ÖFB-Präsident Leo Windtner hat seiner sportlichen Führung um Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Teamchef Marcel Koller auferlegt, für 2017 Innovationen zu liefern.
Ruttensteiner hat das verkorkste, abgelaufene Länderspiel-Jahr analysiert und kommt zur Erkenntnis:
"Ich denke, dass wir 2015 nicht so gut gewesen sind, wie wir dargestellt wurden und 2016 bei weitem nicht so schlecht gespielt haben, wie es ab und zu geschrieben worden ist."
Die ÖFB-Spitze steht hinter Teamchef Koller:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
"Wir haben in diesem Jahr sehr viel durchgemacht. Nach einer positiven Entwicklung gibt es oft die Gefahr, dass ein Hype ausgelöst wird und dann die Erwartungshaltung sehr hoch steigt", erklärt der Oberösterreicher.
"Diese Bilanz entspricht nicht unserem Anspruch"
Die Erwartungshaltung, extern wie intern, war sowohl für die EURO als auch den Start in die WM-Qualifikation natürlich eine andere, als ein Jahr mit nur drei Siegen, drei Unentschieden und sechs Niederlagen in zwölf Spielen hinzulegen: "Diese Bilanz entspricht nicht unserem Anspruch."
Vor einem Jahr präsentierte Ruttensteiner im Rahmen seiner Jahresbilanz noch stolz die statistischen Fortschritte des ÖFB-Teams. Diesmal behielt er die genauen Werte lieber für sich, musste jedoch zugeben, dass das Nationalteam in wesentlichen Bereichen rückläufige Werte hinnehmen musste.
Im physischen Bereich sei man weiter auf einem sehr guten Niveau: "Wobei man anmerken muss, dass wir 2015 von der gesamten Mannschaft her einen höheren physischen Aufwand betrieben haben."
Das Pressing-Problem
Rückläufig ist die Tendenz im technisch-taktischen Bereich: "Etwas verschlechtert haben wir uns in den Werten bezüglich Ballgewinn im Angriffsdrittel. Wir haben dort etwas unsere Philosophie im Hinblick auf das Pressing verlassen. Ich denke, hier gibt es Ansatzpunkte, das Spiel zu verbessern. Im Angriffsdrittel sind wir früher öfter in Ballbesitz gekommen und dadurch auch zu mehr Chancen. So könnte man es zusammenfassen, ohne auf Detailergebnisse einzugehen."
2015 gewann die ÖFB-Elf in der gegnerischen Hälfte im Schnitt 52 Mal den Ball - ein immens guter Wert. 2014 sind es im Vergleich "nur" 28,9 Mal gewesen, 2013 25 Mal. Ein Vergleichswert für 2016 wäre natürlich interessant, um auch statistische Hinweise für den Leistungsabfall zu bekommen.
Offensiv wie defensiv zu wenig für eine Qualifikation
Keine Detail-Statistik ist das Torverhältnis von 12:17, das Ruttensteiner als Folge der schwächeren Ergebnisse ein Dorn im Auge ist - offensiv wie defensiv.
"Das bedeutet, dass wir pro Spiel ein Tor erzielt haben - das ist international gesehen zu wenig. Ein Tor zu erzielen und sich zu qualifizieren, schaffen nur sehr wenige Mannschaften, das ist die Ausnahme. Das bedeutet, wir müssen im Offensivspiel in der Chancenauswertung die richtigen Schlüsse ziehen und hier die Mannschaft verbessern."
"Auf der anderen Seite kommt hinzu, dass wir im Schnitt 1,4 Tore pro Spiel erhalten. Auch das ist etwas zu hoch, um uns zu qualifizieren. Wir müssen individuelle Fehler abstellen und Veränderungen im Spiel angehen, um diese 1,4 wieder zu senken. Ziel ist es, wieder diesen Topwert von 2015 zu erreichen, und so stabil zu stehen, dass wir wieder unter einem Tor pro Spiel bleiben."
"Wie kann man den Gegner vielleicht auch überraschen?"
Die Kernfragen des Sportdirektors: "Wie kann man die Spielanlage verbessern, oder wie kann man den Gegner vielleicht auch überraschen? Auch das könnte ein Ansatz sein."
Letzteres deutet auf die Vermutung hin, dass das ÖFB-Spiel für die Kontrahenten zuletzt ein wenig zu ausrechenbar wurde. Man darf gespannt sein, ob am Ende des internen Analyse-Prozesses taktische Adaptionen oder sogar mehr Variabilität bezüglich System stehen.
Keinen Stein auf dem anderen lassen
Ruttensteiner verspricht jedenfalls, dass er gemeinsam mit Koller in der Ursachenforschung keinen Stein auf dem anderen lassen und sich jeden Bereich auf und abseits des Spielfelds genau anschauen will:
"Wir werden alle Abläufe analysieren - von der Anreise der Spieler ins Camp bis zu ihrer Abreise - und versuchen zu optimieren oder den Ablauf zu bestätigen, wenn er passt."
Das Ziel: "Konsequent am eingeschlagenen Weg festhalten, aber mit Innovationsbereitschaft und Selbstvertrauen noch den Turnaround schaffen."