In unserem Format "Ansichtssache" versuchen wir, Meinungen, Stimmungen, Überreaktionen oder sonstige Ansichten jeglicher Art in eine These zu packen und zu analysieren.
Das kann mal provokant sein, mal eine oft gehörte Meinung. Mal sehr strittig, mal weniger. Mal eine Prognose, mal eine simple Einordnung.
In der aktuellen Ausgabe behandeln wir das Thema "Fußball auf der Konsole". Dieser erlebt besonders bei der jungen Generation einen großen Hype und gehört zu den schönsten Nebensachen der Welt.
Zu diesem Anlass diskutieren die LAOLA1-Redakteure Ernan Serifovic und Jonas Pamperl folgende vier von der Redaktion ausgearbeiteten Thesen:
1.) Wer nicht online zockt, hat keinen Spaß!
Jonas Pamperl:
Da gehe ich absolut nicht mit.
Also was FIFA beziehungsweise EA FC – ich werde es in den kommenden Zeilen trotzdem FIFA nennen – angeht, kann ich da schon zustimmen. Den klassischen Anstoß-Modus habe ich wahrscheinlich zum letzten Mal vor Corona angespielt.
Und der Karrieremodus, der entwickelt sich seit Jahren sowieso in eine komplett falsche Richtung.
Zusätzlich zum fehlenden Realismus der CPU-Transfers werden immer wieder Features rausgenommen, nur um sie dann zwei Jahre später als große Neuerungen zu verkaufen. Das braucht’s echt nicht.
Aber abgesehen von FIFA macht auch offline zocken Spaß. Ob bei verschieden Kampf-Games oder auch vor allem beim Football Manager. Bei letzterem hab‘ ich bis heute nicht einmal nach einem Online-Modus gesucht.
Ernan Serifovic:
Muss ich ernsthaft monatlich weitere Beiträge zahlen, um meinen Spaß zu befriedigen? Nein! Aus mir spricht bestimmt der nostalgische Offline-Player, der sich mit einem klassischen Anstoß-Modus anfreunden kann.
Zudem fehlt im Online-Spiel der direkte Kontakt zum Gegner. Das direkte Duell mit dem Gegner Seite an Seite, das macht Gaming aus!
Klar gebe ich meinem Kollegen zum einen Recht, dass sich Features wie der Karrieremodus verschlechtert haben.
Aber, muss ich auch die neuesten Exemplare spielen? Wer ein Offline-Fanatiker ist, bestimmt nicht. Der kann auf ein älteres Teil zurückgreifen, um dort mit den besseren Features zu zocken. Online-Spieler sind gezwungen, jedes Jahr Geld für ein neues Spiel hinauszuwerfen.
2.) FC 25 braucht (wieder) einen starken Konkurrenten.
Ernan Serifovic:
Definitiv. Konami sollte schleunigst wieder auf alte Werte zurückgreifen. Wenn ich die Entwicklung von eFootball sehe, dann blutet mein PES-Herz.
Früher konnte der große Konkurrent von EA vor allem durch sein Gameplay punkten. Es war wesentlich besser und realistischer gestaltet. Und bei PES waren Bugs seltener als bei FIFA.
Was viele vergessen: Pro Evolution Soccer besaß sogar vor FIFA die Rechte zur UEFA Champions League. Bei aller Liebe, aber lizensierte Mannschaften aus der vierten englischen Liga brauche ich nicht, um den Spaß am Spiel zu finden.
Natürlich waren die fehlenden Lizenzen ein Dorn im Auge. Aber mal ganz ehrlich - diese hatten auch einen gewissen Charme. Wer erinnert sich nicht gerne an legendäre Namen wir Robert Larcos (Roberto Carlos) oder Slinslizel (Schweinsteiger).
Jonas Pamperl:
Jo, eh. Aber wann hat es denn tatsächlich den letzten richtigen Konkurrenten gegeben und wer kann als echte Konkurrenz fungieren? Pro Evolution Soccer würden jetzt einige auf die erste Frage antworten. Und natürlich habe ich die PES-Reihe früher auch regelmäßig angespielt.
Aber so richtig konnte ich mich nie damit anfreunden, mit North London, Merseyside Red oder Sev Blanco zu spielen, wenn ich doch eigentlich mit Arsenal, Liverpool oder Sevilla spielen möchte.
