Gleich sieben Neue hat der SKN St. Pölten in diesem Transfer-Sommer bislang unter Vertrag genommen. Mit Dirk Carlson und Rio Nitta wurden zudem zwei Spieler, die in den vergangenen Monaten bereits auf Leihbasis in Blau-Gelb aufgelaufen waren, fest verpflichtet.
LAOLA1 hat bei SKN-Cheftrainer Stephan Helm nachgefragt, welche Qualitäten die neuen Akteure mitbringen.
Mit Marcel Ritzmaier (30 Jahre, von SV Sandhausen), Marc Stendera (27, VfB Oldenburg) und Stefan Thesker (32, Holstein Kiel) wurden gleich drei Spieler aus Deutschland in die Admiral 2. Liga geholt.
Marcel Ritzmaier
Ritzmaier hat in seiner Karriere schon viel gesehen. Der Mittelfeldspieler spielte im Nachwuchs von PSV Eindhoven, von dort schaffte er den Sprung zu den Profis, konnte sich in der ersten Mannschaft allerdings nicht ganz durchsetzen. Nach drei Leihen und über 80 Spielen in der Eredivise folgte im Jahr 2018 mit dem Wechsel zum Wolfsberger AC die Rückkehr nach Österreich.
Von dort aus ging es zum FC Barnsley weiter, ehe Rapid den Linksfuß auslieh. Im Sommer 2021 unterschrieb Ritzmaier beim SV Sandhausen. Nun will er dem SKN zum Aufstieg verhelfen.
Marc Stendera
Der jüngste Spieler aus dem "Deutschland-Trio" ist der 27-jährige Marc Stendera. Der Mittelfeldspieler spielte jahrelang für Eintracht Frankfurt und darf sich DFB-Pokal-Sieger nennen – für das Finalspiel im Jahr 2018 gegen den FC Bayern München stand er allerdings nicht im Kader.
Nach der Trennung von der Eintracht im Jahr 2019 lief der zweifache DFB-U21-Teamspieler für Hannover 96 in der 2. deutschen Bundesliga und beim FC Ingolstadt in der 3. Liga auf. Mit dem FCI schaffte er den Aufstieg in die Zweitklassigkeit, wurde im Jänner 2022 allerdings aus dem Kader gestrichen und war danach fast ein Jahr ohne Verein.
Im Dezember 2022 unterschrieb Stendera beim Drittligisten VfB Oldenburg, der am Ende der abgelaufenen Saison jedoch in die dritte Liga abstieg. Nun geht es für den Deutschen in St. Pölten weiter.
Ritzmaier und Stendera sollen im Mittelfeld eine wichtige Rolle einnehmen. Helm zu den beiden: "Die Erkenntnisse aus der letzten Saison haben gezeigt, dass wir uns gegen tiefstehende Gegner dann doch das eine oder andere Mal schwergetan haben, zwischen den Linien kreative Elemente zu erzeugen. Von diesen beiden Spielern weiß man, dass sie diese Qualitäten haben."
"Aber wir haben uns auch mit ihren Persönlichkeiten sehr intensiv beschäftigt und deswegen glauben wir, dass das Paket perfekt zu unserer Mannschaft und zu unserem Verein passt."
Stefan Thesker
Auch Stefan Thesker bringt Erfahrung aus den Niederlanden mit. Er spielte in der Jugend des FC Twente, für die Profis stand der Innenverteidiger in über 60 Pflichtspielen auf dem Feld, wobei er die Mehrheit davon während seiner zweiten "Amtszeit" in Enschede absolvierte.
Die mit Abstand meisten Einsätze sammelte Thesker für Holstein Kiel, wo er von 2018 bis 2023 unter Vertrag stand. In St. Pölten soll er künftig die Rolle des Abwehrchefs bekleiden.
"Wir haben mit Stefan Thesker schon vor längerer Zeit ein sehr intensives Gespräch geführt. Wenn man ihm begegnet, erkennt man gleich, dass er ein Spieler ist, der über eine sehr große Persönlichkeit verfügt. Er bringt viele Qualitäten mit sich und hat auch in Ligen Erfahrungen gemacht, die ihn zu diesem Spieler machen, der er ist", so Helm.
"Wir glauben, dass er sowohl von der Persönlichkeit, als auch von seinem spielerischen Vermögen in den kommenden Jahren ein ganz großer Mehrwert für den Verein sein wird."
