Der GAK ist auf dem Vormarsch. Nach der Insolvenz mitsamt Schließung des Spielbetriebs 2012 kämpfte sich der Traditionsklub in Windeseile durch das steirische Unterhaus zurück in die 2. Liga.
Knapp neun Jahre später ist der "Grazer Stadtklub" in deutlich ruhigeren Gewässern unterwegs. Sogar der Wiederaufstieg in Österreichs höchste Fußballliga wird still und heimlich ins Auge gefasst. Wieso die Rückkehr ins Oberhaus in der kommenden Saison noch nicht zu erwarten ist, erklärt GAK-Trainer Gernot Plassnegger im LAOLA1-Interview.
Außerdem spricht er ausführlich über die Neuzugänge und macht klar, dass Namen bei ihm nur eine untergeordnete Rolle spielen.
LAOLA1: Die Saison 2021/22 startet. Wie ist die Vorbereitung gelaufen?
Gernot Plassnegger: Wir haben, so wie wahrscheinlich jeder Verein, ein paar Verletzungen gehabt, waren grundsätzlich aber zufrieden. Ein, zwei Wochen mehr wären natürlich noch von Vorteil, um die Neuen noch mehr reinzubekommen, aber es ist kein Wunschkonzert.
LAOLA1: Es gibt einige Neuzugänge im Kader, Markus Rusek wurde beispielsweise aus Klagenfurt geholt. Wie präsentiert er sich bisher und wie gut ist er schon in die Mannschaft integriert?
Plassnegger: Ich kenne Markus schon lange, habe ihn kennengelernt, als er noch ein junger Spieler war. Wir haben geschaut, welches Profil wir haben wollen und Markus hat das ideal erfüllt. Er hat sich schon sehr, sehr gut integriert. Die Feinabstimmungen fehlen aber noch, das braucht einfach auch seine Zeit.
LAOLA1: Der zweite neue Routinier, Michael Huber, hat letzte Saison in Hartberg sehr wenig gespielt. Wie lange wird es brauchen, bis er wieder voll in Schuss ist?
Plassnegger: Spielpraxis ist natürlich immer gut. Andererseits hätten wir ihn wahrscheinlich nicht holen können, wenn er immer gespielt hätte. So ehrlich muss man sein. Wir wissen, was wir an ihm haben, wollten in der Innenverteidigung seine Routine und einfach einen Spieler, der viel mit den Kollegen spricht. Es liegt jetzt an ihm, Leistung abzurufen. Das ist nicht leicht, wenn man lange nicht gespielt hat, aber er hat sich zuletzt schon stetig gesteigert und ich bin optimistisch, dass er das bringt, was wir uns von ihm erwarten.
LAOLA1: Auch für die Offensive wurden Spieler geholt, Mamadou Sangare kam leihweise aus Salzburg. Er hat extrem vielversprechende Anlagen.
Plassnegger: 'Mama' ist ein Spieler, bei dem du in jeder Situation siehst, wie viel Spaß er am Fußball hat. Das sieht man in jedem Training und jedem Spiel, daher sind wir sehr froh, dass er sich für uns entschieden hat. Da heißt es dann einfach mal 'Danke' zu sagen an Red Bull bzw. Liefering, dass sie uns die Möglichkeit gegeben haben, so einen Spieler zu bekommen. Wir wissen, er wird nicht immer bei uns bleiben, aber in der Zeit jetzt wollen wir ihm helfen, dass sein Weg vielleicht später einmal in Salzburg weitergeht. Aber zuerst sind wir sehr zuversichtlich, dass er uns Facetten ins Spiel bringt, die wir vorher nicht hatten.
"Der Name ist für euch interessant, mir ist es aber egal, ob er Huber, Maier oder Kalajdzic heißt. 'Dani' hat eine Qualität, das ist klar, aber er ist sicher noch nicht fertig ausgebildet oder kann noch nicht alle Instrumente spielen."
LAOLA1: Welche Grenzen sind so einem Spieler gesetzt? Kann er einen Weg a la Sadio Mane einschlagen?
Plassnegger: Das ist schwer zu sagen und hängt von so vielen Faktoren ab. Bleibst du fit? Wie verhält sich die Mannschaft, wie verhältst du dich selbst? Aber ich denke, Salzburg glaubt an ihn, sonst hätte er nicht diesen langfristigen Vertrag. Wie weit, wie hoch sein Weg weitergeht, wird aber zum größten Teil von ihm abhängen. Grenzen setzt man sich oft selbst, manche sind in gewissen Bereichen eingeschränkt, aber 'Mama' hat ganz sicher sehr, sehr viel Potenzial.
LAOLA1: Auch Daniel Kalajdzic ist auch neu dazugekommen. Der Name weckt natürlich besonderes Interesse. Was traust du ihm zu?
Plassnegger: Der Name ist für euch interessant, mir ist es aber egal, ob er Huber, Maier oder Kalajdzic heißt. 'Dani' hat Qualität, das ist klar, aber er ist sicher noch nicht fertig ausgebildet oder kann noch nicht alle Instrumente spielen. Wir wollen ihm dabei helfen, dorthin zu kommen, wo er sich selbst sieht und wo er mit Sicherheit auch hinkommen kann. Aber man darf nicht den Fehler machen, weil sein Bruder im Nationalteam und bei Stuttgart performt, von ihm sofort das Gleiche zu erwarten. Wir haben volles Vertrauen in ihn und seine Fähigkeiten, aber nicht deshalb, weil er mit Nachnamen Kalajdzic heißt.
LAOLA1: Wenn wir ihn als Spielertyp mit seinem Bruder vergleichen, wo gibt es Gemeinsamkeiten und wo Unterschiede?
