LAOLA1: Dich kennt man aus der Bundesliga. Als junger Stürmer warst du bei Sturm Graz. Bist du mit dem Output deiner Karriere zufrieden oder wäre mehr drinnen gewesen?
Rottensteiner: Das ist eine schwierige Frage. Irgendwann muss man akzeptieren, dass es nicht für ganz oben gereicht hat. Man kann immer philosophieren. Ich bin von Sturm zu Kapfenberg gegangen, dort sind wir aufgestiegen, und ich bin wieder gegangen, weil es nicht so gepasst hat. Vielleicht hätte es bei einem anderen Trainer oder einem kleineren Verein als Sturm eine Möglichkeit gegeben. Aber ich weine überhaupt nichts nach. Ich glaube, dass ich in der Regionalliga meine Liga gefunden habe, wo ich meiner Meinung nach jedem Verein helfen und ich mich mit meinen Toren immer in den Vordergrund spielen kann. Es muss nicht immer die Bundesliga oder die große Kohle sein, damit man glücklich ist.
LAOLA1: Wann ist diese Erkenntnis gereift?
Rottensteiner: Mit 25, als mein Sohn auf die Welt gekommen ist. Ich habe nicht so viel Geld verdient, dass sich das für mich rentieren würde, also habe ich mir gesagt, ich gehe studieren, habe die Pädak gemacht und bin jetzt schon in meinem zweiten Dienstjahr als Lehrer in einer neuen Mittelschule. Ich bin glücklich, fühle mich wohl und glaube, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Ich bin mit meiner Karriere zufrieden. In der Steiermark habe ich mir einen Namen gemacht, es kennt mich jeder, ich habe überall meine Tore geschossen. Das ist für mich völlig in Ordnung.
LAOLA1: Kleine Quizfrage: Was verbindet dich eigentlich mit Marc Janko?
Rottensteiner: Mit Marc war ich gemeinsam bei einem Lehrgang im U21-Nationalteam. Dort habe ich ihn kennen- und auch schätzen gelernt. Ein ganz toller Typ! Ich habe danach leider nie mehr mit ihm zu tun gehabt. Bei diesem Lehrgang waren wir damals 14 Tage zusammen. Sehr sympathischer Kerl.
LAOLA1: Das war 2005 in Baku beim 0:0 gegen Aserbaidschan. Interessant dabei: Diego Rottensteiner in der Startelf, Marc Janko als sein Ersatz auf der Bank…
Rottensteiner: Das war auch für mich eine Überraschung. Eine Stunde vor dem Match habe ich erfahren, dass ich spiele. Damit hat der Teamchef (Willi Ruttensteiner, Anm.d.Red.) uns alle überrascht. Leider konnte ich die Chance nicht nutzen, denn zur Pause wurde ich schon wieder ausgewechselt. Aber für mich war es ein ganz tolles Erlebnis. Beim U21-Nationalteam dabei zu sein und ein Spiel in der Qualifikation bestreiten zu dürfen, war eines der Highlights meiner Karriere.
LAOLA1: Wir haben vorher über Christoph Leitgeb gesprochen. Ihr entstammt derselben Sturm-Generation wie zum Beispiel auch Jürgen Säumel, Mario Kienzl oder Johannes Ertl. Besteht noch Kontakt zu den Ex-Kollegen oder verliert man sich irgendwann aus den Augen?
Rottensteiner: Mit Christian Gratzei und Jürgen Säumel habe ich noch Kontakt. Mit Mario Kienzl wenig, aber doch. Aber sonst verliert man sich natürlich schon aus den Augen. Vor allem, wenn man eine Familie gründet und ins Berufsleben einsteigt. Ich bin seit rund zwei Wochen mit dem Hausbauen fertig, habe da sehr viel selbst mitgearbeitet. Da fehlt dann ganz einfach die Zeit. Aber wenn man sich sieht, freut man sich immer, egal ob das ein Thomas Krammer ist, ein Johnny Ertl oder Mario Haas ist. Aber richtig Kontakt pflegen, wäre zu viel gesagt. Bei Säumel und Gratzei kämpft man darum, weil das damals schon eine Freundschaft war, und auch das ist schwierig aufrecht zu erhalten. „Leiti“ war auch ein sehr guter Freund, das hat sich aber auseinander gelebt. Mit ihm habe ich überhaupt keinen Kontakt mehr.
LAOLA1: Wie geht es deinem Sturm-Herz? 2013 ist ein schwieriges Jahr….
Rottensteiner: Ich war immer ein Fußballer, aber kein absoluter Sturm-Fan. Ich bin natürlich Sturm näher gestanden, aber wenn es sich bei einem anderen Verein ergeben hätte, hätte ich nicht gesagt: „Sturm ist meine einzige Liebe.“ Aber natürlich, wenn man so viel Zeit bei diesem Verein verbringt, weint das Auge schon ab und zu, wenn man sieht, dass ganz einfach irgendwo der Wurm drinnen ist, und der ganze Verein versucht das zu verbessern und es funktioniert. Darko Milanic hatte ich ja unter Franco Foda als Co-Trainer. Ich bin überzeugt, er braucht sicher seine Zeit, weil richtig der Wurm drinnen war, aber im Frühjahr wird man von Sturm sicher ein ganz anderes Gesicht sehen.
Das Gespräch führte Peter Altmann