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Frauen-Fußball boomt, Equal-Pay-Debatte bleibt

Der Frauen-Fußball wächst, doch die Unterschiede zu den Männern sind immens:

Frauen-Fußball boomt, Equal-Pay-Debatte bleibt Foto: © GEPA

Der Frauenfußball wächst in den vergangenen Jahren stärker als je zuvor.

Beim Champions-League-Halbfinale zwischen Barcelona und Wolfsburg waren 91.648 Zuschauerinnen und Zuschauer im alt-ehrwürdigen Camp Nou vor Ort. Nun folgt mit der Europameisterschaft in England (6. bis 29. Juli) das nächste große Highlight. Das Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber England und Österreich wird im legendären Old Trafford vor 74.000 Zuschauern stattfinden.

Doch selbst wenn das Interesse am Frauenfußball weiterhin steigt, sind die Unterschiede zu den Männern auf finanzieller Ebene in jeder Hinsicht weiterhin immens und vor der Europameisterschaft wird die Equal-Pay-Debatte erneut angeheizt.

Kylian Mbappe verdient 200mal mehr als die bestbezahlte Spielerin

Die durchschnittliche Spielerin in der Bundesliga in Deutschland verdient pro Jahr rund 40.000 Euro. Bei ihren männlichen Kollegen in der deutschen Beletage liegt die Entlohnung durchschnittlich bei 50.000 Euro – pro Spiel.

Es gehört selbst in der höchsten deutschen Frauen-Liga eher zur Regel als Ausnahme, nebenbei einem geregelten Job nachzugehen. An der Spitze steigen die Gehälter vor allem durch den Einstieg von Topklubs im Frauenfußball. Chelsea-Star Samantha Karr verdient mit rund 500.000 Euro pro Jahr derzeit als Profispieler weltweit am meisten.

Der bestbezahlte Fußballer der Männer, Kylian Mbappe, verdient aktuell laut Medienberichten mit 100 Millionen Euro jedoch zweihundert Mal so viel. In Österreich verdient die Mehrheit der Spielerinnen sogar nicht mehr als 500 bis 600 Euro pro Monat, während der Schnitt bei den Männern in der Admiral Bundesliga bei über 10.000 Euro im Monat liegt.

Frauen wechseln meist ablösefrei

Ablösesummen in dreistelliger Millionenhöhe gehören bei den Männern mittlerweile zur Tagesordnung. Innerhalb der deutschen Frauen-Bundesliga dagegen gibt es meist eher ablösefreie Wechsel, weil die Verträge auslaufen, und selten werden Ablösen über 100.000 Euro gezahlt.

Den Rekord für den teuersten Transfer weltweit hält die Dänin Pernille Harder, die 2020 für eine Summe zwischen 350.000 bis 500000 Euro vom VFL Wolfsburg zum FC Chelsea wechselte.

Der gleiche Club verpflichtete für seine Herren im selben Sommer den deutschen Kai Havertz für die damalige clubinterne Rekordablöse von 80 Millionen Euro von Bayer Leverkusen.

Equal-Pay-Debatte bei den Verbänden

Besonders vor der anstehenden Europameisterschaft spitzt sich nun aber die Debatte um eine gleiche Bezahlung der Nationalverbände von Frauen und Männern bei Großturnieren zu.

Nach jahrelangem Streit zwischen dem US-Verband und seinen Damen einigte man sich ab sofort auf eine gleiche Bezahlung von Männern und Frauen bei solchen Großveranstaltungen. Der ÖFB und auch der deutsche Fußball-Bund DFB zeigen sich noch defensiv und verweisen auf unterschiedliche Prämien seitens der UEFA und FIFA bei den Turnieren.

Der DFB hätte seiner Herren-Mannschaft so im letzten Jahr 400.000 Euro pro Spieler für den Titelgewinn ausgezahlt, während es bei den Damen nur rund 60.000 Euro pro Spielerin für den EM-Titel in diesem Jahr wären.

Dass es auch anders geht, zeigen Norwegen, England, Spanien und die Niederlande, die ab sofort bei Großveranstaltungen sowohl für Männer als auch Frauen die gleichen Prämien auszahlen.

Erst kürzlich meldete sich ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold erklärend zur Thematik: "Unter dem Strich bleibt ein Defizit. Das ist kein Wehklagen, sondern ein Faktum. Auch wenn kein Geld übrig bleibt, wollen wir als Zeichen der Wertschätzung Prämien ausbezahlen."

Noch viel (Überzeugungs-)arbeit steht an

Die Beträge, die von der UEFA und FIFA an die Teilnehmer ausgeschüttet werden, liegen jedoch weit auseinander. Während bei der EM in diesem Jahr an die Verbände rund 16 Millionen Euro ausgeschüttet werden, waren es bei der EM der Männer im vergangenen Jahr 331 Millionen Euro. Obwohl sich die Prämien bei den Frauen im Vergleich zu 2017 von acht auf 16 Millionen Euro verdoppelt haben, besteht noch eine große Differenz zu ihren männlichen Kollegen.

Außerhalb des aktuellen Hypes um die EM lohnt sich auch der genauere Blick nach England, um in Relation stellen zu können, weshalb die Gehälter und Ablösen im Frauenfußball nur ein Bruchteil derer im Herrenfußball sind. Die FA Women`s Premier League verteilt mit ihren 30 Millionen Euro pro Jahr an TV-Geldern für 12 Vereine zwar europaweit eine Rekordsumme, doch allein der aktuelle Aufsteiger Nottingham Forest erhält durch den Aufstieg in die Premier League der Männer schon 200 Millionen Euro an TV-Geldern.

Fest steht, dass einige Nationalverbände schon die richtigen Schritte setzen, um langfristig eine Angleichung der Gehälter zu erreichen. Dass hier aber noch viel (Überzeugungs-)arbeit ansteht, liegt allerdings auch auf der Hand.

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