Highlight-Clips von kuriosen Szenen oder schönen Toren aus dem Amateurfußball sind mittlerweile ein virales Phänomen.
Die authentischen Spielsequenzen sorgen meist für ein Schmunzeln und sind für die meisten eine willkommene Abwechslung zum Hochglanzfußball im Millionen-Business der Profis.
Das deutsche Start-up Staige leistet hier Abhilfe für Amateurvereine und bietet den Clubs mithilfe von automatisiertem Streaming eine digitale Bühne.
Amateure zu Profis machen
Gestartet sind die Gründer Jan Taube und Marvin Baudewig im Jahr 2017 unter dem Namen „Soccerwatch“. Staige bietet nach eigenen Angaben eine Live-Sportübertragung auf Profi-Niveau. Ziel sei es, dass jeder Verein seine Spiele und Trainings per Video-Livestream mit der Welt teilen kann. Dafür wird eine 180 Grad-Kamera mit sechs Linsen auf Höhe der Mittellinie installiert.
Diese nimmt dann das Spielgeschehen live auf und wird über die hauseigene Website von Staige gestreamt oder privat gespeichert. Die Regie übernimmt dabei komplett ein intelligenter Algorithmus. Diese intelligente Kameratechnik und Software sollen sogar ein ganzes TV- und Analyseteam ersetzen.
Vom Sportplatz ins Wohnzimmer
Pro Wochenende werden dadurch laut Angaben von Staige 800 bis 1.000 Spiele gestreamt. Dadurch kann man sich die Spiele der Amateure ganz entspannt in Full HD im Wohnzimmer anschauen oder die Clips werden als Highlights in den sozialen Medien von Vereinen und Spielern weiterverarbeitet.
Dies kann den Vereinen auch dabei helfen, neue Sponsoren zu akquirieren, denn bisher fehlte vielen Vereinen schlichtweg der Content, um die sozialen Medien zu bespielen und dadurch mehr Reichweite zu erlangen.
Neue Nachwuchskräfte durch TikTok?
Doch nicht nur für Sponsoren, sondern auch für die Rekrutierung junger Mitglieder kann die Technik laut CEO Jan Taube von Vorteil sein: „Die Kids wissen oft gar nicht mehr, dass es die Amateurvereine gibt“. Denn junge Mitglieder bewegen sich hauptsächlich online.
Und diejenigen, die in Vereinen spielen, hätten oft keine Videoaufzeichnungen. „Selbst wenn sie da mittwochs abends eine coole Hütte im Training gemacht haben, können sie das nicht auf TikTok, Instagram, wo auch immer teilen. Mit unserem Tool bieten wir eben die Möglichkeit“, so Taube.
Coaching Software für Taktikanalyse
Die Kamera soll aber nicht nur dazu da sein, um Spiele zu streamen und virale Videos zu erstellen, sondern sogar in der täglichen Arbeit helfen. Mit einer Coaching Software soll den meist ehrenamtlich angestellten Trainern dabei geholfen werden, Spiele und Training mit professioneller Unterstützung und wenig Zeitaufwand zu analysieren. Genau hier kommt auch Borussia Dortmund ins Spiel.
Borussia Dortmund als Investor
Denn nicht nur Amateurvereine nutzen Staige, sondern auch die beiden besten deutschen Profivereine Borussia Dortmund und Bayern München streamen die Spiele ihrer Jugend- und Frauenmannschaften mit der 180 Grad-Kamera. Dem BVB kommt hier nochmal eine besondere Rolle zu, da er zusammen mit einem Family-Office und Bestandsgesellschaftern rund 8,5 Millionen Euro in das Start-up investierte. Darüber hinaus fließt das Know-how des Revierklubs auch in die Weiterentwicklung des Coaching-Tools. Langfristig sollen mithilfe des Tools nämlich auch Daten wie Passgenauigkeit oder Laufleistung ganz einfach zur Verfügung gestellt werden.
Expansion auf der Agenda
Aktuell werden in Essen in Nordrhein-Westfalen pro Woche 50 Kameras produziert – es sollen bald bis zu 150 werden. Bei der Skalierung, die nun als nächstes auf dem Plan steht, ist es den Gründern auch immer wieder wichtig zu betonen, dass es nichtmehr nur um Fußball geht.
Alle Sportarten mit begrenztem Spielfeld können übertragen werden. Aus diesem Grund folgte auch die Umbenennung von „Soccerwatch“ in „Staige“. Das solche Technologien aktuell besonders gefragt sind, zeigt sich auch beim Blick in andere Profiligen wie die NBA. Synergie Sports beispielsweise gehört zur Sportradar AG und ist ebenso ein Pionier für automatisierte Sporttechnologie-Lösungen und Marktführer für Daten- und Videoanalysen im US-amerikanischen College- und Profisport.
Corona-Pandemie als Booster
Gerade auch durch die Corona-Pandemie hat automatisiertes Streaming einen Boom erlebt – mit dem Ergebnis, dass Staige auch Anfragen aus anderen Branchen bekommt. Von Messen oder Stadtratssitzungen beispielsweise. Ein weiterer Use Case: Gottesdienste.
"Wir streamen aktuell verschiedene Kirchen“, berichtet Taube, "da geht es um eine Erweiterung des Kirchenraums, Streaming eines Gottesdienstes in Altenheime und Krankenhäuser.“ Hier sei man aber weit entfernt von Skalierungsgedanken: „Der Fokus liegt auf dem Sport.