Romano Schmid. An diesem Namen kommt niemand vorbei, der sich mit österreichischen Fußball-Talenten beschäftigt.
Ob Nachwuchs-Teamchefs, Akademie-Leiter oder Amateure-Trainer – sie alle nennen ihn als einen der Ersten, wenn es um die größten Hoffnungsträger geht.
„Er wird als eines der größten Talente des Landes gehandelt“, spricht es U17-Teamchef Andreas Heraf ganz offen aus. Ganz schön viel Druck für einen, der im Jänner erst seinen 16. Geburtstag gefeiert hat.
"Er ist ein g’rader Michl"
Wer mit dem Steirer spricht, lernt ihn aber als ganz normalen Jugendlichen kennen. Eine gesunde Portion Selbstbewusstsein, aber nicht abgehoben. Einer, der weiß, was er will, aber trotzdem öffentlich keine großen Forderungen herausposaunt.
Heraf beschreibt ihn als „sehr aufgeweckt“, er sei ein „voll cooler Typ“. Nachsatz: „Manchmal hört man, dass er nicht der Einfachste ist – das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Er ist ein g’rader Michl.“
Als LAOLA1 den Sturm-Youngster zum Gespräch trifft, scherzt er gerade mit dem Coach, mit dem er bei der U17-EM den Einzug ins Viertelfinale (Samstag, 13 Uhr, gegen Portugal) geschafft hat. Schmid ist als Jahrgang 2000 noch für die U16 spielberechtigt, dennoch verstärkt er die 1999er in Aserbaidschan.
„Vom Alter her ist er das Nesthäkchen, sonst aber eigentlich nicht. Ein lustiger Vogel, der sich nicht viel pfeift“, grinst Heraf. Es habe ihn überrascht, dass Schmid so dankbar ist, hier dabei sein zu dürfen. Der Kicker selbst sagt: „Es ist etwas Besonderes, als Jüngerer hier dabei zu sein. Ich habe mich gefreut, als ich hochgezogen wurde.“
Zu behaupten, dass er eine Berechtigung hat, in diesem Team mitzuspielen, wäre untertrieben. Mit seinem Last-Minute-Tor gegen Frankreich schoss er die Truppe überhaupt erst zur EM. Mit einem Treffer und zwei Assists war er an drei der bisherigen vier Endrunden-Tore des ÖFB direkt beteiligt. „Ein Tor und ein Assist – das ist ein wunderschönes Gefühl! Das passiert nicht jeden Tag“, jubelte er nach seiner Glanzleistung gegen die Ukraine.
"Mein Vater hat sein GAK-Tattoo ändern lassen"
Dass der Mittelfeldspieler irgendwann einmal Fußballer werden würde, „war irgendwie klar“, sagt er. Christian Schmid, sein Vater, hat einst im GAK-Nachwuchs und dann in der zweiten Liga bei Flavia Solva gekickt. „Es war sein Traum, einen Sohn zu haben, der Fußball spielt“, berichtet der Teenager.
Drei Mädchen hat Christian Schmid in die Welt gesetzt, ehe er einen Sohn bekam. Und weil der GAK in der Versenkung verschwunden ist, musste Romano, der als Vierjähriger in Vasoldsberg mit dem Kicken begonnen hat, eben in den Nachwuchs von Stadtrivale Sturm.
„Mein Vater hatte eine GAK-Tätowierung, die er sich umändern hat lassen, als ich zu Sturm gegangen bin“, berichtet das Talent, das in der Freizeit gerne Tennis und Tischtennis spielt und Mario Götze als Vorbild nennt.
Mit 15 zu den Profis
Zuletzt ging dann alles richtig schnell. Schmid zeigte mit starken Leistungen in der Grazer Akademie auf und flog noch als 15-Jähriger mit den Sturm-Profis ins Trainingslager in die Türkei. „Das war eine coole Sache. Eigentlich habe ich damit gerechnet, zunächst zu den Amateuren zu kommen. Umso größer war die Überraschung“, sagt er.
In Testspielen mit der Kampfmannschaft gab er erste Talentproben ab: „Mir ist es gut gegangen, ich habe mich gut präsentiert. Im ersten Testspiel habe ich gleich ein Tor aufgelegt.“ Vor allem die Routiniers Martin Ehrenreich und Christian Gratzei hätten ihm sehr geholfen, berichtet Schmid.
"Ihn zeichnen moderne Attribute aus"
Doch was kann der junge Mann? Heraf sagt: „Er ist keiner, der alles schwindlig spielt, sondern hat ganz moderne Attribute, die ihn auszeichnen – eine unglaubliche Geschwindigkeit, in der Arbeit gegen den Ball lästig und ein großartiger Speed am Ball. Vor dem Tor ist er gnadenlos, da fackelt er nicht lange, macht Zaubersachen und einfache Tore.“
Und Schmids Selbsteinschätzung? „Ich denke schon, dass das Dribbling eine meiner größten Stärken ist. Von der Torgefahr her geht noch mehr. Und ich bin sehr ehrgeizig. Ich kann nicht verlieren. Ich kämpfe immer bis zur letzten Sekunde“, so der Youngster, der sich als Zehner am wohlsten fühlt.
Bayern? "Ich will nicht wieder Nachwuchs spielen"
Wie bei allen Talenten dieser Größenordnung stellt sich auch beim Steirer die Frage, wie lange er noch in Österreich spielt. Als Schmid noch 14 Jahre alt war, zeigte der FC Bayern großes Interesse. „Da war nichts Konkretes dran. Ich habe mir vor Ort einmal alles angesehen, aber das war es auch schon wieder. Es haben auch andere Vereine angeklopft“, berichtet er.
An seinem 16. Geburtstag hat der Mittelfeldspieler beim SK Sturm einen Vertrag bis 2019 unterschrieben. Und er will vorerst auch tatsächlich in Graz bleiben, wie er versichert: „In Graz spiele ich jetzt schon Regionalliga. Ich will Erwachsenen-Fußball spielen. Auch wenn ich nicht der Größte bin, taugt es mir, wenn hart gespielt wird. Ich will nicht wieder Nachwuchs spielen, deswegen bin ich bei Sturm geblieben.“
„Ich will einfach so schnell wie möglich in die Bundesliga und dort meinen Weg gehen. Hoffentlich bekomme ich schon bald die Chance, bei den Profis im Kader zu sein. Im Endeffekt muss der Trainer entscheiden, was mir noch fehlt und wie lange ich noch brauche.“
Harald Prantl