"Attraktivität des Vereins ist gestiegen"
Bekannte Namen also, die in der kommenden Saison in der Admiral 2. Liga auflaufen werden. Helm verriet, wie man das Trio von einem Transfer überzeugen konnte.
"Wir hatten immer einen klaren Plan vor Augen. Den haben wir in den letzten zwei Jahren verfolgt. Ich glaube, dass die Attraktivität des Vereins wieder gestiegen ist. Dementsprechend konnten wir auf diese Spieler zugehen und sie von unseren weiteren Zielen überzeugen. Sonst würden diese Spieler nicht dazukommen."
Was ebenfalls geholfen hat: "Wir haben auch sehr früh angefangen, diese ausgewählten Spieler zu kontaktieren. Deshalb denke ich, dass die Spieler erkannt haben, dass wir einen ganz klaren Plan verfolgen sowie große Ambitionen haben und sie an das Erreichen dieser Ziele glauben können."
Geschäftsführer Sport Jan Schlaudraff, als Spieler unter anderem für den FC Bayern München und Hannover 96 tätig, sowie Sportdirektor Tino Wawra nehmen in dieser Hinsicht zentrale Rollen ein.
"Mit Jan Schlaudraff und Tino Wawra haben wir in diesem Bereich sehr viel Wissen und ein sehr gutes Netzwerk. Davon kann der Verein und können wir als Trainer sehr gut profitieren."
Der SKN hat sich aber nicht nur im Ausland, sondern auch am heimischen Markt umgeschaut und drei Spieler mit Zweitliga-Erfahrung geholt. Gerhard Dombaxi (26 Jahre) kommt von Vorwärts Steyr, Andree Neumayer (27) vom SV Horn und Stefan Nutz (31) von der SV Ried.
Gerhard Dombaxi
Der gebürtige Deutsche kam im Jahr 2018 nach Österreich. Seine erste Station lautete Blau-Weiß Linz. Dort konnte er sich allerdings nicht als Stammkraft etablieren, weshalb er im Jahr 2021 zu Vorwärts Steyr weiterzog.
Beim Zweitliga-Absteiger der vergangenen Saison war der linke Außenspieler zwei Spielzeiten lang gesetzt. Das hat auch der SKN mitbekommen.
"Die Position des linken Außenverteidigers in der Fünferkette ist eine spezielle Position, sie ist nicht einfach zu finden. 'Joel' (Dombaxis Spitzname, Anm.) hat mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht", begründete Helm die Verpflichtung des 26-Jährigen.
Andree Neumayer
"Bei Andree Neumayer ist es ein spezieller Fall", so Helm. Der zentrale Mittelfeldspieler kickte jahrelang in der AKA St. Pölten. Nach einem Intermezzo im heimischen Unterhaus spielte der 27-Jährige von 2014 bis 2016 in der Regionalliga Ost für die St. Pölten Juniors.
Zuletzt stand er lange Zeit beim SV Horn unter Vertrag – unterbrochen lediglich von einem Kurzaufenthalt beim SKU Amstetten. Nun kehrt der Linksfuß an seine alte Wirkungsstätte zurück.
"Er ist ein waschechter St. Pöltner, der in Horn schon als Kapitän agiert hat. Aus meiner Sicht ist es wichtig, genau solche Personalien zum Verein zurückzuholen. Er ist jetzt an einem Punkt in seiner Karriere, wo er noch große Ziele verfolgt und gleichzeitig bringt er auch schon viel Erfahrung aus der 2. Liga mit. Er ist ein Spieler, der uns direkt besser machen kann."
Dario Tadic
Ganz vorne soll Dario Tadic für Tore sorgen und den SKN im Optimalfall in die Bundesliga schießen. Aufsteigen, das kann er jedenfalls.
In der Saison 2016/17 beförderte er den TSV Hartberg mit 23 Treffern fast im Alleingang von der Regionalliga in die zweite Spielklasse. In der darauffolgenden Saison zeichnete er sich für 16 Tore und 16 Vorlagen verantwortlich und war damit einer der Hauptverantwortlichen für Hartbergs Durchmarsch in die Bundesliga.
