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Von billigem Bier und schwachen KAC-Goalies

Bernd Freimüller im Scouting-Report über schwache KAC-Goalies und billiges Bier in der Slowakei.

Von billigem Bier und schwachen KAC-Goalies

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HC Skalica – Banska Bystrica (30. 12., 2:7)


Ein Abstecher in die slowakische Extraliga, etwas das ich fast immer umgehend bereue. Skalica ist zwar als nächster Extraligaort bei Wien (90 Minuten von Kagran) leicht zu erreichen, das Eishockey dort alles andere als sehenswert. Die Liga ist ungefähr auf dem Niveau der zweithöchsten tschechischen Spielklasse und Skalica ist als abgeschlagener Tabellenletzter, auf den Relegationsspiele warten, ein trauriger Haufen.

Welche Rolle spielt Johannes Reichel bei Skalica? Er ist ungefähr Defender Nr. 3 in der Hierarchie, spielt etwas Powerplay und weit mehr Penalty Killing. Die Arbeitsmoral ist wie immer gut, er spielt auch ziemlich physisch, kann die löchrige Defensive aber natürlich auch nicht zusammenhalten.

Bei Skalica schleppt sich der übergewichtige Pavel Brendl – ein Monumental-Draft-Flop der New York Rangers - übers Eis, der 38-jährige Michal Handzus (über 1000 NHL-Spiele) läuft für seine Heimatstadt Banska Bystrica auf. Intelligent und klug, aber seinen Speed könnte man inzwischen mit einer Sanduhr timen.

Banska Bystrica leistet sich seit Jahren einige Legionäre, vor allem aus Übersee, die ihnen dann im Laufe der Saison aufgrund ausbleibender Gehaltszahlungen wieder abhandenkommen. Goalie Jason Bacashihua (ehemals Straubing) dürfte aber die ganze Saison durchhalten und gehört zu den besseren Torhütern der Liga. Zwei Zahlen noch, eine traurig, eine ermutigend: 917 Besucher, das Bier zum Schöntrinken des Spiels kostet 80 Cent.

 

Vienna Capitals – Graz 99ers (1. 1., 3:1)


Nicht gerade ein ermutigender Start ins neue Jahr, die Caps fuhren in einem einschläfernden Spiel ohne größere Probleme die Punkte ein. Graz konnte einfach kaum Offensive entwickeln, die wenigen Schüsse pflückte David Kickert mit der routinierten Gelassenheit eines Gaskassiers beim Zählerlesen herunter.

Für heuer sind in Graz keine weiteren Zugänge geplant, für die Zwischenrunde hofft man auf einen vollen Kader. Für mich aber eher unvorstellbar, dass sich Teams wie Graz oder Innsbruck gegen die beiden ersten Teams oder Fehervar durchsetzen können.

Interessant die Planungen für die nächste Saison: Die Ausländeranzahl soll auf neun reduziert werden, das hängt aber auch davon ab, ob Österreicher mit Qualität nach Graz gelotst werden können. Defender wie Clemens Unterweger (leider mit keinem Leistungsanstieg seit der Vorsaison), Corin Konradsheim, Rupert Strohmaier und Kris Reinthaler (fällt noch länger aus) schlagen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten wacker, doch sie sind sicher keine Puckmover. Da auch Kevin Mitchell (über seinem Zenit), Bobo Kovacevic und Ales Kranjc wenig zu einem geordneten Spielaufbau beitragen können, verbringt das Team sehr viel Zeit in der eigenen Zone. Die Angreifer müssen die Scheibe von weit hinten holen und übers Eis tragen, was an der Substanz zehrt. Zwei oder drei Defender mit guten Puckskills müssen im Sommer her, aber das ist leichter gesagt als getan, noch dazu, wenn man Leute wie Mike Little dann wieder wegschickt.

Im Angriff haben Matt Fornataro und Evan Brophey (tauschten ihre Plätze) eine gute Chemie gefunden, an ihrer Seite ist Kyle Beach für Gegner und Mitspieler ohnehin nie berechenbar: Er kann die Scheibe ins gegnerische oder, wie vor kurzem, auch aufs eigene Tor hämmern. Sonst kommt nach vorne nicht viel, positiv fällt heuer neben Daniel Woger allerdings Daniel Natter auf: Großgewachsen, trotzdem guter Antritt, gute Arbeitsmoral, sorgt für einige Entlastung mit Rushes. Allerdings sieht er das Eis dann nicht gerade gut und fährt kopfüber in Hindernisse. Insgesamt aber eine positive Erscheinung in einer offensiv anämischen Truppe.

HC Znojmo – Dornbirner EC (2. 1., 4:1)

Dornbirn weiter im freien Fall nach einer tollen Saison, was waren die Gründe für die Niederlage in einem turbulenten Spiel?
Drew McKenzie, offenbar von allen guten Geistern verlassen, legte ausgerechnet Topscorer Colton Yellow Horn die beiden ersten Treffer pfannenfertig auf.

Die letztjährige Paradelinie um Martin Grabher-Meier, Jamie Arniel und Chris D’Alvise (schied verletzt aus) wirkt derzeit völlig ausgebrannt und konnte keinerlei Akzente setzen.

Selbst in der Drittelpause konnten die Bulldogs nicht scoren, wenn man bösartig sein will: Mit der letzten Aktion des zweiten Drittels hakt Branislav Rehus Grabher-Meier bei einem Breakaway um, Schiri Miroslav Stolc entscheidet nach einer elendslangen Nachdenkpause zurecht auf Penalty Shot. Znojmo-Goalie Patrik Nechvatal hatte aber mit Grabher-Meiers Abschluss keine Probleme.

