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Ein schweres Erbe: Wenn Trainer-Legenden gehen...

Jürgen Klopp beendet beim FC Liverpool eine Ära der Stabilität. Diese wieder zu erlangen, ist kein leichtes Unterfangen, wie andere Beispiele zeigen.

Ein schweres Erbe: Wenn Trainer-Legenden gehen... Foto: © getty

Es war eine Nachricht, die die Fußball-Welt erschütterte: Jürgen Klopp verlässt den FC Liverpool mit Ende der laufenden Saison.

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Der Deutsche prägte eine Ära bei den "Reds", die dem Klub viele Titel brachte und vor allem für Stabilität sorgte. Seit 2015 gab es am Trainerstuhl des FC Liverpool nichts zu sägen, relativ bald wird man in Anfield aber wieder in eine Ära der Unsicherheit eintauchen.

Trainer-Legenden, die ihren Klubs jahrelang treu waren, zu ersetzen, ist nämlich alles andere als ein leichtes Unterfangen. Von einem Langzeit- zum nächsten Langzeit-Trainer zu wechseln, ist auf europäischem Top-Niveau nicht nur kaum vorstellbar, sondern gab es in den vergangenen Jahren schlichtweg nicht.

Wir haben exemplarisch die Trainer-Situationen bei Manchester United (seit Alex Ferguson, 2013), FC Arsenal (seit Arsene Wenger, 2018) und Borussia Dortmund (seit Jürgen Klopp, 2015) genauer unter die Lupe genommen - und zeigen auf, wie schwierig sich die Suche nach einem passenden Nachfolger gestalten kann.

"You'll never walk alone" - Klopps Liverpool-Ära in Bildern


Manchester United - nach ALEX FERGUSON:

Trainer von-bis Spiele S U N Punkteschnitt
David Moyes 1.7.2013 - 22.4.2014 51 26 10 15 1,73
Ryan Giggs 23.4.2014 - 30.6.2014 4 2 1 1 1,75
Louis van Gaal 14.7.2014 - 23.5.2016 103 54 24 25 1,81
Jose Mourinho 1.7.2016 - 18.12.2018 144 84 31 29 1,97
Ole Gunnar Solskjaer 28.3.2019 - 21.11.2021 168 92 35 41 1,85
Michael Carrick 21.11.2021 - 3.12.2021 3 2 1 0 2,33
Ralf Rangnick 3.12.2021 - 31.5. 2022 29 11 9 9 1,45
Erik ten Hag 1.7. 2022 - heute 92 55 11 26 1,91

Er war der Erfolgstrainer in einer der größten Ären, welche der Fußball je gesehen hat. Ganze 27 Jahre war Sir Alex Ferguson Trainer bei Manchester United.

13 englische Meisterschaften und zwei Champions-League-Titel sind ein Indiz dafür, was für großartige Arbeit der Schotte bei seinem Herzensklub geleistet hat. Nicht ohne Grund wird "Sir Alex", wie er von den Fans genannt wird, in Manchester als Held gefeiert. Die Nord Tribüne des Old Traffords wurde zur Ehrung ebenjenes Mannes in "Sir Alex Ferguson Stand" umbenannt. 

Sir Alex Ferguson mit der Champions-League-Trophäe
Foto: © getty

Seitdem sich der mittlerweile 82-Jährige von der Trainerbank zurückgezogen hat, ist der Erfolg mit ihm gegangen. Ganze acht Trainer folgten auf ihn. Sein direkter Nachfolger - David Moyes - verpasste in seinem einzigen Jahr bei den "Red Devils" die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb und brachte es in der Champions League bis ins Viertelfinale.

Auf Moyes folgte mit Ryan Giggs eine der größten Ikonen der Vereinshistorie. Der Waliser übernahm zum Ende seiner Profi Karriere als Interims-Coach und wechselte sich ein Mal sogar selbst ein. Schon schnell wandte sich die Vereinsführung jedoch internationalen Top-Namen zu.

Mit Louis van Gaal kam im Anschluss ein Trainer, der bereits bei anderen Stationen bewiesen hatte, dass er Titel gewinnen kann. Doch auch der Niederländer scheiterte am Projekt Manchester United. In zwei Jahren in England sprang nicht mehr als ein FA-Cup-Titel heraus. In der Liga war man mit einem vierten und einem fünften Platz ebenfalls weit entfernt von einem Titel.

Bei dem nächsten Trainer war man sich sicher, dass es im Old Trafford wieder Titel zu feiern gibt. Jose Mourinho war einer der besten Trainer des vergangenen Jahrzehnts und kam mit vielen Vorschusslorbeeren nach Manchester. Tatsächlich war der Portugiese der beste Trainer - zumindest was den Punkteschnitt angeht - seit der Sir-Alex-Ära.  Drei Titel in zweieinhalb Jahren liest sich nicht ganz so schlecht, überhaupt wenn einer davon der Sieg in der Europa League war.

Nach einem schlechten Saisonstart musste Mourinho 2018 jedoch weichen. Spielerlegende Ole Gunnar Solskjaer kam. Dieser blieb ebenfalls zweieinhalb Jahre, holte dabei allerdings keinen Titel. Nach einer sportlichen Talfahrt musste auch er 2021 gehen. Michael Carrick und Ralf Rangnick waren nicht mehr als Interimslösungen. Der nunmehrige ÖFB-Teamchef musste damals hautnah erleben, dass die Strukturen bei United wenig Raum für weitreichende Änderungen zuließen.

