Playoff-Zeit! Die NHL geht in die entscheidende Phase ihrer Saison.
Mit Michael Raffl ist ein Österreicher dabei - er greift erstmals mit den Washington Capitals an. Und hat zumindest realistische Chancen, einen Anlauf Richtung Stanley Cup zu wagen.
Mit seinem ersten Tor drei Sekunden vor Ende des letzten Regular-Season-Spiels - ausgerechnet gegen die Boston Bruins, denen seine Caps jetzt in der ersten Runde gegenüberstehen - hat er sich auch genau zum rechten Zeitpunkt angemeldet.
Die Playoffs sind für den Villacher aber keine Premiere, wie überhaupt eine österreichische Beteiligung an der Postseason inzwischen auch keinen Seltenheitswert mehr hat. Sieben Österreicher haben es bisher zu Spielen in der NHL geschafft, sechs davon standen auch zumindest einem in den Playoffs.
LAOLA1 hat das Abschneiden aller NHL-Österreicher in den Playoffs zusammengefasst:
Thomas Vanek
Auch wenn ihm ein Stanley Cup stets verwehrt blieb: Anläufe darauf durfte Thomas Vanek einige unternehmen.
In 14 NHL-Jahren schafften es die Teams, die den Steirer zu diesem Zeitpunkt in ihren Reihen wähnten – auch das waren ja einige – immerhin sieben Mal in die Playoffs: Viermal die Buffalo Sabres, je einmal die Montreal Canadiens, Minnesota Wild und Columbus Blue Jackets.
Dreimal war dabei in der ersten Runde Schluss: 2009/10 scheiterte Buffalo mit 2:4 an den Boston Bruins – wobei Vanek nur drei der sechs Spiele bestritt –, ein Jahr später mit 3:4 an den Philadelphia Flyers (und Andreas Nödl). Immerhin setzte Vanek in dieser Serie mit fünf Toren aus den sieben Spielen ein persönliches Ausrufezeichen. 2017/18 strich Columbus mit 2:4 gegen die Washington Capitals die Segel.
Die größten Playoff-Erfolge sollte Vanek leider schon in seinen beiden Premieren-Saisonen einfahren, die vergeblich Hoffnung auf mehr machten: 2005/06 scheiterten die Sabres erst im Conference-Finale hauchdünn mit 3:4 am späteren Stanley-Cup-Champion, den Carolina Hurricanes. Im folgenden Jahr gelang erneut der Einzug in die Vorschlussrunde, wo die Ottawa Senators klar zu stark waren (1:4).
Auch 2013/14 war mit den Montreal Canadiens erst eine Runde vor dem Stanley-Cup-Finale Endstation, damals setzten sich die New York Rangers 4:2 durch. Obwohl Vanek mit fünf Toren und fünf Assists voll auf der Höhe war, endete das Kanada-Gastspiel schnell.
Persönlich enttäuschend war die Saison 2014/15, als die Nummer fünf des NHL-Drafts 2005 ausgerechnet im einzigen Anlauf mit seinem "Heim-Team", den Minnesota Wild, in zehn Spielen ohne Playoff-Treffer blieb. Die Wild scheiterten in der zweiten Runde mit 0:4 an den Chicago Blackhawks.
Ein Karriere-Hattrick blieb Vanek in seinen 69 Playoff-Spielen übrigens verwehrt, es gelangen ihm aber vier Doppelpacks – davon zwei 2011 im Abstand von acht Tagen in der Serie gegen die Flyers.
Saison | Team | Spiele | Tore | Assists | Out |
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2005/06 | Buffalo Sabres | 10 | 2 | 0 | Runde 3 (3:4 vs. Carolina) |
2006/07 | Buffalo Sabres | 16 | 6 | 4 | Runde 3 (1:4 vs. Ottawa) |
2009/10 | Buffalo Sabres | 3 | 2 | 1 | Runde 1 (2:4 vs. Boston) |
2010/11 | Buffalo Sabres | 7 | 5 | 0 | Runde 1 (3:4 vs. Philadelphia) |
2013/14 | Montreal Canadiens | 17 | 5 | 5 | Runde 3 (2:4 vs. Montreal) |
2014/15 | Minnesota Wild | 10 | 0 | 4 | Runde 2 (0:4 vs. Chicago) |
2017/18 | Columbus Blue Jackets | 6 | 1 | 1 | Runde 1 (2:4 vs. Washington) |
Gesamt | 69 | 21 | 15 |
Michael Grabner
Rein statistisch gesehen ist Grabner jener Österreicher, der am zweithäufigsten die Playoffs erreichte: In seinen - bisher? - elf Jahren endete die Saison nur fünfmal vor den Playoffs. Erfolg war dem pfeilschnellen Kärntner in der Postseason aber wenig beschert: Nur dreimal überstand sein Team eine Runde, kein einziges Mal mehr als das.
