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Der Shooter

Der Shooter

„Es ist surreal“, sagt Reggie Miller.

Der 47-Jährige kann seine Aufnahme in die Hall of Fame nicht so richtig fassen.

Schön zu sehen, dass auch dem Kalifornier einmal Fassungslosigkeit widerfährt.

Denn für gewöhnlich war er es, der die breite Masse mit offenen Mündern hinterließ. Dann, wenn er wieder einmal bewiesen hatte, dass seine Nerven aus Stahl sind.

"Du musst bereit sein, zu versagen"

„Crunch Time“ nennen sie in der NBA die letzten Sekunden eines Spiels, wenn es um alles geht, wenn der Wurf sitzen muss.

Nicht so in Indianapolis. Dort gibt es einen anderen Begriff: „Miller Time“.

„Da musst du bereit sein, zu versagen. Das habe ich auch einige Male. Aber die Menschen erinnern sich dann umso mehr an die Erfolge“, sagt die Pacers-Legende.

Und diese waren nicht gerade rar gesät. Alleine in der Saison 1997/98 gelang Miller, der von 1987-2005 für die Pacers und nie für ein anderes Team spielte, 14 Mal mit dem letzten Wurf der Ausgleich oder die Siegentscheidung.

Ein legendäres Viertel inklusive Privatfehde

Doch seine Legende wurde schon früher begründet. Im fünften Spiel der Eastern Conference Finals 1994 gegen New York. Miller spielte eine mittelmäßige Partie, vor Beginn des letzten Viertels sahen die Knicks wie der klare Sieger aus.

Doch im vierten Viertel drehte der Shooting Guard die Partie praktisch im Alleingang um. 25 Punkte, davon fünf von fünf getroffenen Dreiern. Und nebenbei blieb der Nummer 31 auch noch die Zeit, sich eine kleine Privatfehde mit der New Yorker Regie-Legende Spike Lee, die in der ersten Reihe saß, zu liefern.

Er spielte nie für ein anderes Team

Auch heute behauptet der fünffache All-Star noch, dass der beste Basketballer der Familie seine Schwester, die bereits Mitglied in der Hall of Fame ist, sei. Sein Bruder Darrell spielte übrigens als Catcher in der MLB, seine Schwester Tammy war am College Volleyballerin.

Miller gegen New York

Aber sie alle genossen nie eine derart große Aufmerksamkeit wie Reggie. Zumal dieser in New York noch einige Male für Aufsehen sorgen sollte.

In den Conference Semifinals 1995 lagen die Pacers in Spiel eins 20 Sekunden vor der Schlusssirene sechs Punkte zurück, bevor Miller in 8,9 Sekunden mit acht Punkten das Spiel doch noch für die Gäste entschied.

"Es ist einfach nicht dasselbe"

Die Rivalität zwischen den Pacers und den Knicks nahm immer mehr zu. „Wir konnten sie nicht ausstehen und sie konnten uns nicht ausstehen“, spricht der zweiterfolgreichste Dreier-Schütze aller Zeiten, nur Ray Allen traf öfter, von echter Antipathie.

Aktuell vermisst Miller derartige Rivalitäten ein wenig: „Jeder umarmt den anderen, klopft ihm auf die Schulter und hilft ihm auf. Die Liga ist höflicher und vornehmer geworden. Ritterlichkeit ist zwar schön, aber es ist einfach nicht dasselbe.“

Und es gibt keinen Reggie Miller mehr, der da ist, wenn es ans Eingemachte geht.


Harald Prantl

Seit diesem Tag hatte Miller eine Stadt gegen sich. Wann immer er den Madison Square Garden betrat, wurde er ausgebuht und ausgepfiffen. „Ich liebe es, wenn ich ausgebuht werde. Vielleicht geht das auf meine Kindheit zurück. Ich war immer für den Bösewicht, wenn wir eine Film geschaut haben.“

Mit deformierten Hüften geboren

Apropos Kindheit: In dieser sah es so gar nicht danach aus, als ob er Profisportler werden würde. Miller wurde mit deformierten Hüften geboren, musste an beiden Beinen Schienen tragen.

Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob der kleine Mann jemals beschwerdefrei gehen können würde.

Schwester Cheryl war immer besser

Doch im Alter von fünf Jahren waren die Probleme verschwunden und Reggie entdeckte seine Liebe zum Basketball. Kein Wunder, übte seine große Schwester Cheryl diesen Sport doch mit großer Begeisterung aus.

Ihrem Talent ist auch Millers ungewöhnliche Wurftechnik geschuldet. „Ich wurde von ihr und meinen älteren Brüdern immer geblockt, also musste ich meinen Bewegungsablauf verändern“, erzählt der Olympiasieger von 1996.