Nico Langmann ist im Rollstuhl-Tennis die Nummer 30 der Welt und peilt in diesem Jahr nach den Paralympics 2016 in Rio seinen zweiten Start unter den Olympischen Ringen in Tokio an, wo am 24. August - so es Corona erlaubt - die Paralympics beginnen sollen.
Derzeit befindet sich der 23-jährige Wiener immer noch in seiner Saisonvorbereitung, da die Rollstuhl-Tennis-Tour aufgrund der Corona-Pandemie bis Ende März pausiert. "Ich bin der fitteste Nico Langmann, den es je gegeben hat", schmunzelt Langmann im LAOLA1-Interview. Schon seit vielen Monaten bereitet er sich in Traiskirchen auf die kommenden Aufgaben vor.
Dort trainiert er mit der heimischen Tennis-Elite unter der Führung von Wolfgang Thiem. "Das Konstrukt, dass ein Rollstuhl-Tennisspieler mit absoluten Top-Spielern mittrainieren kann, ist weltweit einmalig", freut sich Langmann über dieses "Privileg" mit den besten Spielern des Landes trainieren zu können.
Trotz aller sportlichen Erfolge macht er sich aber auch Gedanken über seine Zeit nach der Karriere. Langmann absolviert den MBA-Lehrgang Business Administration & Sport im Rahmen von Fokus:Zukunft und schreibt gerade an seiner Masters-Arbeit.
Im Interview erklärt er, warum er sich dazu entschieden hat und was LAOLA1-User davon haben werden.
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LAOLA1: Corona hat die Welt und auch Österreich immer noch fest im Griff. Wie geht’s dir so in diesen Tagen?
Nico Langmann: Da im Rollstuhl-Tennis alle Turniere bis Ende März abgesagt wurden, bin ich wahrscheinlich der fitteste Nico Langmann, den es je gegeben hatte. Ich habe acht Wochen extrem professionelles Ausdauer-Training hinter mir. Jeder einzelne Muskel wurde mit Elektro-Stimulation ausgemessen, damit ich weiß, wie man jeden Muskel trainieren muss. Ich fühle mich so fit wie noch nie und habe – für einen Leistungssportler ungewohnt – keinerlei Schmerzen. Ich hoffe, dass die Saison bald losgeht.
LAOLA1: Wo startest du in die Saison?
Langmann: Mit drei Turnieren in Sri Lanka. Es ist nicht leicht, Länder zu finden, die derzeit solche Turniere möglich machen können. Deshalb hatten wir ja auch diese lange Pause und ich hoffe, dass ich dann in Sri Lanka auch gleich ordentlich punkten kann. Der Wettkampf geht mir schon ziemlich ab.
LAOLA1: Vor allem, da es bei dir ja im Herbst des vergangenen Jahres richtig gut gelaufen ist.
Langmann: Genau. Ich hab die Saison mit meinem ersten Titel seit eineinhalb Jahren beendet. Leider konnte ich danach keine Turniere mehr spielen. Ich hoffe trotzdem, dass ich an diese Form anknüpfen kann.
LAOLA1: Du hast deinen Trainingstützpunkt wie die meisten anderen heimischen Spitzen-Tennisspieler mittlerweile bei Wolfgang Thiem in Traiskirchen aufgeschlagen. Bessere Trainingsbedingungen kann man sich wahrscheinlich kaum wünschen, oder?
Langmann: Absolut. Das Konstrukt, dass ein Rollstuhl-Tennisspieler mit absoluten Top-Spielern mittrainieren kann, ist weltweit einmalig. Das ist schon ein Privileg. Wolfgang ist zur mir genauso hart wie zu den anderen Spielern. Wenn ich die Vorhand schlecht spiele, dann sagt er mir das auch relativ deutlich.
LAOLA1: Wie hoch ist dein Trainingspensum am Platz?
Langmann: Ich trainiere zwei Mal zwei Stunden am Tag. Im Aufbau hatte ich etwas weniger Tennis und dafür mehr Zeit in der Kraftkammer. Jetzt steht aber wieder das Tennis im Vordergrund und ich spiele vier Stunden Tennis am Tag.
LAOLA1: Mit den Paralympics in Tokio steht heuer im August ein ganz großes Highlight für dich auf dem Programm. Glaubst du, dass sie wie geplant durchgeführt werden können?
