Dabei sein ist bekanntermaßen alles.
Nicht umsonst geht mit der Qualifikation für Olympische Spiele für die meisten Sportler bereits ein Traum in Erfüllung. Ein Traum, den Tamas Madarasz bereits ad acta gelegt hatte.
Nach zahlreichen sportlichen Tiefschlägen beendete der ungarische Judoka im Frühjahr 2011 seine Karriere, machte sich seither in Nachtklubs als Deejay einen Namen.
Doch nun ist der mittlerweile 25-Jährige doch für London qualifiziert. Nur: Wie ist das möglich?
Wenn Platz 107 reicht
Die Geschichte Madarasz‘ ist schlichtweg unglaublich. So unglaublich, dass sie der 90-Kilo-Kämpfer selbst nicht glauben konnte. „Am Tag der Olympia-Nominierung hat mich die australische Bronze-Gewinnerin von Sydney Maria Pekli via Facebook plötzlich gefragt, was ich zu meiner Qualifikation sage“, wusste er zu jenem Zeitpunkt noch gar nichts davon. „Alles, was ich zu sagen hatte, war: Das kann nicht sein“, erinnert sich Madarasz gegenüber „judoinfo.hu“.
„Ich habe sofort auf die Webseite des Weltverbands geschaut und war geschockt, dass ich unter den Qualifizierten aufschien.“
Nach seinem Karriere-Ende war Madarasz mittlerweile auf den 107. Platz der Weltrangliste abgerutscht. Das direkte Ticket für die Spiele lösten jedoch nur die besten 22 des bereinigten (pro Nation zählt nur einer) des Rankings. Davon war der sympathische Ungar meilenwert entfernt.
Möglich machten das olympische Wunder die kontinentalen Quotenplätze, die zusätzlich vergeben werden. Pro Gewichtsklasse werden vom europäischen Verband (EJU) zwei Plätze verteilt, wobei ein Land nur einen bekommen kann. Und genau dieses Vergabe-Schema ergab bis 90 kg den kuriosen Fall, dass die Verantwortlichen bis zur 107. Stelle zurückgehen mussten, um das Ticket zu erteilen.
Bei jenen, die die Quali währenddessen knapp verpassten, sorgte diese Konstellation für Kopfschütteln.
Das Glück ist ein Vogerl
Madarasz kann sein Glück kaum fassen. Dabei kennt er sich mit Fortune durchaus aus. Seinen bisher größten Erfolg feierte er mit dem Gewinn des Weltcups in Warschau 2009. Dieser war nicht minder kurios.
Drei seiner insgesamt fünf Einzelkämpfe hat er mehr oder weniger kampflos gewonnen. Denn entweder mussten seine Gegner verletzungsbedingt das Handtuch werfen oder disqualifizierten sich durch unerlaubte Aktionen selbst. Dazu hielten ihm im Auftaktkampf die Referees im Bewerb, ehe er mit einem "Lucky Punch" in der Schlussminute die Partie noch drehte.
Neue und alte Träume
Für Madarasz heißt es nun aber umdenken, sein Leben noch einmal voll und ganz auf den Sport ausrichten.
„In den letzten Monaten, als Judo keine große Rolle mehr in meinem Leben spielte, habe ich meinen Traum als Deejay in einem Debrecener Nachtklub realisiert. Nun werde ich das unterbrechen“, hat der Magyar mit Sponsoren und Trainern bereits einen Vorbereitungsplan bis London zusammengestellt.
Nun trainiert er wie ein Besessener. Wie einer, der noch einmal eine zweite Chance bekommen hat, sich einen früheren Traum zu erfüllen. Denn für ihn ist Dabei sein wirklich alles.
Reinhold Pühringer