Showdown im Kampf um die Aufstiegs-Relegation!
Am 30. und letzten Spieltag der 2. Liga entscheidet sich, wer in die Relegation um den Bundesliga-Aufstieg gegen den SKN St. Pölten geht. Dabei duellieren sich der FC Wacker Innsbruck und SK Austria Klagenfurt im Fernduell um den dritten Rang in der Meisterschaft, der - nach dem Aufstiegsverzicht von Blau-Weiß Linz und Liefering - zum Erreichen der Relegation reicht.
Die Tiroler gehen mit einem Vorteil in die letzte Runde, stehen sie doch in der Tabelle einen Punkt vor den Kärntnern. Dazu bestreiten die Innsbrucker, ganz im Gegensatz zu Klagenfurt, ein Heimspiel gegen die Juniors OÖ (heute, 17:00 Uhr im LIVE-Stream), das mit 3.000 Zuschauern restlos ausverkauft ist.
Die Violetten hingegen müssen zum SK Rapid II (ebenfalls um 17:00 Uhr im LIVE-Stream) nach Wien-Hütteldorf reisen.
Wer wird letztendlich die Chance auf den Aufstieg in Österreichs höchste Spielklasse bekommen? Zwei LAOLA1-Redakteure, zwei Meinungen:
Darum schafft es Wacker (Maximilian Girschele)
(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt.)
Zehn Siege aus den letzten elf Spielen, ein Torverhältnis von 26:9 in dieser Zeit und ein klarer 3:0-Erfolg im ersten Saisonduell mit den Juniors OÖ - noch Fragen?
Eigentlich darf man den Innsbruckern bereits zum dritten Meisterschaftsplatz und der damit verbundenen Aufstiegs-Relegation gegen den SKN St. Pölten gratulieren - aber eben nur eigentlich. Denn die Tiroler stehen am letzten Spieltag - vor "ausverkauftem" Haus - massiv unter Druck, müssen liefern.
Genau diese Tatsache könnte den FC Wacker hemmen, sie wären nicht das erste Team, welches unter diesem Druck zerbröckeln würde. Dazu ist die Ausgangslage gar nicht so komfortabel wie sie anfangs wirkt. Zwar haben die Schwarz-Grünen einen Zähler Vorsprung auf die Klagenfurter, dabei jedoch das klar schlechtere Torverhältnis.
Bedeutet: Ein Sieg ist Pflicht, um der Pacult-Truppe nicht doch noch einmal eine letzte Chance zu geben. Doch genau das machen die Innsbrucker derzeit mit beinahe furchteinflössender Konstanz: Siegen.
Im gesamten Frühjahr musste die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka erst zwei Niederlagen einstecken, diese setzte es ausgerechnet gegen das Top-Duo aus Linz und Liefering. Das Werkl scheint genau zum richtigen Zeitpunkt zu laufen, seit Anfang April ist Wacker ungeschlagen.
Dazu kommt, dass Torjäger Ronivaldo rechtzeitig zur Hochform aufläuft, mit Sturmpartner Lukas Fridrikas, der im vergangenen Winter vom FC Dornbirn in die Tiroler Landeshauptstadt übersiedelte, einen kongenialen Partner zur Seite hat. Zwar mussten die Tiroler zuletzt Verletzungen der Leistungsträger Marco Knaller, Florian Jamnig oder Fabio Viteritti hinnehmen, dafür profitieren sie aber auch von ihrem breit aufgestellten Kader, der zweifelsohne zu den besten Aufgeboten der 2. Liga gehört.
In der Winter-Transferphase brachte Sportdirektor Adi Hörtnagl den Stein ins Rollen, mit Marco Holz, dem bereits angesprochenen Fridrikas, Anel Hadzic und allen voran Ex-Klagenfurter Okan Aydin wurde die ohnehin starke Mannschaft noch einmal ein Stück weit aufgewertet. Zwar benötigte dieser Kader auch etwas Zeit, nun scheint die Arbeit von Daniel Bierofka aber Früchte zu tragen.
Mit den Juniors OÖ kommt ein Team an den Tivoli, das zuletzt nicht unbedingt überzeugte. Nur zwei Siege holten die Oberösterreicher aus den vergangenen acht Liga-Spielen, aber: Einer davon war just im OÖ-Derby gegen Blau-Weiß Linz. In der letzten Begegnung im Februar hatten die Juniors wenig zu melden, verloren zuhause 0:3 gegen Wacker.
Allerdings war die Wieland-Truppe in der Vergangenheit alles andere als ein Jausengegner, das beweist unter anderem ein 2:1-Sieg über die Innsbrucker im Juni 2020. Zugegeben: Das damalige Wacker hat mit dem heutigen wenig gemeinsam. Dennoch heißt es Aufpassen für die Wacker-Kicker.
Werden ausgerechnet die Juniors zum Sargnagel des Teams von Trainer Bierofka? Wohl kaum, zu souverän stolzierte der Tiroler Traditionsverein in den vergangenen Wochen durch die 2. Liga. Und: Wacker ist durchaus auch in den Duellen mit dem SKN St. Pölten, die in Hin- und Rückspiel ausgetragen werden, zu favorisieren. Es riecht bereits nach Tiroler Derby in der kommenden Bundesliga-Saison.
Darum schafft es Klagenfurt (Markus Bariszlovich)
Während der geschätze Kollege bereits vom Tiroler Derby in der Bundesliga schreibt, ist die Möglichkeit eines Kärntner Derbys nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn der Dritte der 2. Liga erst an St. Pölten vorbei muss, was schwierig genug ist.