Langmann: Die Spiele werden sicher nicht so wie in Rio gespielt werden, aber ich glaube schon, dass sie stattfinden werden.
LAOLA1: Träumst du von einer Medaille?
Langmann: Es wäre wahrscheinlich anmaßend zu sagen, dass ich an eine Medaille denke. Aber natürlich will ich eine Medaille. In der Weltrangliste gibt es natürlich einige bessere Spieler als mich. Innerhalb eines Turniers kann aber sehr viel passieren. Wenn ich mich im Sommer weiter steigern kann, kann ich sicherlich sehr viele Spieler ärgern und auch weit nach vorne kommen.
LAOLA1: Du bist derzeit die Nummer 30 der Welt? Kann man davon im Rollstuhltennis leben bzw. ist das in dieser Sportart überhaupt möglich?
Langmann: Es ist im Behindertensport nicht alltäglich, dass man davon leben kann. Ich habe echt Glück, dass ich in der heutigen Zeit lebe, denn vor 15 Jahren wäre es wohl unmöglich gewesen, mich finanzieren zu können. Jetzt bin ich in der glücklichen Situation von meinem Ballspielen leben zu können. Ich bin zum einen beim Bundesheer angestellt, als Heereesportler. Das geht auch erst seit 2106. Zum anderen habe ich auch einige Sponsoren, die mich unterstützen.
LAOLA1: Ein weiteres deiner Standbeine soll deine Ausbildung bei Fokus: Zukunft sein.
Langmann: Nur weil ich davon Rohlstuhltennis leben kann, heißt das nicht, dass ich mörderisch reich werde damit. Das ist auch nicht mein Ziel, aber es ist schon so, dass man auch über die Zeit danach denke sollte. Dieses Studium bei Fokus: Zukunft ist ein sehr flexibles und cooles Konzept. Selbst während des intensiven Alltags eines Leistungssportlers kann man sich hie ein bisschen im Schädel weiterbilden. Wenn man den ganzen Tag nur Ball spielt, dann stumpft man meiner Meinung nach dann doch ein bisschen ab. Es ist eine super Chance für Sportler, die dadurch auch nach ihrer aktiven Karrieren etwas vorweisen können. Man kann sich dort auch einiges Inputs und Denkanstöße holen, was man nach seiner Karriere machen kann.
LAOLA1: Welche Bereiche würden dich denn für eine Zeit nach der Karriere interessieren?
Langmann: Man wird dort recht vielseitig ausbildet und es wird einem auch beigbebracht, wie man seinen Namen – nicht das ich jetzt einen großen Namen hätte – danach gut verwenden kann. Ich persönlich finde es sehr spannend, dass man beim Behindertsport immer auch eine zweite Ebene hat. Es geht nicht nur um Erfolge und Medailllen, sondern auch darum, das Bild in der Öffentlichkeit mitprägt. Diese zweite Ebene macht das alles irgendwie noch sinnvoller und wäre gut, wenn man auch nach der Karriere das Bild der Öffentlichkeit in eine psotive Richtung bringen kann. Wenn man dann auch noch davon leben könnte, wäre das natürlich das Optimum. Das kann man durch das Studium glabue ich auch mitbekommen.
LAOLA1: Wie funktioniert das Studium im Alltag? So wie man es aus der Corona-Zeit mittlerweile gewohnt ist per Laptop?
Langmann: Ja, durch Corona ist das mittlerweile alles akzeptierter. Wir waren diesbezüglich ja absolute Vorreiter. Es war insofern sehr flexibel, da du nicht zu einer gewissen Zeit vor dem Computer sitzen musstest. Man konnte sich die Vorlesungen auch nachher anschauen und auch seine Prüfungen sehr flexibel legen. Man konnte sie in Wien, Innsbruck oder Graz schreiben. Ich kann diesen Studiengang wirklich nur weiterempfeheln.
LAOLA1: Derzeit befindest du dich gerade mitten in deiner Master-Arbeit. Wie läuft’s dabei?
Langmann: Ich stehe in den Startlöchern. Meine Arbeit soll Online-Plattformen – unter anderem LAOLA1 – helfen. Das Thema ist die Customer Journey eines Online-Plattform-Users. Was sind die Bedürfnisse eines Sportfans bei einer Online-Sportplattform?
LAOLA1: Ein wichtiges und unterstützenswertes Thema.
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