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"Du hast einfach ein Ablaufdatum!"

Roman Wallner ist ein Vielgereister.

13 Vereine in 13 Profijahren hat der gebürtige Steirer in seinem Lebenslauf mittlerweile stehen.

Seit dem Gastspiel bei Rapid (1999-2004) war er nirgendwo länger als zwei Jahre.

Teilweise, weil er es selbst so wollte; teilweise, weil er gehen musste.

Nun würde der 30-Jährige gerne einmal länger bleiben. Zum Beispiel in Innsbruck bei Wacker.

"Aber im Fußball weißt du nie, was als nächstes kommt", spricht der Stürmer im LAOLA1-Interview aus Erfahrung.

LAOLA1: Roman, deine Rückkehr nach Salzburg ist alles andere als positiv verlaufen: Zuerst dein Ausschluss, dann die 0:2-Niederlage.

Roman Wallner: Ja, schade. Es wäre durchaus mehr möglich gewesen. Leider habe ich die Mannschaft mit meiner Roten Karte geschwächt. Aber verletzen wollte ich Kampl auf keinen Fall. Zugegeben, es hat blöd ausgeschaut, ich kann mich jedoch auch nicht in Luft auflösen.

LAOLA1: Fast alle schwärmen momentan von „Salzburg neu“. Wie gefällt dir dein Ex-Verein?

Wallner: Sie präsentieren sich wirklich sehr gut, spielen die Bälle schnell nach vorne und in die Tiefe. Das hat es früher nicht so gegeben. Es ist wirklich schön anzuschauen.

LAOLA1: Ist auch ein bisschen Wehmut dabei, wenn du nach Salzburg blickst? Immerhin warst du vor einem Jahr noch Teil der Mannschaft.

Wallner: Nein, an das denke ich nicht mehr. Natürlich ist es super, wenn du in so einer Mannschaft spielen kannst – gerade als Stürmer. Aber mir gefällt es in Innsbruck auch sehr gut.

LAOLA1: Mittlerweile seid ihr auch nicht mehr Letzter. Ist das nur dem Trainerwechsel geschuldet?

Wallner: Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Aber der Trainer ist wirklich ein super Typ, redet viel mit uns Spielern und ist positiv. Er nimmt die Leute mit Schmäh und setzt trotzdem Grenzen.

LAOLA1: Wie groß war der Kulturschock von Red Bull auf Wacker? In Innsbruck sind die Mittel ja doch eher bescheiden.

Wallner: Trotzdem wird äußerst professionell gearbeitet. Außerdem ist Wacker ein Traditionsverein, wo es auch ein großes Fan-Potenzial gibt. Bei Red Bull arbeiten viel mehr Leute, es gibt einfach viel mehr Budget. Als Fußballer ist dir das aber egal. Es kann überall gut oder schlecht sein, völlig unabhängig davon, wie viel Geld der Verein hat.

LAOLA1: Also war der Wechsel zu Wacker der richtige Schritt?

Wallner: Das wird man erst später beurteilen können. Mir gefällt’s jedenfalls in Innsbruck und ich bin überzeugt, dass wir da hinten rauskommen. Glauben tut dir das aber sowieso erst jemand, wenn es wirklich so ist.

LAOLA1: Geglaubt hätte aber auch keiner, dass Roland Kirchler übernimmt und Wacker vier Siege in Folge feiert.

Wallner: Da sieht man wieder, dass im Fußball alles passieren kann. Wichtig ist, dass man nicht die Nerven verliert und weiter dran bleibt. Wir haben auch unter Walter Kogler gut gearbeitet, nur sind wir nie belohnt worden.

LAOLA1: Du bist 30 und hast im Fußball-Business schon einiges gesehen. Bist du vor allem in dieser schwierigen Situation wichtig?

Wallner: Ich kann nur in jedem Match Gas geben, laufen und damit zeigen, dass man alles geben muss, um erfolgreich zu sein. Eine Garantie, dass ich aus jeder Chance ein Tor mache, kann ich aber auch nicht bieten. Es ist ja kein Wunschkonzert. Wenn du alles gibst, kannst du zumindest nachher immer beruhigt in den Spiegel schauen.

LAOLA1: Du bist nach deiner Verpflichtung als großer Hoffnungsträger gefeiert worden. Wie viel Druck lastet auf deinen Schultern?

Wallner: Druck habe ich natürlich schon. Aber jeder, der sich im Fußball ein bisschen auskennt, weiß, dass ich alleine nichts ausrichten kann. Gerade als Stürmer bin ich sehr von meinen Mitspielern abhängig.

LAOLA1: Wacker ist bereits dein 13. Profi-Verein. Kannst du noch alle aufzählen?

Wallner (schmunzelt): Ja, das bringe ich schon noch zusammen.

LAOLA1: Wie groß war nun die Sehnsucht nach Sesshaftigkeit?

Wallner: Natürlich ist die da, aber im Fußball weißt du nie, was als nächstes kommt. Die Zeiten haben sich verändert. Es ist nicht mehr üblich, dass du jahrelang bei einem Verein bleibst. Vielleicht gibt es einen Trainerwechsel oder das ganze Management wird ausgetauscht – und die wollen dich dann nicht mehr. Warum sollte ich dann noch bleiben? Man muss abschätzen können, ob man noch eine Chance hat oder nicht. Als älterer Spieler hat man vielleicht ein besseres Gespür dafür.

LAOLA1: Und in Leipzig hattest du ein bestimmtes Gespür?

Wallner: Ja, doch. Ich habe gewusst, dass die Liga sehr schwach ist und Red Bull fast jedes Spiel gewinnen wird. Und dann spielt eben die Mannschaft, für die sich der Trainer am Anfang entschieden hat, quasi durch. Ich wollte nicht zwei Jahre auf der Bank sitzen, sondern weiter kicken.

LAOLA1: War Leipzig trotzdem eine Erfahrung, die du nicht missen möchtest?

Wallner: Auf jeden Fall. Die Leute waren sehr nett, mir hat es auch in der Stadt gut gefallen. Leider hat es im Verein nicht so gepasst, aber das gehört dazu. Man kann nichts erzwingen. Ich bin keinem böse.

LAOLA1: Wie schwer ist es als Fußballer, wenn man nie mittel- oder gar langfristig planen kann?

Wallner: Man kann wirklich nichts planen. Maximal noch die Zeit der Vertragsdauer, aber selbst da kann es passieren, dass du früher gehen musst. Gerade als Stürmer ist es noch schwieriger, weil ein neuer Trainer meistens einen neuen Stürmer haben will. Du hast einfach ein Ablaufdatum. Eine Sache darfst du als Spieler allerdings nicht machen.

LAOLA1: Und das wäre?

Wallner: An dir zweifeln. Nur weil dich ein Trainer nicht haben will, bist du kein schlechter Fußballer. Man muss einfach akzeptieren, wenn dich wer nicht haben will. Vielleicht geht man als Routinier lockerer mit so einer Situation um. Es geht ja nicht immer um Leistung.

Das Interview führte Kurt Vierthaler