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Delay Sports: Influencer erobern die Kreisliga

Befreundete Streamer gründen einen Verein im Berliner Fußballverband und lösen einen unglaublichen Hype aus.

Delay Sports: Influencer erobern die Kreisliga

Sprechchöre auf der Tribüne, Kamerateams begleiten die Mannschaften aufs Feld, pure Ekstase nach einem Tor – was nach einem klassischen Besuch in einem Stadion der ADMIRAL Bundesliga klingt, ist mittlerweile Alltag bei Delay Sports.

Einem Verein aus der Kreisliga C (elfte Liga) in der deutschen Hauptstadt Berlin.

Befreundete Streamer gründen Verein

Für den Hype rund um den jungen Verein sorgt ein Mann, der beim Spiel von Bodyguards begleitet werden muss und aufgrund einer Verletzung aktuell gar nicht auf dem Platz stehen kann: Elias Nerlich.

Der ehemalige eSportler von Hertha BSC begeistert täglich Hunderttausende junge Zuschauer mit seinen Streams auf Twitch und hat auch auf Instagram bereits die Marke von einer Millionen Follower geknackt. Die Idee einen eigenen Verein zu gründen, kam Nerlich im November 2021 mit Ex-Profi und Streamer-Kollege Sidney Friede.

Sondergenehmigung durch Verband

Dass Delay Sports bereits diese Saison am Spielbetrieb des Berliner Fußballverbands teilnehmen kann, ist nur aufgrund einer Sonderregelung möglich.

Normalerweise müssen neu gegründete Vereine erst drei Jahre in der Freizeitliga teilnehmen, um dann ins reguläre Ligensystem aufgenommen zu werden. Durch die Stahlkraft des Vereins, der zu einem Testspiel gegen den Oberligisten Tasmania Berlin mal ebenso 4.500 Zuschauer ins Stadion lockte, sah der Berliner Fußballlverband (BFV) allerdings die Grundlage für eine Ausnahmegenehmigung gegeben.

Hoffnung für den Amateurfußball

Das Präsidialmitglied des BFV für Innovation, Vereins- und Verbandsentwicklung und Qualifizierung Malte Schruth hofft durch das Projekt auf eine positive Auswirkung für den gesamten Amateurfußball:

„Wir gehen mit dieser Entscheidung bewusst einen neuen Weg und sind überzeugt davon, dass der gesamte Berliner Fußball von der Innovationskraft und Reichweite von Delay Sports profitieren kann. Vereinsgründer Elias Nerlich erreicht mit seinen Streams Millionen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Wenn diese Aufmerksamkeit für eine nachhaltige Entwicklung und zur Förderung sozialen Engagements genutzt wird, ist das ein Gewinn für die Vereinslandschaft unserer Stadt.“

Fans aus ganz Deutschland

Doch nicht nur das Streamer-Duo Nerlich und Friede sorgt dafür, dass Fans aus ganz Deutschland nach Berlin pilgern. Neben zahlreichen persönlichen Freunden von Nerlich und einigen Spielern, die auch Regionalliga-Erfahrung vorweisen, gehören weitere befreundete Influencer zum Team.

Dazu zählt beispielsweise der TikTok- und Instagram-Star Diyar Acar, der seinen Fans täglich Einblick in sein Leben, aber vor allem auch in alles rund um Delay Sports gibt. Finanziell lohnt sich der Auftritt bei Delay Sports für die Spieler aber nicht direkt. Geld verdient kein Spieler durch den Verein, wie Nerlich immer wieder betont. Dennoch ist das sportliche Ziel des Projekts für diese Saison klar: Der direkte Aufstieg in die Kreisliga B.

Vorbild für Profivereine?

Geht es nach den Follower-Zahlen auf Instagram ist Delay Sports aktuell bereits sogar der wahre „Big City Club“ in Berlin. Mit seinen 434.000 Followern besitzt der neu gegründete Verein mehr Anhänger auf Instagram als die Erstligisten Hertha BSC (251.000) und Union Berlin (181.000) zusammen.

Nerlich, der ebenso Gründer eines Mode-Labels (Elevate) und eines Vitaminwassers ohne Zuckerzusatz (Vitavate) ist, glaubt, dass auch Proficlubs einiges von Delay Sports lernen können. Der Fehler vieler Vereine aus dem Profibusiness liege im fehlenden Fokus auf die jüngere Zielgruppe, die noch deutlich einfacher für einen neuen Verein zu begeistern sei, als ältere Fans, die einem Club schon jahrelang die Treue schwören, erklärte Nerlich zuletzt in einem Interview.

Hertha BSC verpflichtet auch Influencer

Nur wenige Kilometer entfernt in Berlin unterstrich im Sommer „die alte Dame“ durch die Verpflichtung eines gewissen Nader El-Jindaoui welch einen Hype Influencer heutzutage selbst bei einem etablierten Verein wie der Hertha auslösen können.

Der Transfer des Offensivkünstlers für die zweite Mannschaft sorgte nicht unbedingt nur aufgrund seiner sportlichen Fähigkeiten, sondern vor allem wegen seiner großen Reichweite in den sozialen Medien für große Aufmerksamkeit.

El-Jindaoui begeistert auf seinen Kanälen, ähnlich wie Nerlich und Friede, Millionen von Followern mit seinem Content. Aus Marketingsicht sei der Transfer für den Club eine zehn von zehn, erklärte Nerlich. Dies zeigte sich bereits beim Release des neuen Heimtrikots.

Das Trikot mit der Rückennummer 37 von El-Jindaoui war so begehrt, dass der Ansturm seiner Fans den Online-Shop des Bundesligisten für mehrere Stunden lahmlegte. Neulich sorgte der Mittelfeldspieler erneut für Schlagzeilen, als es bei einem Spiel aufgrund eines Platzsturms seiner Fans zum vorzeitigen Spielabbruch kam.

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