2009/10 bezwang er mit den Vancouver Canucks die Los Angeles Kings 4:2, um im Anschluss mit 2:4 gegen die Chicago Blackhawks auszuscheiden. 2016/17 kam er mit den New York Rangers gegen die Montreal Canadiens eine Runde weiter (4:2), um an den Ottawa Senators zu scheitern (2:4). Letzte Saison schafften die Arizona Coyotes mit 3:1 gegen die Nashville Predators die Qualifkationsrunde, um dann an den Colorado Avalanche zu scheitern (1:4).
2012/13 sowie 2014/15 war für "Grabs" mit den New York Islanders ebenso gleich Schluss, wie 2017/18 mit den New Jersey Devils.
Mit gesamt neun Toren und sechs Assists in 40 Partien sind auch die nackten Zahlen ausbaufähig, zumal ihm drei dieser Treffer im letzten Anlauf mit Arizona gelangen. Am 14. August 2020 machte sich der nun 33-Jährige auch zum bis dato letzten österreichischen Playoff-Torschützen - eine Marke, die Michi Raffl in den nächsten Tagen auslöschen will.
Saison | Team | Spiele | Tore | Assists | Out |
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2009/10 | Vancouver Canucks | 9 | 1 | 0 | Runde 2 (2:4 vs. Chicago) |
2012/13 | New York Islanders | 6 | 1 | 3 | Runde 1 (1:4 vs. Pittsburgh) |
2014/15 | New York Islanders | 2 | 0 | 1 | Runde 1 (3:4 vs. Washington) |
2016/17 | New York Rangers | 12 | 4 | 2 | Runde 2 (2:4 vs. Ottawa) |
2017/18 | New Jersey Devils | 2 | 0 | 0 | Runde 1 (1:4 vs. Tampa Bay) |
2019/20 | Arizona Coyotes | 9 | 3 | 0 | Runde 1 (1:4 vs. Colorado - nach Quali-Runde) |
Gesamt | 40 | 9 | 6 |
Michael Raffl
Erstmals in seiner Karriere spielt Raffl bei einem anderen NHL-Team als den Philadelphia Flyers - und darf sich mit den Washington Capitals durchaus Chancen ausrechnen, weit zu kommen.
Es wäre eine erfrischende Abwechslung für den Villacher, denn drei seiner bisherigen vier Playoff-Auftritte endeten jeweils in der ersten Runde. 2013/14 fehlte gegen die New York Rangers ein Spiel, 2015/16 setzte es ein 2:4 gegen die Washington Capitals. 2017/18 endete das Prestige-Duell gegen die Pittsburgh Penguins mit dem besseren Ergebnis für den Gegner (2:4).
Erst 2019/20, beim bis dato letzten Auftauchen in der Postseason, wurden die Montreal Canadiens 4:2 bezwungen. Im Anschluss waren die New York Islanders den Hauch stärker, entschieden die Serie mit 4:3 für sich.
Es war auch so etwas wie ein persönlicher Durchbruch für Raffl: Mit vier Toren und einem Assist in neun Einsätzen war er durchaus produktiv, während aus den drei vorangegangenen Playoff-Besuchen in 19 Spielen ein Tor und zwei Assists standen - sehr überschaubar.
Saison | Team | Spiele | Tore | Assists | Out |
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2013/14 | Philadelphia Flyers | 7 | 0 | 1 | Runde 1 (3:4 vs. NY Rangers) |
2015/16 | Philadelphia Flyers | 6 | 1 | 0 | Runde 1 (2:4 vs. Washington) |
2017/18 | Philadelphia Flyers | 6 | 0 | 1 | Runde 1 (2:4 vs. Pittsburgh) |
2019/20 | Philadelphia Flyers | 9 | 4 | 1 | Runde 2 (3:4 vs. NY Islanders) |
Gesamt | 28 | 5 | 3 |
Andreas Nödl
195 Spiele hat der Wiener, später noch Kapitän der Vienna Capitals, in der NHL über fünf Jahre verteilt - nur zwölf Partien lassen sich den Playoffs zurechnen. Und leider kein einziger seiner 36 Scorerpunkte.
