Noch ist es keine drei Jahre her, dass der SK Sturm Graz im Cup-Finale 2018 den FC Red Bull Salzburg mit 1:0 nach Verlängerung niedergerungen hat.
Ein Alleinstellungsmerkmal in den vergangenen acht Jahren genießt dieses Endspiel trotzdem. Schließlich ist es seit 2013 (Meister Austria, Cupsieger Pasching) der einzige Titel, den der österreichische Dominator nicht erobern konnte.
45 der letzten 46 Cup-Spiele haben die "Bullen" gewonnen, dies war die einzige Niederlage.
Zudem ist es im Rückspiegel eine Partie, welche die Personalfluktuation im heimischen Oberhaus recht gut illustriert. Die Kader beider damaliger Finalisten haben vor dem erneuten Wiedersehen in Klagenfurt - diesmal im Halbfinale (Mittwoch, 21:05 im LIVE-Ticker) - nur noch wenig mit dem damaligen Aufgebot zu tun.
Gerade in Salzburg gehört dies zum Geschäftsmodell. Aber auch in Graz herrschte seit 2018 ein reges Kommen und Gehen, aus unterschiedlichen Gründen.
Während die eine oder andere Identifikationsfigur geblieben ist, ist der Großteil des damaligen Cupsieger-Kaders längst schwarz-weiße Vergangenheit. Ein Überblick über die Gegenwart der Cup-Helden von Sturm:
DIE AUFSTELLUNGEN DES CUP-FINALES 2018:
Sturm: Siebenhandl - Koch, Spendlhofer, Maresic, Potzmann - Hierländer, Jeggo, P. Zulj (122. Schoissengeyr) - Alar (118. Lovric), Röcher (102. P. Huspek), Edomwonyi (93. Jantscher)
Salzburg: C. Stankovic - Lainer, Ramalho, Caleta-Car (46. Onguene), Farkas - Yabo (99. Wolf), Samassekou, X. Schlager, Va. Berisha - Gulbrandsen (76. Haidara), Dabbur (83. Hwang)
NACH WIE VOR IM STURM-DRESS:
Zwei Startelf-Mitglieder von 2018 sind auch in dieser Saison Säulen des SK Sturm. Der damalige Siegtorschütze Stefan Hierländer ist inzwischen zum Kapitän avanciert. Damals setzte der Kärntner im Vorfeld des Cup-Finales ein Zeichen, indem er seinen auslaufenden Sturm-Vertrag verlängert hat - ein Zeichen, dem diverse Stammkräfte in der Folge bekanntlich nicht folgten.
Jörg Siebenhandl war damals wie heute ein sicherer Rückhalt. Eingewechselt wurden im Showdown gegen die "Bullen" die Routiniers Jakob Jantscher, der derzeit seinen x-ten Frühling erlebt, und Philipp Huspek.
Goalie Tobias Schützenauer saß damals bereits auf der Bank. Der Backup-Keeper muss hinter Siebenhandl weiterhin Geduld beweisen - umso wichtiger sein jüngstes Ausrufezeichen gegen Salzburg.
WEITER (WIEDER) IN ÖSTERREICH:
Der dem Cupsieg folgende Transfer-Sommer war für Sturm bekanntlich ein schmerzvoller. Vor allem dass sich diverse Stammkräfte Bundesliga-Konkurrenten anschlossen, vornehmlich den beiden Wiener Vereinen, anstatt ihr Glück etwa im Ausland zu suchen, sorgte für emotionale Debatten. Während dieses Transferfenster letztlich wohl der Auftakt in zwei schwierige Jahre für die Steirer war, brachte der Abschied aus Graz auch für diverse Spieler nicht den (sportlich) gewünschten Effekt mit sich. Folgende Kadermitglieder von damals tummeln sich weiter - oder wieder - in Österreich:
BUNDESLIGA:
Vor allem ein Abschied ließ die Wogen so richtig hoch gehen. Deni Alar verabschiedete sich als amtierender Kapitän recht überstürzt zu Rapid Wien, wo er schon von 2011 bis 2016 vor seinem Sturm-Engagement aktiv war. In Hütteldorf blieb er bis dato glücklos und wurde zwischenzeitlich sogar in Bulgarien bei Levski Sofia geparkt. Der Vertrag des Goalgetters läuft noch bis Sommer 2022. Für Sturm schoss er in zwei Saisonen übrigens 41 Pflichtspieltore, für Rapid seither deren sechs.
Auch Marvin Potzmann zog es zu Rapid, sein Wechsel war schon länger fixiert. Ein Jahr später ging es weiter zum LASK, wo er sich nach einem Kreuzbandriss inzwischen wieder zurückgekämpft hat.
Im Cup-Finale eingewechselt wurde in der Schlussphase Christian Schoissengeyr, den es in der Folge ablösefrei zu Austria Wien zog - wie auch die beiden Stammspieler James Jeggo und Bright Edomwonyi (siehe unten). Der seither verletzungsgeplagte Innenverteidiger steht nach wie vor am Verteilerkreis unter Vertrag, fristet sein Dasein jedoch bei den Young Violets.
Thorsten Röcher, den es nach dem Cupsieg nach Deutschland zu Ingolstadt und später leihweise zurück zu Sturm zog, kickt inzwischen beim WAC. Mit Fabian Koch ist ein weiteres Startelfmitglied von damals innerhalb der Bundesliga weitergezogen, und zwar zur WSG Tirol.
Marc-Andre Schmerböck und Michael John Lema (beide Hartberg) gehörten im Endspiel nicht dem Spieltagskader an.