Wie viele Tore traut Helm dem 33-Jährigen in der kommenden Saison zu? "Als Stürmer ist man immer abhängig von seinen Mitspielern, aber Dario Tadic und ich nehme Bernd Gschweidl dazu, der ja leider den Großteil der letzten Saison ausgefallen und jetzt wie ein Neuzugang ist, werden uns vorne Momente geben."
"Wir waren speziell gegen Ende der letzten Saison sehr viel im gegnerischen Strafraum, da sind wir sehr dominant aufgetreten. Aber uns haben einfach diese Spielertypen gefehlt und diese Lücke konnten wir, denke ich, mit Dario, aber auch mit Bernd, der wieder zurückkommt, sehr gut füllen."
Ist die Kaderplanung im Angriff damit abgeschlossen? "Wir haben mit vier Stürmern geplant. Jetzt hat Jaden Montnor den nächsten Schritt gemacht, was mich für ihn sehr freut. Auch der Verein konnte davon profitieren. Dementsprechend werden wir uns mit dieser Situation noch beschäftigen. Es ist aber nicht gesagt, dass wir da sicher etwas machen werden, wir halten aber bestimmt noch die Augen offen", stellte Helm klar.
Stefan Nutz
Mit Stefan Nutz haben die "Wölfe" einen "Perspektivspieler" verpflichtet. Der offensive Mittelfeldspieler laboriert aktuell noch an einem Kreuzbandriss, den er sich im vergangenen März zugezogen hatte.
Wie schaut der Heilungsprozess beim 31-Jährigen aus? "Er befindet sich in der Reha, es läuft aber sehr, sehr gut. Er möchte selbst so schnell wie möglich auf den Platz zurückkehren. In so einem Fall sage ich aber: Sicherheit geht vor. Heutzutage gibt es sogenannte 'Back-to-Play-Protokolle', daran werden wir uns penibel halten, damit er bestmöglich zurückkommen kann."
"Ich sage es vorsichtig: Ich rechne damit, dass er für uns ein Top-Winterneuzugang sein wird. Alles, was wir früher bekommen, nehmen wir natürlich sehr gerne."
"Dem Kader hat eine gewisse Erfahrung gefehlt"
Auffällig: Der SKN-Kader hat einiges an Routine dazugewonnen. Die sieben Neuverpflichtungen kommen auf ein Durchschnittsalter von 29,4 Jahren (Monate und Tage nicht berücksichtigt).
Das hat laut Trainer Helm auch einen guten Grund: "Wir haben die letzte Saison genau angeschaut und analysiert. Wir sind zum Entschluss gekommen, dass dem Kader eine gewisse Erfahrung gefehlt hat. Im letzten Jahr war der Kader einer der jüngsten der Liga – abgesehen von den zweiten Mannschaften der Profiteams. Die haben das richtig gut gemacht", lobte der 40-Jährige sein Team trotz des verpassten Aufstiegs.
"Nichtsdestotrotz haben wir gesagt: Wir brauchen jetzt Spieler im Segment zwischen 27 und 32 Jahren. Genau diese Spieler haben wir gesucht und ich denke, dass wir den Großteil unserer Transferziele umsetzen konnten."
SKN will weiterhin auf junge Spieler setzen – mit einem Aber
Den Talenten soll dennoch genug Raum zur Entfaltung gegeben werden. "Ich denke, seit wir – also mein Trainer-Kollege Emanuel Pogatetz, Jan Schlaudraff und ich – beim SKN sind, geben wir jungen Spielern sehr wohl die Möglichkeit sich zu zeigen, wenn die Leistung stimmt. Dafür ist es wichtig, dass man die Augen offen hält und den Spielern ein attraktives Angebot bei unserem Verein machen kann. Dementsprechend ist es uns natürlich wichtig, wenn die Möglichkeit besteht, junge Spieler aus der Akademie bei uns einzubinden."
Mit Julian Keiblinger, Christoph Messerer, David Riegler, Din Barlov, Benedict Scharner, Thomas Alexiev und Marcel Pemmer führt Helm einige Eigenbauspieler ins Treffen, die bei den SKN-Profis bereits zu Einsätzen kamen bzw. kommen.
"Diesen Weg werden wir bestimmt weitergehen. Aber eines ist klar: Wenn das Leistungsniveau steigt, dann wird natürlich der Wettkampf stärker und ich denke, das brauchen diese Top-Talente auch."