„Es war wie Elvis und die Beatles zusammen. Mit dem Dream Team unterwegs zu sein, war wie mit zwölf Rockstars zu reisen. Das ist das einzige Vergleichbare.“ – Headcoach John Daly.
In der Tat, eine Zusammenkunft von Kalibern wie Michael Jordan, Larry Bird, „Magic“ Johnson und Charles Barkley war außergewöhnlich. Dass diese vier und viele weitere Basketball-Größen aber ein echtes Team bildeten, war schier unglaublich.
Die Geschichte begann 1988 in Seoul: Das US-amerikanische Team wurde bei den Olympischen Sommerspielen nur Dritter. Enttäuschend für das Mutterland des Basketballs. NBA-Stars standen damals allerdings keine im Kader – denn die waren nicht zum Turnier zugelassen.
So blieb einer Auswahl an College-Spielern nach einer Halbfinal-Niederlage gegen die Sowjetunion nur die Bronzemedaille.
FIBA änderte Regeln
Der Stachel saß tief in der Basketball-Nation schlechthin. Da kam es gerade recht, dass die FIBA (Internationaler Basketball-Verband) 1989 beschloss, auch NBA-Profis an den Spielen teilnehmen zu lassen.
Das Aufatmen in den Staaten war groß und das Pläneschmieden folgte auf den Fuß: Mit Michael Jordan nach Barcelona, das wäre doch was!
Doch schnell wurde man sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eben dieser bewusst: Mit Michael Jordan, Larry Bird und Karl Malone nach Barcelona, das wäre doch was!
Der Rest ist Geschichte. Elf der besten NBA-Spieler und der profilierteste College-Spieler (Laettner) rauften sich zusammen und wurden zum wohl besten Basketball-Team, das jemals auf dieser Erde spielte.
„Ich will nur Spaß haben. David Robinson, Patrick Ewing, Michael Jordan… das ist wie Spring Break im Ghetto“, kommentierte Barkley die Stimmung unter den Akteuren, die teils Freunde, teils erbitterte Erzfeinde waren.
Ungekannte Dominanz
Der „Dream Team“ getaufte Spielerverbund lieferte sowohl beim Olympia-Qualifikationsturnier, als auch bei den Spielen selbst eine Machtdemonstration nach der anderen ab.
Jordan, Barkley und Co. machten den Pavello Olimpic de Badalona zu ihrer persönlichen Bühne und boten den Fans eine denkwürdige Show. Keiner der Herausforderer hatte auch nur den Hauch einer Chance gegen die Offensiv-Maschinerie.
Höchster Sieg gegen Angola
„Ich habe keine Ahnung von Angola, aber eines weiß ich: Sie haben ein Problem.“ So schätzte Charles Barkley die erste Partie der Spiele ein, und er sollte Recht behalten. Angola musste sich mit 48:116 geschlagen geben.
Auch die anderen Gegner am Weg zum Titel waren keine Herausforderung. Für viele kam das Dream Team aus einer anderen Welt. Das ging so weit, dass Gegenspieler mitten im Spiel versuchten, mit den US-Stars fotografiert zu werden.
Bis ins Finale souverän
Selbst im Finale konnte von einer spannenden Partie nur ein Viertel lang die Rede sein: Dank einer geschlossenen Teamleistung (sieben Spieler scorten zweistellig) holten sich die USA mit einem 117:85 gegen Kroatien die Goldmedaille.
In der „Moderne“ des Basketballs war eine derartige Dominanz neu. Anno 1956 hatte das von Bill Russell angeführte US-Team mit einem Durchschnitts-Vorsprung von 53,5 Punkten den Rekord aufgestellt – das Dream Team schaffte „nur“ 44 Punkte.
Namen wie Eric Gordon, Anthony Davis und Rudy Gay fielen dem finalen Cut zum Opfer und müssen das Turnier vom Sofa aus verfolgen.
Obwohl mittlerweile auch einige andere Länder mit NBA-geprüften Lineups aufwarten können, wäre alles andere als eine Wiederholung des Sieges von 2008 eine herbe Enttäuschung.
Das 20-jährige Jubiläum des Dream Teams soll schließlich würdig gefeiert werden.
Und vielleicht feiert 2032 wieder ein Dream Team den „Zwanziger“.
Martin Schauhuber
Trotzdem wurde das gesamte Team im Jahre 2010 in die ehrwürdige Hall of Fame eingeführt. Bei der Zeremonie streute Barkley seinen Teamkollegen Rosen: „Mit diesem Team zu spielen, war, wie einen NBA-Titel zu gewinnen.“
Dream Team II, Dream Team III, Dream Team IV?
1994 folgte bei der WM das „Dream Team II“, 1996 gewann die dritte Ausgabe Gold in Atlanta. Dann war es aber mit erfolgreichen Superstar-Teams vorerst vorbei.
Erst 2008 konnte das „Redeem Team“ wieder mit großen Namen aufwarten: LeBron James, Dwyane Wade und Kobe Bryant führten die USA zum Olympiasieg.
2012 jährt sich der große Triumph des Dream Teams zum 20. Mal. Zum Jubiläum wollte Jerry Colangelo, der Verantwortliche des US-Verbandes, eine vierte Version des Traum-Bundes auf die Beine stellen.
Verletzungssorgen im Team USA
Alle mit einer US-amerikanischen Staatsbürgerschaft ausgestatteten Superstars hätten an den Spielen teilnehmen sollen. Daraus wird aber mit Sicherheit nichts: Schon sechs Absagen bereiten Colangelo Kopfzerbrechen.
Mit Chris Bosh und Dwyane Wade fehlen zwei Akteure der amtierenden Champions Miami Heat, Dwight Howard und Derrick Rose verpassen London 2012 ebenfalls verletzungsbedingt. Auch LaMarcus Aldridge und Chauncey Billups sind wegen Verletzungen zum Zusehen verdammt.
Gold trotzdem Pflicht
Die Hoffnungen und vielmehr Erwartungen sind im Mutterland des Basketballs trotzdem groß – zu Recht. Der endgültige Kader ist im Stile eines All-Star-Games mit Stars gespickt.