Als Beachvolleyballer ist es Clemens Doppler eigentlich gewöhnt, in der Luft zu hängen.
Jedoch nur, wenn vom Springen die Rede ist.
Dieser Tage hängt der 36-Jährige allerdings sprichwörtlich in der Luft. Und mit ihm Partner Alex Horst sowie praktisch die gesamte österreichische Beachvolleyball-Elite.
Der Grund dafür ist eine vom Verband (ÖVV) ausgehende Umstrukturierung (LAOLA1 berichtete). In der Kurzfassung: Die bislang recht selbstständigen Beachvolleyball-Teams sollen fortan gemeinsam in Wien trainieren. Um Trainer sowie Management-Aufgaben soll sich künftig der ÖVV kümmern.
Zentralisierung heißt das Stichwort.
Diese beinhaltet zudem, dass der Verband bestimmt, wer mit wem zusammenspielt. Genauer gesagt soll dies der neu installierte Sportdirektor tun, für den Hallenvolleyball-Guru Stelian Moculescu als heißester Kandidat gilt.
So sei zumindest der Plan. Mutmaßlich spießt es sich jedoch noch bei der Budgetierung dieses Projektes. Unterm Strich weiß aktuell keiner so richtig, wie es nun tatsächlich weitergeht. Auch Doppler nicht. „Wir befinden uns gerade in einem Vakuum“, rätselt er gegenüber LAOLA1.
Vorspielen in Wien
Seit 2012 spielt der 2-Meter-Mann nun schon mit Alexander Horst zusammen. Gemeinsam mit dem Verteidigungs-Spezialisten holte er unter anderem EM-Bronze und zwei seiner insgesamt drei Olympia-Tickets.
Doch die auftauchende Beach-Revolution könnte das Ende des derzeit erfolgreichsten österreichischen Herren-Duos bedeuten.
Im Zuge der Zentralisierung will der Verband nämlich die Zusammensetzung der Teams bestimmen. Eine Trennung scheint somit denkbar. Moculescu möchte sich diese Woche im Rahmen eines Vorspielens in Wien ein Bild von den heimischen Beach-Könnern machen.
Vielleicht mit Seidl?
Trotz der Ungewissheit versucht Doppler dem Ganzen möglichst nüchtern entgegenzublicken. „So wie ich das sehe, gibt es im Moment zweieinhalb Weltklasse-Spieler in Österreich. Damit meine ich Alex, Robin (Seidl; Anm.) und mich“, so Doppler, der bei Seidl jedoch Abstriche macht. „Robin ist ein super Blocker, aber zu einem richtigen Weltklasse-Spieler fehlt ihm noch ein bisschen etwas.“
Seidls Partner Xandi Huber, mit dem er wie Doppler/Horst das Olympia-Achtelfinale erreichte, will aufgrund seiner familiären Situation nicht aus Kärnten weg. Er zeigt der angepeilten Zentralisierung die kalte Schuler.
Auch wenn es noch eine Reihe weiterer Kandidaten gibt, die ebenfalls vorspielen, gilt eine Kombination zwischen Seidl und einem aus Doppler/Horst als plausibel, da schließlich auch Doppler den Großteil seiner Karriere Verteidigungsspieler war.
Die Verlierer der Revolution
Für Doppler und Horst ist die Umstrukturierung jedoch weitreichender als eine bloße Trennung. „Uns trifft das viel mehr als die Jungen“, meint er. „Schließlich haben wir uns in den vergangenen Jahren mit unserem Manager so etwas wie ein kleines Unternehmen aufgebaut. Das war auch gut für Österreichs Beachvolleyball und auch die Erfolge waren da.“
Die beiden haben sich deshalb vor einer Woche zusammengesetzt, um ihre persönlichen Ziele abzustimmen. Doppler: „Ich bin der Meinung, dass wir zwei noch immer das bessere Team wären und nächstes Jahr ist schließlich die Heim-WM.“
Bleibt offen, ob auch der ÖVV zur selben Einschätzung kommt.
Tokio auf dem Fahrplan
Auch wenn der gebürtige Oberösterreicher mit 36 Jahren schon ein fortgeschrittenes Alter mitbringt, ist „Tokio 2020 absolut ein Thema“. Zumal es im Beachvolleyball etliche Beispiele gibt, die beweisen, dass auch 40-Jährige auf der World Tour vorne mitmischen können.
„Mehr als in manch anderen Sportarten lebt man im Beachvolleyball extrem von der Erfahrung und Routine“, meint Doppler, der sich laut eigenen Angaben fit fühle wie selten zuvor.
Die vergangenen Wochen stieg das Duo in die Vorbereitung für die neue Saison ein. Das Sichtungs-Training in Wien komme da denkbar ungünstig. „Weil wir uns gerade in einer Phase befinden, in der wir für gewöhnlich nicht einmal den Ball in der Hand halten“, spielt er auf Grundlagen-Training an.
Dennoch sollen sie in dieser Woche möglichst auf Top-Niveau vorspielen – um eben nicht weiter in der Luft zu hängen.
Reinhold Pühringer