Sturm-Urgestein Christian Gratzei staubte zum Karriereende als Kadermitglied einen weiteren Titel ab. Der langjährige Goalie ist nun Tormanntrainer beim WAC.
2. LIGA:
Auch in #ligazwa finden sich einige Kadermitglieder von damals. Bei Sturm konnte sich Fabian Schubert letztlich nicht durchsetzen, in der laufenden Saison hält er nach 16 Liga-Partien bei 17 Toren für Blau-Weiß Linz, wo er sich zum Goalgetter entwickelt hat.
Mit Goalie Christopher Giuliani (Kapfenberg) und Tobias Koch (Lafnitz) sind zwei Youngster bis Saisonende an steirische Zweitligisten verliehen. Bei Lafnitz tummelt sich mit Lukas Fadinger ein weiterer Akteur, der damals in jungen Jahren zur Kampfmannschaft hinschnupperte, es bei Sturm letztlich jedoch nicht geschafft hat.
Auch Oliver Filip (BW Linz) und Patrick Puchegger (Amstetten) kicken in der 2. Liga, nachdem es bei Sturm nicht nach Wunsch lief.
Ebenfalls in Österreich, allerdings ohne Verein, ist Thomas Schrammel, der damals gegen Salzburg die Bank drückte.
IM AUSLAND:
ÖFB-LEGIONÄRE:
Diverse Mitglieder des damaligen Sturm-Kaders verdienen ihr Geld inzwischen jenseits der österreichischen Landesgrenzen. Zum Beispiel das damalige Innenverteidiger-Duo: Dario Maresic wurde nach Frankreich zu Stade Reims transferiert. Die Zeit von Lukas Spendlhofer bei Sturm ging 2020 im Unfrieden zu Ende - via Ascoli landete er im Winter in Israel bei Bnei Sachnin.
Peter Zulj verabschiedete sich eine Halbsaison nach dem Cupsieg nach Belgien zum RSC Anderlecht, wo er sich jedoch nicht letztgültig durchsetzen konnte. In der Winterpause wurde der Mittelfeldspieler in die Süper Lig zu Göztepe verliehen, wo er nach acht Liga-Spielen bei vier Toren hält.
Sandi Lovric, im Finale gegen Salzburg eingewechselt, ist streng genommen kein ÖFB-Legionär mehr, da er inzwischen für Sloweniens Nationalteam aufläuft. Auf Vereinsebene hat sich das einstige "Jahrhundertalent" des ÖFB dem Schweizer Klub FC Lugano angeschlossen.
Philipp Zulechner sammelt bei Erzgebirge Aue fleißig Joker-Einsätze in der 2. deutschen Bundesliga. Goalie Fabian Ehmann wechselte im Winter nach seiner Zeit bei Aris Saloniki nach Dänemark zu Vendsyssel FF.
Romano Schmid absolvierte am Weg zum Cupsieg eine Partie, ehe er im August 2017 kurioserweise zum späteren Finalgegner wechselte, dort aber nicht zum Zug kam. Inzwischen kommt der 21-Jährige bei Werder Bremen in der deutschen Bundesliga regelmäßig zum Einsatz.
EHEMALIGE STURM-LEGIONÄRE:
James Jeggo und Bright Edomwonyi machten sich im Sommer 2018 keine Freunde, als sie ablösefrei bei Austria Wien anheuerten. In Favoriten konnten sie jedoch nicht an ihre bei den "Blackies" gezeigten Leistungen anschließen. Jeggo zog im Sommer 2020 zu Aris Saloniki weiter, wo er regelmäßig zum Einsatz kommt. Edomwonyi spielt aktuell ebenfalls in Griechenland, er wurde in der Winterpause zu Atromitos Athen verliehen.
Ebenfalls in der vergangenen Transferzeit ging das Kapitel Emeka Eze bei Sturm zu Ende. Der Stürmer wurde in die Türkei zu Ankara Keciörengücü abgegeben.
Abwehr-Routinier Christian Schulz stand 2017/18 bei allen Spielen am Weg ins Finale auf dem Platz, drückte im Endspiel jedoch 120 Minuten lang die Ersatzbank - für ihn ging es im Sommer 2018 zurück zu Hannover 96, wo er seither für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord kickt. Im Sommer wird er seine Karriere beenden.
Am Weg ins Finale kamen auch Charalampos Lykogiannis beziehungsweise Martin Ovenstad zum Einsatz, beide verbrachten das Frühjahr 2018 jedoch nicht bei Sturm. Ersterer übersiedelte in die Serie A zu Cagliari, wo er sich auch aktuell als Stammkraft bezeichnen darf. Ovenstad ist inzwischen bei Mjondalen gelandet.
DIE SPORTLICHE FÜHRUNG:
Auch was die sportliche Führung anbelangt, hat sich bei Sturm inzwischen einiges getan. Die Taktik von Trainer Heiko Vogel ging im Finale perfekt auf.
Nach dem Umbruch im Sommer 2018 lief es für ihn in Graz nicht mehr nach Wunsch. Wobei auch seine Nachfolger Roman Mählich und Nestor El Maestro nicht mehr aus der Mannschaft herausholen konnten als der Deutsche, der seit Saisonbeginn die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach betreut.
Während sich die Fans (siehe Foto) in der Klagenfurter Stunde des Erfolgs nicht vorstellen konnten, dass die Amtszeit von Geschäftsführer Sport Günter Kreissl bei Sturm nicht "für immer" dauert, kam es anders.
In den folgenden Transferperioden war das Händchen des Sportchefs mitunter unglücklicher, 2020 wurde die Ehe letztlich geschieden. Inzwischen hat Kreissl beim ÖFB abgeheuert und verantwortet dort den Torwartbereich.