Dass in der Schlussphase noch etwas passieren würde, lag auf der Hand, die Gäste waren aufgrund des Spielstands und eines ungeahndeten Checks von hinten durch Ondrej Sedivy gegen Oliver Magnan äußerst übelgelaunt. Dass sich Kyle Greentree aber mit Stefan Csamago ausgerechnet den einzigen Znaimer Fighter aussuchte und nur durch Matt Siddall von einer ordentlichen Tracht Prügel verschont wurde, passte zu diesem Tag.

Wie kam Dornbirn-Coach Dave MacQueen zu seiner Sperre? Das DOPS machte Dornbirn als Verursacher des Massenfights aus, noch dazu waren sechs Spieler auf dem Eis, von denen Greentree und Siddall Ärger suchten. Wenn so etwas in den letzten fünf Minuten eines Spiels passiert, sieht das EBEL-Casebook eine automatische Sperre für den Coach vor.

Vienna Capitals – KAC (3. 1., 6:1)

Wenn man so mit den Coaches in der Liga spricht, stimmen sie in diesen Punkten überein: 

„Die Caps sind zu tief und gut besetzt, um die ersten Sechs zu verpassen“: So sollte es auch kommen, der restliche Spielplan sieht gut aus und einige Cracks wie Simon Gamache oder Raffi Rotter haben ihr Niveau in den letzten Wochen stark gesteigert. Dazu kommt noch ein starkes Penalty-Killing (bei den vielen Strafen auch wichtig), zwei solide Goalies und eine gute Teamdefensive.

„Der KAC hat irrsinnig viel Talent, zahlt aber nicht den Preis und die Goalies sind nicht einmal durchschnittlich“: Ein Paradebeispiel für diese Aussagen war das Spiel in Wien. Rene Swette wurde bei freier Sicht von mehreren Schüssen bezwungen, die Caps mussten oft nicht einmal für viel Verkehr vor ihm sorgen. Wenn man im Durchschnitt ein oder zwei Tore pro Spiel vorgibt, droht halt die dritte Zwischenrunde in Serie. Zur Verteidigung der Torhüter: Große Schüsseblocker sind die Klagenfurter aber auch nicht.

Die meisten Coaches verstanden auch den Trainerwechsel in Klagenfurt nicht. Im Rückspiegel schaut der noch desaströser als vor Wochen aus: Doug Mason hatte zwar auch seine Eigenheiten, doch das gilt für fast alle Coaches und er hielt das Team doch einigermaßen auf Top-6-Kurs. Die Körpersprache und fast nicht vorhandene Kommunikation von Alexander Mellitzer und Kirk Furey auf der Bank verheißt für den Rest der Saison nichts Gutes.

Interessant auch: Fast alle Coaches schwärmen unaufgefordert von Bozen: „Groß, eisläuferisch stark, gut organisiert.“ Doch schaffen die Südtiroler wirklich noch die Top-6? Auswärts ist die Truppe von Tom Pokel oft nicht einmal die Hälfte wert und das Personalkostüm in der Verteidigung (nach der Verletzung von Luca Franza nur mehr fünf Defender) schon sehr dünn. Kommt noch ein Defender (Dieter Knoll sucht bereits seit Monaten), muss ein Angreifer abgemeldet werden.

 

Aus der Liga:


63 Schüsse für Znojmo in 67 Minuten beim Gastspiel in Linz? Entweder wurde das Warm-up mitgerechnet oder dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie lächerlich die EBEL-Statistiken wirklich sind. In Österreich weiß man das ja mittlerweile, im Ausland aber noch nicht. So verstrickten sich ein Agent und ein DEL-Sportdirektor in ein Streitgespräch über die Rangliste der Goalies in unserer Liga, ausgehend davon, ob Florian Hardy zu den Spitzenkräften der Liga zählt. Als beide aber Fangquoten zur Untermauerung ihre Positionen einbringen wollten und Michael Ouzas (angeblicher) Save Percentage von knapp 94 % erwähnt wurde, musste ich doch einen Ordnungsruf anbringen. Ouzas ist durchaus auch ein Thema in der DEL, allerdings werden dort im Sommer kaum Goalieposten frei. Derzeit spießt es sich noch finanziell bezüglich einer Verlängerung in Linz.

Diese Woche soll es zu einer Auszahlung in Laibach kommen, etwas das man natürlich schon öfters gehört hat. Das August-Gehalt ist weiter das einzige, das die Cracks dort bekommen hatten. Zuletzt trat die Truppe von Fabian Dahlem, der den Laden noch einigermaßen zusammenhält, mit 13 Feldspielern in Bozen an. Wer sich fragt, ob die Abwesenden (darunter Roland Kaspitz und Fabian Scholz) wirklich verletzt oder lediglich demotiviert sind, wird nach einer konkreten Antwort lange suchen: Der medizinische Betreuerstab hat ebenfalls schon das Weite gesucht.
Wer glaubte , dass es gegenüber der letzten Saison – in der Zwischenrunde konnte einige Spieler nicht mehr antreten, da sie keine Schläger mehr hatten – nicht schlimmer kommen könnte, behielt unrecht…

Sowohl in Znojmo als auch in Wien am Sonntag kam es zu 3-5-Unterlegenheiten, jeweils durch kleine Strafen wegen Kritik oder Beleidigung hervorgerufen. Wer sich wundert, warum dies keine 10-Minuten-Strafen mehr sind: Die EBEL-Coaches sprachen sich für diese Variante aus, jetzt müssen das nur noch ihre Cracks kapieren…

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