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Daniel Madlener: „Ich bin hin und wieder ein Fantast“

Daniel Madlener: „Ich bin hin und wieder ein Fantast“

Der Begriff des Fußballehrers wird ja manchmal überstrapaziert.

Wenn er allerdings auf jemanden wortwörtlich passt, dann auf Daniel Madlener.

Zeit seiner Bundesligakarriere als Feingeist und edler Techniker bekannt, schlug der gebürtige Feldkircher nach seiner aktiven Fußballerkarriere eine Karriere als Hauptschullehrer ein.

Mathematik, Bildnerische Kunst und natürlich Fußball lauteten die Fachgebiete des nunmehr 48-Jährigen. Nach aufsehenerregenden und, für manchen Amateurklub, zu großen Erfolgen als Trainer zieht es den zweifachen Nationalteamspieler wieder in den Profifußball.

Und das mit großen Zielen, wie er im LAOLA1-Interview erklärt.

Beim FC Lustenau tritt er ab sofort in die Fußstapfen des nach Altach abgewanderten Damir Canadi.

LAOLA1: Wie hat sich Ihr Trainer-Wechsel vom Amateur- ins Profigeschäft ergeben?

Daniel Madlener: Nachdem ich schon länger im Amateurbereich tätig war und auch die UEFA Pro-Lizenz erworben habe, war es mein Ziel, ins Profigeschäft zu kommen. Im Amateurbereich habe ich für gewisses Aufsehen sorgen können, weil ich mit sogenannten „schwächeren“ Mannschaften doch ein paar Mal Meister geworden bin. Dazu kam eben relativ kurzfristig, dass Damir Canadi in Altach Trainer geworden ist. Der FC Lustenau hat für den Posten eine Person aus der Region gesucht.

LAOLA1: Zuletzt haben Sie mit dem FC Andelsbuch den ersten Verein aus dem Bregenzerwald in die Regionalliga geführt. Warum ging Ihr Weg dort nicht weiter?

Madlener: Die Perspektiven waren einfach nicht mehr gegeben. Andelsbuch ist ein Dorfklub, dessen oberste Prämisse es ist, nur eigene Spieler einzusetzen. Ich will nicht stehen bleiben, sondern immer vorwärts schauen und mich weiterentwickeln.

LAOLA1: Man kann also sagen, dass Sie für Ihren Ex-Klub schon zu erfolgreich waren?

Madlener: Für diesen Klub, das Umfeld und die Strukturen war ich wahrscheinlich zu erfolgreich, ja. Es war dem Verein auch nicht ganz geheuer, in die Regionalliga aufzusteigen.

LAOLA1: Apropos erfolgreich. Auch der FC Lustenau war das in der abgelaufenen Herbstsaison. Wie wollen Sie den eingeschlagenen Weg von Damir Canadi fortführen?

Madlener: Es ist eine Tatsache, dass die Mannschaft unter Damir Canadi einen tollen Herbst gespielt hat. Meine Intention ist es natürlich diesen Weg fortzuführen, nur denke ich, dass man sich mit dem ein oder anderen Plan so weiterentwickeln kann, dass es noch weiter nach oben geht.

LAOLA1: Wie sieht der Plan des Daniel Madlener aus?

Madlener: Fußball ist für mich eine sehr komplexe Sportart, die viele Bereiche miteinbezieht. Es geht um den Körper, es geht um Taktik und natürlich auch um den Kopf. Ich will ganz bewusst in jedem dieser Bereiche ansetzen, um erfolgreich zu sein.

Bei Vorwärts Steyr war Daniel Madlener einst Kapitän

LAOLA1: Sie waren bisher parallel zu ihren Trainerjobs als Hauptschullehrer für Mathematik, Sport und Bildnerische Erziehung tätig. Ein Job, den Sie umgehend aufgeben konnten?

Madlener: Ja, hier haben wir zum Glück eine gute Lösung finden können. Mein Dank gilt der Landesregierung und meiner Schule in Nüziders, dass ich beim FC Lustenau sofort einsteigen habe können.

LAOLA1: Wie sehr können Sie sich Ihr pädagogisches Vorwissen beim FC Lustenau zu Nutze machen? Immerhin trainieren sie noch dazu die Mannschaft mit dem jüngsten Durchschnittsalter aller Klubs der Liga.

Madlener: Pädagogik ist immer eine Hilfe. Im Fußball geht es stark um Menschenführung. Deshalb können Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen nur eine Hilfe sein.

