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"Klein ist ja nicht völlig weg vom Fenster"

Änderung der Politik? Warum Kollers Nichtnominierung von Florian Klein ungewöhnlich ist:

Es ist eine Art Präzedenzfall.

Einen langjährigen Stammspieler hat ÖFB-Teamchef Marcel Koller - in Personalfragen normalerweise die Treue in Person - während seiner Amtszeit noch nicht allzu oft von einem Länderspiel-Termin zum nächsten aus dem Kader entfernt.

Wenn schon, lautet der übliche Weg eher: Startelf - Bank - Nichtnominierung.

Florian Klein hat nun das Schicksal ereilt, nach einer langen Phase als gesetzter Rechtsverteidiger plötzlich nicht mehr Teil des Nationalteams zu sein.


"Es hat natürlich weh getan"

"Es hat natürlich weh getan, ihm das mitzuteilen, weil wir fünf Jahre zusammengearbeitet haben, aber er ist auf der Abrufliste mit dabei, das heißt ja nicht, dass er jetzt völlig weg vom Fenster ist", betont Koller und stellt dem 45-fachen Nationalspieler im selben Atemzug bei entsprechenden Vereins-Leistungen und regelmäßiger Spielpraxis eine Rückkehr in Aussicht.

Fehlende Spielpraxis hat den Schweizer bis dato schon oft genug nicht daran gehindert, einen langjährigen Schützling zu nominieren.

Kleins letzter Einsatz für den VfB Stuttgart datiert vom 28. November, seither spielt der Oberösterreicher in den Planungen von Trainer Hannes Wolf maximal eine Nebenrolle und pendelt zwischen Bank und Tribüne.

Kleins Probleme in Stuttgart

Koller, der in der vergangenen Woche zwei Mal mit Klein telefoniert und ihm seine Entscheiudng mitgeteilt hat, verdeutlicht, dass er auch beim 30-Jährigen in der Vergangenheit schon darüber hinweg gesehen habe, wenn dieser nicht regelmäßig zum Einsatz gekommen ist:

"Er hat in Salzburg auch nicht immer gespielt, aber wir hatten Vertrauen in ihn und geglaubt, dass er spielen könnte. Das hat er dann ja auch gezeigt. Er hat jetzt eine schwierige Phase in Stuttgart."

Was ist also diesmal anders? Warum wird Klein kalt gestellt, während Formkrisen oder fehlender Rhythmus bei anderen Stammkräften in der Vergangenheit kein Hinderungsgrund für eine Nominierung waren?

Kollers Begründungen

Eine Begründung des Teamchefs: "Es ist beim Nationalteam auch eine Frage der Alternativen."

Solche glaubt der 56-Jährige mit den beiden Salzburgern Stefan Lainer und Valentino Lazaro gefunden zu haben. Letzterer agiert im Klub offensiver, Koller berief ihn jedoch schon im Herbst als Backup für Klein ein. Mit Moritz Bauer steht ein weiterer Rechtsverteidiger in den Startlöchern.

Die zweite Begründung: "Unsere Erfahrung ist: Wenn Spieler nicht regelmäßig spielen, fehlt der Spielrhythmus. Wenn du dann 90 Minuten spielen musst, kann es sein, dass nach 70 Minuten der Knick kommt, das ist nicht optimal. Deswegen hatten wir das Gefühl: Klein hat seit Anfang des Jahres nicht gespielt, und wir haben auf der rechten Seite mit Bauer, Lainer und Lazaro Spieler, die diesen Rhythmus mitbringen. Dementsprechend haben wir uns entschieden."

Zweiteres Argument ist insofern interessant, da Koller in der Vergangenheit seine Auserwählten ohne Spielpraxis stets gegen öffentliche Kritik verteidigt hat und den fehlenden Spielrhythmus nie als Problem dargestellt hat - im Gegenteil.

Auch so eine Art Präzedenzfall. Es wird in Zukunft zu beobachten sein, ob Koller hier seine Kader-Politik nachhaltiger adaptiert hat.




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