(Interview wird unter VIDEO fortgesetzt)
Plassnegger: Er ist ein anderer Spielertyp als sein Bruder, ein extrem feiner Fußballer, hat eine gute Schnelligkeit. Trotzdem ist er über 1,90m groß. Sein Bruder ist sicher schon weiter als er, auch er hat das Ziel, weiter zu kommen und dafür sind wir ein richtig cooler Verein.
LAOLA1: Du klingst mit den getätigten Transfers sehr zufrieden.
Plassnegger: Der Verein hat das insgesamt sehr gut gemacht, speziell Sportdirektor Didi Elsneg. Wir haben super Spieler dazubekommen, von denen einige bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen. Da denke ich neben den genannten Spielern auch an einen Pedro Felipe. Die neuen Spieler erfüllen die Erwartungen, genauso wie der Stamm, der davor schon da war. Es ist eine lässige Aufgabe und wir können es kaum erwarten, bis es losgeht.
LAOLA1: Vergangene Saison war der GAK von den 'aufstiegswilligen' Teams Dritter. Ist dieses Jahr der Aufstieg das logische Ziel?
Plassnegger: Für diese Saison ist die Weiterentwicklung das einzige Ziel. Wir reden sicher nicht vom Aufstieg, das wäre auch vermessen. Es gibt St. Pölten, Innsbruck, wir wissen wie eng diese Liga ist und, dass es sicher Teams gibt, die vorne mitspielen, so wie letztes Jahr Blau-Weiß Linz oder Lafnitz. Der Verein möchte in nächster Zukunft sicher einmal vorne anklopfen, aber noch haben wir nicht diese Basis, um herzugehen und zu sagen: ‚Wir wollen aufsteigen.‘ So weit sind wir noch nicht. Der Verein geht einen coolen Weg. Das Geld, das wir zur Verfügung haben, geben wir aus, aber nicht mehr. Da sind wir aber bei Weitem noch nicht bei diesen Summen, dass du sagen kannst: 'So, jetzt greifen wir vollkommen an.'
LAOLA1: Woran hapert es noch?
Plassnegger: Jeder setzt sich seine Ziele selbst. Wir haben zunächst richtig viel Spaß in dem Verein. Wir sind zufrieden, wie die Spieler auftreten, der Vorstand arbeitet top. Jetzt liegt es an uns, dass wir uns am Platz step-by-step zu einer noch stabileren Mannschaft entwickeln. Wir sind extrem stolz, den GAK vertreten zu dürfen, aber ein Name allein steigt nicht auf.
LAOLA1: Mit welcher Platzierung in der Tabelle bist du am Ende der Saison zufrieden?
Plassnegger: Wie gesagt, es steht rein der Fortschritt im Vordergrund. Eine Platzierung wird man von mir nie hören. Wir wollen einmal zwei Spiele hintereinander gewinnen, nicht nach einem Sieg wieder verlieren. Das wäre schon ein guter Schritt.
LAOLA1: In der vor wenigen Tagen veröffentlichten VdF-Umfrage belegte der GAK Rang zwei. Hat sich der Verein wirtschaftlich erholt?
"Der Verein geht einen coolen Weg. Das Geld, das wir zur Verfügung haben, geben wir aus aber nicht mehr. Da sind wir aber bei Weitem noch nicht bei diesen Summen, dass du sagen kannst: 'So jetzt greifen wir vollkommen an.'"
Plassnegger: Das zeigt schon vieles. Der gesamte Verein macht sehr viel richtig. Aber: Wir leben von unseren Zuschauern und hoffen, dass wir im Herbst alle gemeinsam wieder ein Fest feiern können. Die Fans sind nicht nur unser größter Sponsor und es fehlt dementsprechend etwas in der Kassa, wenn sie nicht da sind, sondern sie fehlen auch am Platz. Mit unseren Fans können wir sicher den ein oder anderen Punkt mehr holen.
LAOLA1: Stichwort Fans, wie sieht es bezüglich Stadion aus?
Plassnegger: Es gibt nichts Neues. Wir spielen in Liebenau, das ist unsere Heimstätte, genauso wie von einem anderen Verein in Graz. Wir müssen versuchen, das Stadion am Wochenende zur roten Festung zu machen, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
LAOLA1: Wenn du auf deine erste Amtszeit beim GAK zurückblickst, was hat sich seither verändert?
Plassnegger: Sehr viel, als ich begonnen habe, waren wir in der 1. Klasse. Mit den folgenden Aufstiegen hat sich auch der Verein stetig weiterentwickelt. Bis heute wird da sehr viel angeschoben, das muss aber auch sein. Wer sich nicht weiterentwickeln will, wird den Sprung nach oben nicht schaffen. Es ist schon viel vorangegangen, aber einige Schritte sind noch zu gehen. Was wir aber immer bedenken müssen, ist, wo wir als Verein herkommen. Das Ziel irgendwann ist trotzdem die Bundesliga, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Für uns muss das ein kontinuierlicher Weg sein, wir können nicht einfach hergehen und sagen: 'Jetzt holen wir den, den und den.' Der GAK braucht eine Kontinuität, bis es irgendwann wieder ganz nach oben geht.
LAOLA1: Du hältst dich mit Kampfansagen zurück, wen hast du im Meisterkampf ganz oben auf der Rechnung?
Plassnegger: St. Pölten ist als Absteiger sicher hoch einzuschätzen. Die haben viel investiert und sich völlig neu aufgestellt. Wacker Innsbruck war letzte Saison schon ganz nah dran. Lafnitz hat eine starke Mannschaft, Blau-Weiß Linz darf man trotz der Veränderungen nicht außer Acht lassen. Auch wir werden hoffentlich viele gute Spiele zeigen und so viele wie möglich davon gewinnen. Und die eine oder andere Überraschung wird es natürlich auch geben.