LAOLA1: Haben Sie in punkto Menschenführung bestimmte Prinzipien, die Sie auch als Trainer an den Tag legen?

Madlener: Ein Prinzip von mir lautet auf jeden Fall „Individuell statt gleich“. Jeder ist anders, daher will ich jeden als Persönlichkeit wahrnehmen  und jeden persönlich entwickeln. Das hat für mich auch viel mit Wertschätzung einer Person zu tun.

LAOLA1: Sie waren als Spieler jemand, bei dem die feine Klinge regiert hat. Worauf legen Sie Wert, wenn sie ein Spiel von der Coaching-Zone aus miterleben?

Madlener: Fußball besteht aus einer ausgewogenen Balance zwischen Defensive und Offensive. Natürlich schwebt mir vor, schnell mit Freude nach vorne zu spielen.

LAOLA1: Also doch klar offensiv.

Madlener: Auf jeden Fall. Mir geht es vor allem ums Spielen. Fußball spielen soll man wörtlich nehmen und das Spiel in den Vordergrund stellen.

LAOLA1: Der aktuelle Spielmacher ist dem FC Lustenau mit Arvedin Terzic abhandengekommen. In wieweit haben sie sich schon mit der Personalsituation bei Ihrem neuen Klub beschäftigt?

Madlener: In erster Linie steht einmal das Kennenlernen der Mannschaft im Vordergrund. Aber ich beschäftige mich permanent damit. Terzic war ein wichtiger Spieler im Herbst und gewisse Veränderungen im Kader gehören ganz einfach kompensiert.

LAOLA1: Das betrifft auch die Defensive, in der das Herzstück Stipe Vucur von mehreren Bundesligisten umgarnt wird. Wie ist bei ihm der Stand der Dinge?

Madlener: Es wäre natürlich schön, wenn er bei uns bleiben würde, weil er meiner Meinung nach ein toller Spieler ist, der in der Entwicklung steht und vielleicht würde ihm das halbe Jahr in Lustenau unter einem Coach Madlener noch gut tun. Entschieden ist aber noch nichts.

 

Das Gespräch führte Andreas Terler

LAOLA1: Sie haben das Team schon kennengelernt. Was haben Sie der Mannschaft beim ersten Aufeinandertreffen gesagt?

Madlener: Es war sehr interessant und wichtig, damit die Spieler Bescheid wissen, wie der Trainer Madlener tickt und in welche Richtung es gehen wird. Mir war es wichtig, allen vor Augen zu halten, was alles möglich ist. Ich starte meistens mit einer Vision, die sehr hoch angesetzt ist. Diese Vision will ich dann mit Aktionen füllen, um etwas zu bewegen.

LAOLA1: Um ihre Vision auf die aktuelle Tabellensituation umzulegen: Sie haben in einem ersten Statement gesagt, dass Platz fünf nicht das Maß aller Dinge ist. Wo wollen Sie denn hin mit dem FC Lustenau?

Madlener: Wer mich aber kennt, weiß, dass ich relativ hohe Ziele habe. Diese Ziele sind aber eine interne Geschichte. Ich bin hin und wieder ein Fantast. Meine Überzeugung ist aber, dass Gedanken eine sehr große Kraft haben und eine Tendenz haben, sich zu bewahrheiten. Daher kommt meine Denkweise.

LAOLA1: Sie haben nur einen Vertrag bis Saisonende erhalten. Hat man schon vereinbart, was danach passiert beziehungsweise: Hat der Verein ähnlich hohe Ziele wie Sie?

Madlener: Es ist meine erste Station als Profitrainer und es ist mir wichtig, mich über meine Arbeit definieren zu können. Man soll sehen, wie ich arbeite, wie ich vorgehe. Dann bin ich davon überzeugt, dass sich alles von selbst ergeben wird.

LAOLA1: Wie auf der Website des FCL nachzulesen ist, war der Klub besonders von Ihrem „klaren Konzept“ angetan, auch im Hinblick auf die Förderung vorarlbergischer Fußballer. Wie sieht dieses Konzept aus?

Madlener: Momentan ist der FC Lustenau die dritte Kraft im Lande. Mit der Förderung des heimischen Nachwuchses geht es darum, den Bezug zur Region herzustellen. Daher halte ich es für wichtig, den einen oder anderen Vorarlberger zu integrieren, damit vor allem das Publikum noch einen größeren Bezug zur Mannschaft bekommt. Abhängig ist das alles aber natürlich vor allem davon, ob man erfolgreichen und leidenschaftlichen Fußball zeigt.