnen? Du hast immerhin viele Scorer-Punkte gesammelt.
Djuricin: Es ist immer gut, so eine Erfahrung zu sammeln. In Salzburg wurde nicht mehr mit mir geplant, daher musste ich mir etwas anderes suchen. Ich dachte natürlich, dass ich hier Stürmer spielen und viele Tore schießen werde, damit ich dann vielleicht wieder nach Salzburg zurück kann. Zuletzt ist es wieder ganz anders gelaufen.
"Wenn ich wechsle, kann ich mir nur einen fixen Wechsel vorstellen. Aber das ist nicht so einfach mit Salzburg. Sie haben viel Geld für mich bezahlt. Es ist verständlich, dass sie etwas zurückhaben wollen."
LAOLA1: Wie wird es im Sommer bei dir weitergehen?
Djuricin: Ich denke, ich werde zu Salzburg zurückgehen. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr auf die ganzen Leihen. Wenn ich wechsle, kann ich mir nur einen fixen Wechsel vorstellen. Aber das ist nicht so einfach mit Salzburg. Sie haben viel Geld für mich bezahlt. Es ist verständlich, dass sie etwas zurückhaben wollen. Wenn das nicht klappt, bin ich normal bei Salzburg.
LAOLA1: Das heißt, nach aktuellem Stand wirst du in Salzburg um deinen Platz kämpfen? Im Angriff hat sich bei den „Bullen“ zuletzt ohnehin einiges getan…
Djuricin: Für mich war sehr überraschend, dass Munas Dabbur, der für sechs Millionen Euro gekommen ist, ein halbes Jahr später verliehen wurde. Ich weiß nicht, was da passiert ist. Dann ist Jonny (Jonatan Soriano; Anm.d.Red.) gewechselt. Aber da war eh klar, dass er irgendwann wechseln wird. Sie sind trotzdem super aufgestellt, haben viele junge Stürmer. Sie gewinnen die Liga nicht umsonst zum vierten Mal hintereinander. Der Konkurrenzkampf wäre groß, aber das ist normal und gut. Hier in Budapest sind wir eigentlich nur zwei Stürmer, aber da ich fast nie auf der Stürmer-Position spiele, ist es auch keine Konkurrenz für unseren Stürmer. Man kann es nie wissen. Jeder Trainer beurteilt es ein bisschen anders.
LAOLA1: Zuletzt gab es das Gerücht, dass Sturm um dich buhlt. Ist eine Rückkehr für dich vorstellbar?
Djuricin: Darüber kann ich schwer etwas sagen. Ich weiß nicht, ob das mit Salzburg machbar ist. Aber natürlich könnte ich mir das vorstellen. Schauen wir einmal, was in ein, zwei Monaten passiert. Stand jetzt gehe ich zu Salzburg zurück.
LAOLA1: Bereust du den langfristigen Wechsel zu Salzburg manchmal? So wie es gelaufen ist, hängst du zwei, drei Jahre in der Luft.
Djuricin: Ich bin jetzt das zweite Jahr ausgeliehen. Das habe ich mir natürlich nicht so vorgestellt, aber das kannst du im Fußball nie wissen. Ich hatte damals natürlich auch andere Angebote, aber ich dachte mir, Salzburg wird ein guter Zwischenschritt, dass ich mich dort noch einmal weiterentwickeln kann. Das habe ich nicht geschafft. Jetzt hänge ich irgendwo herum. Das gefällt mir natürlich nicht, aber wie gesagt: Das kann man sich im Leben nicht aussuchen, man muss das Beste daraus machen.
LAOLA1: Das Beste daraus machen muss derzeit dein Papa Goran Djuricin bei Rapid. Wie stolz bist du, dass er diesen Job bekommen hat?
Djuricin: Ich habe mich schon gefreut, als er Co-Trainer wurde. Das war ein super Sprung für ihn. Jetzt ist er Cheftrainer, das ging sehr schnell – vor sieben Monaten war er noch in der dritten Liga. Daran sieht man, man kann nie wissen, was im Leben passiert (schmunzelt). Ich freue mich natürlich mit ihm, aber es ist auch eine schwierige Aufgabe. Das Derby haben sie leider verloren. Ich hoffe, dass sie im Cup weiterkommen, damit Rapid nächstes Jahr hoffentlich international spielt. Das wäre eine super Sache, weil Rapid schon ewig nicht mehr den Cup gewinnen konnte oder im Finale war. Aber der LASK ist ein super Gegner.
LAOLA1: Stimmt es, dass du immer an die Karriere deines Papas als Profi-Trainer geglaubt und ihn ermuntert hast?
Djuricin: Ja, ich habe das schon immer zu ihm gesagt, weil ich weiß, wie er mit Spielern umgeht, und wie die Spieler von ihm schwärmen. Okay, das war vielleicht nur dritte Liga. Aber das Wichtigste, was die meisten Leute vielleicht nicht wissen, ist, dass man viel mit den Spielern spricht. Sie verdienen zwar alle gutes Geld, trotzdem sind sie auch nur Menschen und auch sensibel. Gerade bei Rapid herrscht extremer Druck. Ich hoffe, sie kommen da raus. Ich denke, mit dem Abstieg werden sie nichts zu tun haben.
"Mein Vater war immer mein Vorbild, weil er extreme Rückschläge verkraften musste. Es war wenig Geld da, aber mein Vater war sich nie für etwas zu schade, hat extrem hart gearbeitet und jeden Job gemacht, damit Geld in die Familie kommt."
LAOLA1: Wie sind deine persönlichen Erinnerungen an den Trainer Goran Djuricin?
Djuricin: Er hat mich beim SV Donau trainiert – das war mein erster Verein als Spieler und sein erster Verein als Trainer in der Jugend. Bei Rapid hat er mich auch noch trainiert, dort war er ja auch lange im Nachwuchs. Für mich war es natürlich nicht so einfach, denn wenn dein Vater dein Trainer ist, will er immer mehr von dir. Aber im Endeffekt war das ganz gut. Es ist toll, welchen Weg er gemacht hat. Die ganze Familie ist stolz auf ihn.
LAOLA1: Du bist sehr jung zu Hertha BSC. Inwiefern war er auch nach deinem Abschied von zu Hause die Bezugsperson?
Djuricin: Mein Vater war immer mein Vorbild, weil er extreme Rückschläge verkraften musste. Er wurde sehr früh Papa – er war 18, meine Mutter 19, als ich gekommen bin. Es war wenig Geld da, aber mein Vater war sich nie für etwas zu schade, hat extrem hart gearbeitet und jeden Job gemacht, damit Geld in die Familie kommt. Mit 24 hatte er einen Kreuzbandriss, bei der OP sind Bakterien ins Knie gekommen, ihm musste fast das Bein amputiert werden. Aufzuhören ist natürlich nicht einfach. Ich glaube, diese Zeit war für ihn auch extrem hart. Aber irgendwie hat er das super geschafft. 20 Jahre später ist er auf einmal Trainer bei Rapid Wien, dem größten Verein in Österreich. Also er hat schon einiges richtig gemacht.
Rapid-Reaktionen auf das Wiener Derby:
Ein Video-Klassiker: Le Schladi vs. Marco Djuricin