Die fehlenden Lizenzen waren für mich immer ein Problem, auch wenn FIFA aktuell auch ein paar davon fehlen. Bei PES ist halt noch dazugekommen, dass obendrein auch einige Ligen gefehlt haben. Die Österreichische Bundesliga ist mir schon abgegangen.
Seitdem Niedergang bzw. Rebranding von PES (heute eFootball) kam die ein oder andere FIFA-Alternative auf den Markt. Durchsetzen konnte sich bis jetzt keine einzige. Im Dezember startet "endlich" das von Cristiano Ronaldo finanzierte UFL. Das Game hätte eigentlich schon vor zwei und dann vor einem Jahr an den Start gehen sollen – klingt also wieder sehr vielversprechend.
Mit einer richtigen Konkurrenz kann man erst rechnen, wenn die FIFA ihr eigenes Spiel rausbringt. Dem Marktführer EA täte das sicher nicht schlecht, trotzdem bin ich auch dahingehend skeptisch.
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
3.) Jedes Jahr ein neues Spiel, aber kaum Neuerungen: Es muss wieder mehr Wert auf Weiterentwicklung gelegt werden.
Jonas Pamperl:
Da gibt es ein klares Nein von mir. Denn es wird mittlerweile – wenn auch nicht in jedem Jahr – genug geändert.
Heuer ist sogar ein völlig neuer Spielmodus mit Rush dazugekommen. Außerdem ist der taktische Bereich komplett saniert worden.
Viel wichtiger ist zumindest mir, dass das neue Spiel auch wirklich fertig sein sollte, wenn es draußen ist – und das ist eigentlich nie der Fall.
Lieber die ein oder andere Weiterentwicklung weniger, dafür ein fertiges Game abliefern, danke!
Ernan Serifovic:
Dass eine Reihe wie FC nicht jedes Jahr ein neues Spiel rausbringt, ist kaum vorstellbar. Natürlich ist es legitim, dass sich das Spiel weiterentwickeln muss.
Nur es stellt sich die Frage, in welcher Form das passiert. EA versucht jedes Jahr, durch Neuerungen herauszustechen, meistens kommen diese aber nicht gut an.
Mit Rush konnte zumindest ein Pluspunkt gesammelt werden. Aber wer beispielsweise den Karrieremodus spielen will (ich bin einer davon), der sollte auf FC 25 verzichten. Das Menü ist viel zu unübersichtlich. Es gleicht einem Labyrinth, um zur Aufstellung zu gelangen.
Auch der CPU-Verteidiger ist einfach viel zu gut. Es funktioniert nichts, weder das Overlay, noch die Mechanik. Einfach nichts. Der Spaßfaktor geht verloren.
4.) Alles ist nur noch auf Geldmache ausgelegt: Junge Menschen werden eiskalt abgezockt.
Ernan Serifovic:
Als jemand, der nicht im Online-Gaming vertieft ist, fällt es mir hier schwer ein klares Urteil zu fällen.
Jedoch kann ich mir durchaus vorstellen, dass Gamer für Packs oder dergleichen hohe Summen ausgeben müssen, um sich die besten Spieler zu sichern.
Es spiegelt sich wie im wahren Leben, wer die meiste Kohle hat bekommt auch die besten Spieler. Zudem raubt es den Spaß, wenn man bereits für das Online-Spielen an sich schon Beiträge zahlen muss, und trotzdem nicht über alle Features verfügt, da man für Premium-Pakete noch etwas drauflegen muss.
Meine Devise: Im Offline-Modus bleiben, wo das Geldbörserl nicht zu sehr belastet wird.
Jonas Pamperl:
In-Game-Käufe, Pay-to-Win und Microtransaktionen sind definitiv ein grundsätzliches Problem und eine bedenkliche Entwicklung der Gaming-Branche, vor allem bei FIFA-Publisher Electronic Arts.
Ob abgezockt dabei das richtige Wording ist, bezweifle ich aber. Schließlich sollten auch junge Menschen wissen, dass es beim Kaufen von Packs oder sonstigen In-Game-Items entweder um Glücksspiel, rausgeschmissenes Geld oder halt "kosmetische" Verbesserungen handelt.
Nichtsdestotrotz ist die Strategie von EA moralisch absolut verwerflich. Es kommt nicht von ungefähr, dass Belgien FIFA-Packs als Glücksspiel deklariert und diese verboten hat.