Große Aushängeschilder sucht man bei Österreichs WM-Quali-Gegner Moldawien (Fr., 24. April im LAOLA1-LIVE-Ticker) vergeblich.
Alexandru Gatcan spielte mit FK Rostov zumindest Champions League, Artur Ionita hat es nach Italien (Cagliari) geschafft und Eugeniu Cociuc spielt bei MSK Zilina.
Das war es aber auch schon. Der Rest des Kaders ist auf Moldawien, Russland, Rumänien, Griechenland, Türkei und Polen verteilt.
Der eigentliche Star ist vielmehr der Trainer: Igor Dobrovolsky.
Olympiasieger, Teamspieler dreier Nationalmannschaften und junger Legionär gegen alle Regeln.
Zweimal dasselbe Weihnachtsgeschenk
Die Hoffnungen des moldawischen Fußballs, diese große Bürde, ruhten schon einmal auf diesem Mann.
Wie ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk kam der damals 39-Jährige für die moldawischen Fans daher, als er am 23. Dezember 2006 zum Teamchef bestellt wurde. Knapp drei Jahre hielt er sich im Sattel.
Macht eine ÖFB-Dreierkette gegen Moldawien Sinn?
Jetzt, im Alter von 49 Jahren, schwingt er wieder das Zepter. Erneut als Weihnachtsgeschenk am 23. Dezember 2015 verpackt, liegt er derzeit aber mit nur einem Punkt auf dem letzten Platz der WM-Quali-Gruppe D.
Er, der Moldawien in seiner Profi-Karriere so viel Ruhm gebracht hat.
Für drei Nationalmannschaften
Für drei verschiedene Nationalmannschaften hat der kreative Mittelfeldspieler zeitlebens gespielt. Jene seiner Heimat war aber nicht dabei.
Von seinen 47 Internationalen Einsätzen lief Dobrovolsky zuerst für die UdSSR, dann für die GUS und schließlich für Russland auf.
„Spielt einfach“
Geboren ist der Ex-Profi aber in Moldawien, genauer gesagt in Markovo, nahe der ukrainischen Grenze.
In seiner Jugend genoss der langjährige Legionär eine Ausbildung, die man sich als junger Kicker nur wünschen kann.
„Spielt einfach“, war das Motto seiner Nachwuchstrainer in Chisinau. Auf körperliche Robustheit, Ausdauer und Kraft wurde weniger Wert gelegt.
Debüt mit 17 und Flugangst
Bereits im Alter von 17 Jahren maß sich Dobrovolsky aber mit den Erwachsenen. Im Trikot von Nistru Chisinau gab er sein Kampfmannschafts-Debüt.
Die mehr als 20 Tore in seiner ersten Saison riefen natürlich weit größere Vereine auf den Plan und so kam es, dass der, unter großer Flugangst leidende, Mittelfeld-Stratege zu Dinamo Moskau wechselte.
Olympische Goldmedaille und Eintrag in die Geschichtsbücher
In seine Zeit in der russischen Hauptstadt fiel auch sein wohl größter Erfolg. 1988 holte der Moldawier mit der Sowjet-Auswahl die Olympische Goldmedaille.
Als ob das nicht genug wäre, trug sich Dobrovolsky auch gleich in die Geschichtsbücher ein. In fünf aufeinanderfolgenden Spielen erzielte er zumindest ein Tor.
Das war zu diesem Zeitpunkt nur vier weiteren Spielern gelungen – die dann aber nicht das Turnier gewannen. Insgesamt waren es sechs Turniertreffer, einer weniger als Brasiliens Romario.
Der „Schönwetterkicker“ zieht in den Westen
Dann war die Zeit reif, um den Westen von seinem Können zu überzeugen. Eine Ausnahme, denn aufgrund von Wechsel-Einschränkungen der Regierung verließen die meisten sowjetischen Fußballer das Land erst im Alter von 28 Jahren.
Dem hoffnungsvollen Youngster war dieser Traum schon früher vergönnt, so zog es ihn 1990 im Alter von 23 Jahren nach Genoa. Sein Können war einerseits genial, andererseits blitzte es aber nur gelegentlich auf.
Hierzulande wäre Dobrovolsky wohl als „Schönwetterkicker“ bezeichnet worden. Oder als „schlampiges Genie“.
Nichtsdestoweniger streifte er die Trikots von CD Castellon, Servette Genf, Olympique Marseille, FC Genua, Atletico Madrid und Fortuna Düsseldorf über.
Ein Held in der Schweiz, ein „Depp“ bei Atletico
Einmal mehr, einmal weniger erfolgreich. In der Schweiz wurde der Moldawier sogar zum Spieler der Saison gewählt. Und auch sein Spitzname „der Prinz“ stammt aus der Zeit bei den Eidgenossen.
Bei Atletico spielte er etwa mit dem heutigen Coach Diego Simeone, ein großes Ausrufzeichen setzte er trotz seiner Anlagen sportlich aber nicht. Die Fans verhöhnten ihn in Anspielung an seinen Namen mit “Doble de Whisky! Queremos doble de Whisky“ („Wir wollen einen doppelten Whisky“).
Das dürfte dieser aufgrund fehlender Spanisch-Kenntnisse jedoch nicht begriffen haben, wodurch er sich mit erhobenen Händen feiern ließ und sich so zum „Deppen“ machte.
Und dem heute 49-Jährigen passierte etwas, das einigen Profisportlern passiert. Er verpasste den richtigen Zeitpunkt, die Schuhe an den Nagel zu hängen.
Kein Ruhm in Düsseldorf
In Düsseldorf – wo er die ungewöhnliche Nummer 44 trug – war der Regisseur den Fans sehr bald ein Dorn im Auge. Sogar im Alter von 38 Jahren war der Olympiasieger noch als Spielertrainer bei Tiligul Tiraspol aktiv.
Nach seiner ersten Ära als Teamchef sammelte Dobrovolsky Erfahrungen bei Klubs in Moldawien und in Russland, ehe erneut der Anruf des Verbandes folgte.
Doch der Ruhm der früheren Tage ist noch nicht ganz verblasst. Und bei entsprechenden Erfolgen mit dem Nationalteam erstrahlt er bald in neuem Glanz.