Bevor Austria Klagenfurt an die Aufstiegs-Relegation denken kann, muss erst Platz drei eingefahren werden, dieses Unterfangen hat die Mannschaft von Peter Pacult nicht mehr in der eigenen Hand.
Waren die Klagenfurter über weite Strecken der Saison Favorit auf den Einzug in eine mögliche Relegation oder den direkten Aufstieg, hat sich dies spätestens nach der 0:2-Niederlage auf dem "brennenden Tivoli" erledigt.
Seitdem befindet sich das Team aus der Kärntner Landeshauptstadt in der Tabelle hinter dem einzigen Konkurrenten um den Aufstieg aus Tirol, daran konnten auch vier Siege aus vier Spielen im Anschluss nichts ändern.
Die Austria hat nach einem holprigen Start in die Ära Pacult mit einer Niederlage gegen Abschlussgegner Rapid II und einem torlosen Remis gegen Horn in den ersten drei Spielen zu sich gefunden. Niederlagen gegen Wacker Innsbruck und Lafnitz sind zwar nicht angenehm - vor allem gegen einen direkten Konkurrenten um den Aufstieg - können aber vorkommen.
Dafür ist schön zu sehen, dass die Winter-Leihen von Alex Timossi Andersson und Tim Maciejewski Früchte tragen.
Das Remis ausgerechnet gegen Pacults Heimatverein FAC könnte der große Knackpunkt in einer Saison sein, die von Aufs und Abs gekennzeichnet ist. Dem Cheftrainer der Austria kann man diese nicht anlasten, hat er doch im Schnitt 2,06 Punkte pro Spiel geholt. Zum Vergleich: Wacker Innsbruck hat in den vergangenen 29 Saisonspielen im Schnitt 1,96 Punkte pro Partie erreicht.
Zum Abschluss muss der 61-jährige Floridsdorfer mit seinem Team ausgerechnet nach Wien-Hütteldorf, an jenen Ort, an dem Pacult seine größten Erfolge als Trainer gefeiert hat. Gegen die zweite Mannschaft von Rapid Wien müssen die Klagenfurt wohl dreifach punkten, um die einen Zähler besser platzierten Innsbrucker noch abzufangen.
Sollten die Tiroler gegen die Juniors Oberösterreich verlieren, reicht auch ein Punkt gegen die Jung-Rapidler, da die Kärntner über das weitaus bessere Torverhältnis verfügen. Eine Situation wie am letzten Spieltag der Vorsaison ist glücklicherweise ausgeschlossen. Wie dem auch sei: Austria Klagenfurt braucht Schützenhilfe vom Achten der 2. Liga.
Unglücklicherweise für Pacult und Co. sind die Tiroler mit acht Siegen aus den letzen acht Spielen sprichwörtlich "On Fire". Aber jede Serie geht einmal zu Ende, auch Siegesserien, die scheinbar unknackbar erscheinen. Innsbruck hat in vielen der acht Spiele den Sack nicht immer vorzeitig zumachen können, der 1:0-Sieg gegen Dornbirn oder das 2:0 in Unterzahl gegen Rapid II schießen da ins Gehirn.
Dass dies gegen die Juniors gefährlich sein kann, hat Meisterschaftskandidat Blau-Weiß Linz schmerzlich miterleben müssen.
Wacker kann sich anhand der Form eigentlich nur selber schlagen, vielleicht passiert genau das. Rund um den Verein ist trotz der sportlich durchaus positiven Situation Unruhe ausgebrochen. Zwischen Klub-Führung und Investor Matthias Siems herrscht dicke Luft, um es vorsichtig zu formulieren.
Die Mannschaft habe sich zwar geschworen, dem keine Beachtung zu schenken, ganz ausblenden wird es das Team von Daniel Bierofka aber nicht können. In dieser 2. Liga reichen 90 Prozent nicht, das kann Blau-Weiß mit der schmerzlichen Niederlage gegen die Juniors bezeugen. Der Kooperationspartner des LASK wird nicht auf den Tivoli fahren, um den Innsbruckern für die Relegation alles Gute zu wünschen.
Austria Klagenfurt wird hingegen die Pflichtaufgabe in Wien-Hütteldorf erfolgreich meistern. Der 3:2-Sieg der Jung-Rapidler zum Abschluss der Hinrunde gegen Klagenfurt war von einer großen Portion Glück begleitet.
Während Rapid II über keine sattelfeste Abwehr verfügt – 51 Gegentore in den 29 bisher absolvierten Spielen sind mit Steyr und Lustenau der viertschlechteste Wert -, kommen die Klagenfurter mit dem drittbesten Angriff ins Allianz Stadion. Im Vergleich zu den Tirolern steht Klagenfurt vor der leichteren Aufgabe.
Und vielleicht ist es das Wesen der 2. Liga, das am letzten Spieltag erneut zuschlägt. Ried hätte in der vergangenen Saison den sichergeglaubten Aufstieg beinahe verspielt, erst im Saisonfinish gelang es den Oberösterreichern wieder den Platz an der Sonne zu erobern.
In den Jahren zuvor waren es späte Einbrüche, die zu Tränen der Trauer im Innviertel geführt hatten. Vielleicht ereilt ein solcher in diesem Jahr Wacker Innsbruck. Es wäre in der Geschichte der zweithöchsten Spielklasse Österreichs, der gerade durch diese herrliche Prise Unberechenbarkeit Würze gegeben wird, nichts Neues.
Und daher ist, unabhängig vom Ausgang der letzen Runde, die einzige Super League dieses Planeten unsere heimische LigaZwa. Um es in den Worten der Stimme der 2. Liga, dem Kollegen Johannes Kristoferitsch, zu sagen: Viva la LigaZwa.