Eine Weltmeisterschaft in Katar, milliardenschwere Investoren und korrupte Funktionäre – da stellt sich die Frage, wem der Fußball eigentlich gehört? Beim viertklassigen AFC Wimbledon aus London ist diese Frage klar beantwortet: Der Fußball gehört den Fans.
FA-Cup-Sieg als Höhepunkt
1988 feierte der Klub als FC Wimbledon mit dem Sieg im FA-Cup über den großen FC Liverpool seinen größten Erfolg. Doch nur wenige Jahre später begann der Niedergang.
Das seit 1912 genutzte, bisherige Stadion Plough Lane, genügte nicht mehr den hohen Sicherheitsstandards und deshalb folgte 1991 der Umzug in den Selhurst Park ans andere Ende der Stadt, welchen man sich von nun an mit Crystal Palace teilte.
Spielball von Investoren
Der Klub wurde verkauft und in der Folge zum Spielball von Investoren, die den Fans ein neues Stadion versprachen, aber den Klub in Wahrheit in eine andere Stadt verpflanzen wollten – ganz nach dem amerikanischen Model einer Sport-Franchise.
Als neue Heimat für den Klub wurde mit Dublin, Belfast oder Manchester verhandelt. Fündig wurden die Investoren schließlich in Milton Keynes, einer Provinz-Hauptstadt 100 Kilometer entfernt von London.
Neugründung als AFC Wimbledon
2002 wurden die Pläne vom englischen Fußballverband (FA) trotz großer Proteste der Fans abgesegnet. Also kam den Fans die Idee einen neuen Klub zu gründen und diesen „Wimbledon“ zu nennen, was allerdings von der FA abgelehnt wurde.
Deshalb entschlossen sich die Anhänger des Klubs 2002 dazu, den Verein als „AFC Wimbledon“ neu zu gründen und in der untersten Spielklasse wieder zu starten. Nach einer Serie von Aufstiegen kehrte der Klub 2012 mit der Qualifikation für die vierte Liga wieder zurück in den Profifußball.
Gegenentwurf zur Premier League
Genau hier werden die meisten Klubs von reichen Investoren gesteuert und das Beispiel Wimbledon zeigt, was diese mit einem Verein anrichten können. Die Fans als Interessensgruppe werden dabei so gut wie ignoriert – anders als bei AFC Wimbledon.
Alle Macht liegt hier bei einer Vereinigung von 4.500 Wimbledon Mitgliedern, die Anteile an ihrem Klub halten und bei wichtigen Dingen mitentscheiden. Profitmaximierung wird hier kein Platz geboten.
Der letzte große Traum
Der Verein ist zwar ein Profiklub, aber viele Tätigkeiten werden von Freiwilligen übernommen. Viele Mitglieder helfen an Spieltagen mit, gehen unter der Woche aber regulären Jobs nach.
Für den letzten großen Traum, ein neues eigenes Stadion, unterstützen die Fans ihren Verein auch tatkräftig und sammelten für den Bau rund acht Millionen Pfund. Bezeichnenderweise trägt das Stadion genau den gleichen Namen wie das alte Stadion: Plough Lane.