2009/10 drangen die Philadelphia Flyers sogar bis ins Stanley-Cup-Finale vor, wo sie den Chicago Blackhawks 2:4 unterlagen. Nödl stand da aber längst nicht mehr im Kader, nachdem ihm zuvor in zehn Spielen weder ein Tor noch ein Assist gelang.
Im folgenden Jahr bezwangen die Flyers die Buffalo Sabres und Thomas Vanek in der ersten Runde, Nödl stand aber nur mehr in zwei dieser Begegnungen am Eis - immerhin kam es so zum ersten und bislang einzigen Playoff-Duell zweier Österreicher. Als Philadelphia in der Folge von den Boston Bruins gesweept wurde, war Nödl schon Zuseher.
In der Folgesaison kam er nur mehr auf zwölf Spiele für die Flyers, bevor sie ihn auf die Waivers setzten und er zu den Carolina Hurricanes abwanderte. Dort spielte er noch 56 NHL-Partien, bevor dieses Kapitel zu Ende war - keine Playoff-Partie mehr.
Saison | Team | Spiele | Tore | Assists | Out |
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2009/10 | Philadelphia Flyers | 10 | 0 | 0 | Stanley-Cup-Finale (2:4 vs. Chicago) |
2010/11 | Philadelphia Flyers | 2 | 0 | 0 | Runde 2 (0:4 vs. Boston) |
Gesamt | 12 | 0 | 0 |
Thomas Pöck
Pöck spielte zwar fünf Jahre in der NHL – vier für die New York Rangers, eines für die New York Islanders – Playoff-Einzug gelang aber nur einer, 2006/07 mit den Rangers.
Der war dafür durchaus erfolgreich: Pöck spielte vier Partien im Erstrunden-Sweep über die Atlanta Thrashers und verbuchte dabei sogar in drei der vier Begegnungen je einen Assist, nachdem er in den 44 Regular-Season-Spielen vier Tore und vier Assists anschrieb.
Danach stand er allerdings nicht mehr im Kader und verpasste damit auch ein Duell mit Thomas Vanek, auf dessen Buffalo Sabres die Rangers im Anschluss trafen – und in sechs Spielen unterlagen.
Pöck spielte danach nur mehr ein einziges Spiel für die Rangers, konnte die Zahl seiner NHL-Spiele bei den Isles innerhalb eines Jahres (2008/09) aber sogar noch verdoppeln, ehe es zurück nach Europa ging.
Saison | Team | Spiele | Tore | Assists | Out |
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2006/07 | New York Rangers | 4 | 0 | 3 | Runde 2 (2:4 vs. Buffalo) |
Gesamt | 4 | 0 | 3 |
Reinhard Divis
Divis war nicht nur der erste Österreicher, der den Sprung in die NHL und zu Spielen schaffte, sondern auch der erste mit einem Playoff-Einsatz.
Dieses Erlebnis ist allerdings schnell erzählt, denn es blieb auch bei diesem einzigen Spiel. Am 10. April 2004 übernahm der Goalie der St. Louis Blues bei der 1:3-Auswärtsniederlage gegen die San Jose Sharks – Spiel zwei der ersten Runde, die letztlich mit 4:1 an die Sharks ging – im letzten Drittel für Chris Osgood und hielt zumindest die acht Schüsse, die in den 18:25 Minuten auf sein Tor prasselten.
Zwar absolvierte Divis nach dem Lockout im Folgejahr, der ihn zum VSV spülte, noch zwölf Partien für die Blues, Postseason-Auftritt war aber keiner mehr dabei.
Saison | Team | Spiele | Spielminuten | Schüsse/Saves | Out |
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2003/04 | St. Louis Blues | 1 | 18 | 8/8 | Runde 2 (1:4 vs. Detroit) |
Gesamt | 1 | 18 | 8/8 |
Christoph Brandner
Brandner war zwar der erste NHL-Österreicher, dem ein Tor in der besten Eishockey-Liga der Welt gelang – was im Rahmen unseres 20-Jahre-Schwerpunkts auch Anlass für ein Interview mit ihm war – allerdings hat er auch eine weniger erfreuliche Marke in seiner Vita stehen.
Seine 35 NHL-Spiele stammen alle aus einer einzigen Saison, jener 2003/04. Und in eben jenem Jahr gelang den Minnesota Wild kein Playoff-Einzug. Dem Steirer blieb als einzigem der bisher sieben Österreicher, die es in die NHL schafften, ein Spiel in der Postseason verwehrt.