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"Die Offensivspieler haben derzeit nicht die Qualität"

Fünftbester Kopfballspieler und siebentbester Bodenzweikämpfer der Bundesliga.

An Michael Madl kommt man in dieser Saison nur schwer vorbei. Das gilt für Spieler und auch für Sportdirektoren. Denn der Steirer ist im Sommer ablösefrei zu haben.

„Es gibt drei, vier Anfragen aus Österreich“, verrät der 24-Jährige im LAOLA1-Interview.

Zudem spricht der Innenverteidiger darüber, wovon seine Zukunft abhängt, warum in der Bundesliga offensiv so wenig läuft und ihn Kapfenberg nicht nervös macht.

LAOLA1: Ich würde vor eurem Spiel gegen die Admira auf ein Unentschieden wetten. Spricht etwas dagegen?

Michael Madl: (lacht) Nein, da kann ich dir nicht widersprechen. Ich hoffe aber, du liegst falsch. Ich habe die Unentschieden wirklich schon satt. Aber es ist gut möglich, dass du Recht behältst.

LAOLA1: Hast du eine Erklärung dafür, warum ihr die vergangenen sieben Heimspiele remisiert habt?

Madl: Nicht wirklich. Bei uns wechseln sich in letzter Zeit Licht und Schatten ab. Wir hatten gegen Rapid und Salzburg tolle Spiele, in denen wir offensiv orientiert spielen und unsere Chancen vorfinden. Dann hatten wir Spiele wie gegen Kapfenberg und Mattersburg, in denen die Defensive im Vordergrund steht. Ich kann das nicht erklären. Es ist ja nicht so, dass wir von der Grundaufstellung her rein auf die Defensive bedacht wären.

LAOLA1: Das Kuriose ist aber, dass gerade die Spiele gegen Rapid und Salzburg verloren wurden…

Madl: So ist es. Einerseits ist in unserer Situation ein Punkt immer schöner, als zu verlieren. Andererseits wollen wir ja auch einmal drei Punkte einfahren. Dazu muss man Risiko nehmen. Aber es ist eben etwas anderes, im Hanappi vor 15.000 oder bei uns vor 2.000 Fans zu spielen.

LAOLA1: Ist es so, dass ihr aufgrund eurer Situation in der Schlussphase des Spiels nicht mehr das Risiko nehmt, weil ihr mit einem Punkt schon zufrieden seid?

Madl: Prinzipiell sind wir immer auf drei Punkte ausgerichtet. Fakt ist aber, dass wir bei einem 0:0 in der 75. Minute nicht alles nach vorne werfen und unbedingt auf Sieg spielen. Da müssen wir intelligent spielen.

LAOLA1: Was gut funktioniert, ist die Defensive. Ihr habt in den vergangenen 15 Spielen acht Mal zu Null gespielt. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Madl: Wir sind sehr stabil, jeder weiß, was der andere zu tun hat. Zudem ist es ja nicht so, dass wir nur hinten drinnen stehen – dann wäre es einfacher, zu Null zu spielen.

Madl ist im Sommer ablösefrei zu haben

LAOLA1: Zu dir persönlich: Abgesehen von den drei Toren läuft es ja auch sonst sehr gut, oder?

Madl: Die zweite Saison in Wr. Neustadt ist richtig gut gelaufen. Ich bin verletzungsfrei und körperlich gut drauf – so kann ich meine Leistung bringen.

LAOLA1: Wie ist es für dich, endlich langfristig Stammspieler zu sein?

Madl: Sehr schön. Ich genieße jedes Spiel. Das Wichtigste ist, dass ich fit bin. Wenn ich fit bin, kann ich der Mannschaft weiterhelfen. Und das gilt für jede Mannschaft in Österreich.

LAOLA1: Deine Zukunft ist unklar, dein Vertrag läuft aus. Wann war die letzte Transferzeit, in der dich Ried-Manager Stefan Reiter nicht kontaktiert hat?

Madl: (überlegt lange) Das ist schon länger her. Ich persönlich habe aber noch mit niemandem gesprochen. Das läuft über meinen Berater (Anm.: Reiner Tichy). Es gibt drei, vier Anfragen aus Österreich. Und ich habe ein neues Angebot von Wr. Neustadt gekriegt.

LAOLA1: Gibt es eine Tendenz?

Madl: Ich habe es immer schon so gehalten, zuerst mit meinem aktuellen Klub zu sprechen. Das Angebot von Wr. Neustadt ist fair, ich weiß, dass sie an ihre Grenzen gegangen sind. Aber es kommt darauf an, was Mario Reiter, Andreas Schicker und Wolfgang Klapf machen. Für mich ist wichtig, wer da bleibt, welche Ziele gesetzt werden. Derzeit gibt es noch keine klare Tendenz.

LAOLA1: Du hast drei Spieler angesprochen. Welche Rolle spielt Trainer Peter Stöger in deinen Plänen?

Madl: Eine große. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Der Verein hat mir gesagt, dass er in Wr. Neustadt bleibt. Also kann ich ihn als Pluspunkt für den Klub einplanen.

LAOLA1: Hast du dir eine Deadline gesetzt?

Madl: Ich will auf jeden Fall vor dem Urlaub wissen, was ich in der neuen Saison mache.


Das Gespräch führte Harald Prantl

LAOLA1: Es ist generell ein Trend in der Bundesliga, dass die Teams defensiv sehr gut stehen, offensiv aber wenig klappt…

Madl: Die Defensivarbeit ist immer leichter, als in der Offensive Akzente zu setzen. Wenn ein Team gut eingestellt ist und die Räume eng macht, wird es in Österreich für jeden Verein schwer durchzukommen. Da muss schon ein überragender Spieler eine Einzelaktion starten. Doch die Offensivspieler in Österreich haben derzeit nicht die Qualität, eine Mannschaft ausspielen zu können.

LAOLA1: Gibt es diese überragenden Spieler, die du angesprochen hast, in Österreich derzeit?

Madl: Sicher. Jakob Jantscher und Leonardo in Salzburg können etwa ein Spiel alleine entscheiden. Aber mittlerweile haben alle Mannschaften eine gute taktische Ausrichtung, was es ihnen schwer macht. Außerdem haben die Salzburger in Wr. Neustadt oder Mattersburg vielleicht nicht dieselbe Motivation wie in der Europa League.

LAOLA1: Wie kurios ist es eigentlich, dass du als Verteidiger ex aequo mit Thomas Helly und Mario Reiter die klubinterne Torschützenliste anführst?

Madl: Wir scherzen in der Mannschaft gelegentlich darüber. Es ist ein Wahnsinn, mit so wenigen Toren, so viele Punkte zu holen. Bei mir funktioniert es in dieser Saison jedenfalls ganz gut. Bei unseren Stürmer noch nicht. Die Betonung liegt auf noch. Ich hätte nichts dagegen, wenn mich der eine oder andere Stürmer noch einholt.

LAOLA1: Während ihr gegen Wacker Innsbruck verloren habt, hat Kapfenberg die Austria geschlagen. Der Vorsprung beträgt noch neun Punkte. Nervös?

Madl: Nicht die Spur. Klar, wir müssen selber noch punkten, hoffen nicht darauf, dass Kapfenberg verliert. Wir wollen gegen die Admira endlich wieder einen Heimsieg holen. Dann kann Kapfenberg kopfstehen, aber es wird nichts mehr passieren.