Mit Erik ten Hag wurde ein Nachfolger präsentiert, der gleich viel neuen Schwung reinbrachte, allerdings auch schon die eine oder andere Talfahrt erlebte. Dennoch gewann er mit den "Red Devils" in seiner ersten Saison den League Cup und qualifizierte sich für die Champions League.

FC Arsenal - nach ARSENE WENGER

Trainer von-bis Spiele S U N Punkteschnitt
Unai Emery 1.7.2018 - 28.11.2019 78 43 15 20 1,85
Freddie Ljungberg 29.11.2019 - 21.12.2019 6 1 3 2 1,00
Mikel Arteta 22.12.2019 - heute 210 124 32 54 1,92

Einem Langzeittrainer nachzufolgen ist nie einfach und schon gar nicht, wenn der Vorgänger Arsène Wenger heißt. Der mittlerweile 74-jährige Franzose führte den FC Arsenal in den frühen 2000ern zu den größten Erfolgen der Vereinsgeschichte. In der Saison 2003/04 gewannen die "Gunners" die Premier League ohne ein Spiel zu verlieren, der Mythos der "Invincibles" war geboren.

Arsene Wenger nach seinem letzten Spiel mit Arsenal
Foto: © getty

Wer könnte die großen Fußstapfen von Arsène Wenger besser ausfüllen als ein Coach, der bereits dreimal die Europa League gewann, dachten sich die Arsenal-Verantwortlichen und engagierten Unai Emery. Doch das Engagement von Emery bei Arsenal war ein großes Missverständnis. Der Spanier hatte mit sprachlichen Barrieren und fehlender Rückendeckung der Vereinsführung zu kämpfen und musste nach sieben sieglosen Spielen in Serie im November 2019 die Koffer packen.

Mit Freddie Ljungberg übernahm der Trainer der U23 interimistisch, doch auch er konnte die "Gunners" nicht nachhaltig stabilisieren. Das gelang Mikel Arteta, der nach Anlaufschwierigkeiten nun bereits über vier Jahre im Amt ist.

Auch mit ihm lief nicht alles rund, mehrmals wurde über eine mögliche Entlassung spekuliert. Mit dem Gewinn des FA Cups im ersten Jahr hatte er jedoch früh ein gutes Argument auf seiner Seite. Unter seiner Leitung konnte der FC Arsenal in der Saison 2022/23 sogar wieder um den Meistertitel mitspielen, die Suche nach jenem Trainer, der im Norden Londons die nächsten Jahre prägen soll, dürfte damit abgeschlossen sein.

Borussia Dortmund - nach JÜRGEN KLOPP:

Trainer von-bis Spiele S U N Punkteschnitt
Thomas Tuchel 1.7.2015 - 30.6.2017 107 69 20 18 2,12
Peter Bosz 1.7.2017 - 9.12.2017 24 8 6 10 1,25
Peter Stöger 10.12.2017 - 30.6.2018 24 10 8 6 1,58
Lucien Favre 1.7.2018 - 13.12.2020 110 68 17 25 2,01
Edin Terzic 13.12.2020 - 30.6.2021 32 20 4 8 2,00
Marco Rose 1.7.2021 - 20.5.2022 46 27 4 15 1,85
Edin Terzic 1.7.2022 - heute 73 42 16 15 1,95

Es war eine höchst erfolgreiche Ära, die Jürgen Klopp von 2008 bis 2015 an der Seitenlinie von Borussia Dortmund prägte. Der Deutsche führte den BVB binnen weniger Jahre an die absolute Spitze des deutschen Fußballs - gewann 2010/11 und 2011/12 die deutsche Meisterschaft, ein Mal den DFB-Pokal und erreichte 2013 das Finale der Champions League.

Jürgen Klopp wird von den BVB-Fans verabschiedet
Foto: © getty

Mit Thomas Tuchel fand Dortmund einen Nachfolger, der zunächst perfekt zum Klub zu passen schien. Genau wie Klopp wurde auch Tuchel von Mainz 05 losgeeist, an die Erfolge, die Klopp mit dem BVB feierte, konnte der Krumbacher jedoch nicht ganz anknüpfen. Obwohl man 2017 den DFB-Pokal gewann, führten Differenzen mit der Klubführung zum Aus in derselben Saison.

Deutlich weniger erfolgreich ging es mit den nächsten Trainern zu: Peter Bosz musste nach wenigen Monaten gehen, Peter Stöger übernahm und führte den BVB immerhin noch in die Champions League, blieb jedoch keine dauerhafte Lösung.

Deutlich länger blieb Lucien Favre, der zwei Mal Vizemeister wurde, jedoch keinen Titel gewann. 2020 zog man die Reißleine und beförderte Edin Terzic aus den eigenen Reihen. Unter ihm gewann der BVB auch gleich auf Anhieb den DFB-Pokal, dennoch musste Terzic am Ende der Saison für Gladbach-Trainer Marco Rose weichen.

Länger als eine Saison durfte dieser nicht im Amt bleiben. Trotz des Vizemeister-Titels entschied man sich in Dortmund dazu, Edin Terzic wieder als Cheftrainer zu installieren. Unter ihm verpasste man 2022/23 den ersten Meistertitel nach der Ära-Klopp nur knapp.

Terzics Verbundenheit zum Klub, kombiniert mit seinen bisherigen Erfolgen, lässt zumindest hoffen, dass Dortmund in ihm eine Langzeit-Lösung gefunden hat.



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