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Die nächste Ausbaustufe des SV Lafnitz

Die Trendkurve des Top-Klubs zeigt steil nach oben. Das ist kein Zufall.

Die nächste Ausbaustufe des SV Lafnitz Foto: © GEPA

Die Trendkurve zeigt steil nach oben. Platz 14 mit 33 Punkten in der ersten Saison, Platz acht mit 39 Punkten in der zweiten Saison und Platz fünf mit 55 Punkten in der dritten Saison.

Der SV Lafnitz hat sich nicht nur in der Admiral 2. Liga etabliert, sondern ist inzwischen im oberen Mittelfeld angekommen. Zufall ist das keiner, denn der Klub aus der 1.500-Seelen-Gemeinde in der Oststeiermark hat einen Plan.

Da ist Obmann und Geldgeber Bernhard Loidl, der mit der Licht Loidl GmbH ein erfolgreiches Unternehmen mit rund 700 Mitarbeitern aufgebaut hat. Der Mann ist dem Klub seit über 30 Jahren verbunden, kennt Sprunghaftigkeit nur aus Erzählungen und führt den Klub mit unaufgeregter Vernunft.

Und da ist Philipp Semlic, der im Jänner 2020 nach dem Abgang von Ferdinand Feldhofer zum WAC, das Traineramt in Lafnitz übernommen hat. Der 38-Jährige ist ein begeisterungsfähiger, akribischer Trainer, der mit seinem Positionsspiel eine spannende, ansehnliche Alternative zum von Red Bull geprägten – und bei so vielen Klubs hierzulande mal besser, mal schlechter kopierten – Umschalt-Fußball bietet.

Der Plan

Gemeinsam wurde ein Plan entwickelt, wofür der SV Lafnitz stehen soll. Semlic erklärt: "Wir haben letztes Jahr im Sommer umstrukturiert, wollten wirklich Spieler aus der Region zum Verein holen. Die Spieler sollen eine gewisse Identifikation mit dem Verein haben. In diesem Jahr wollten wir unserer Philosophie treu bleiben, aber den Kader auch verjüngen. Das ist der zweite Step in unserer Entwicklung. Und das ist uns geglückt."

"Die Neuen sollen wissen, was sie an Lafnitz haben, wie sie mit Lafnitz umgehen müssen. Uns ist die Mentalität wichtig."

Trainer Philipp Semlic

Das Ziel: "Wir wollen für Spieler als Sprungbrett fungieren, damit sie es in die nächsthöchste Liga schaffen."

Semlic ist bekannt dafür, potenziellen Neuzugängen intensiv auf den Zahn zu fühlen, ehe er sich für eine Verpflichtung entscheidet. Er sagt: "Es ist wichtig, dass die neuen Spieler zu uns passen. Sie sollen wissen, was sie an Lafnitz haben, wie sie mit Lafnitz umgehen müssen. Uns ist die Mentalität wichtig. Das sind alles Spieler, die eine hohe Leidenschaft für den Fußball haben, die trainieren und sich verbessern möchten."

Handlungsbedarf in der Defensive

Diesen Sommer bestand vor allem in der Defensive Handlungsbedarf. Die beiden Innenverteidiger Milos Jovicic (Ried) und Julian Tomka (St. Pölten) haben das "Sprungbrett Lafnitz" genützt. Dass sich Rechtsverteidiger Fabian Wohlmuth im ersten Vorbereitungsspiel das Kreuzband reißt, war da schon weniger zu erwarten.

Allrounder Florian Sittsam (26, Horn), Innenverteidiger Sebastian Feyrer (24, Austria Lustenau) und Rechtsverteidiger Stefan Gölles (29, Hartberg) sollen die entstandenen Löcher stopfen. Und sind, klar, allesamt Steirer.

Das gilt auch für das 20-jährige Stürmer-Talent Marco Fuchshofer, das von Rapid II gekommen ist. Der Angreifer hätte das Potenzial, sofort einzuschlagen, wird das aber nicht. "Er hat einen Seitenbandriss im Sprunggelenk erlitten und wird uns mehrere Wochen fehlen", berichtet Semlic.

VIDEO: Semlic über Grosse, Hernaus und Meister

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Doch es wurden noch zwei weitere spannende Stürmer verpflichtet. Der 20-jährige Marvin Hernaus hat für die Kapfenberger SV bereits 54 Pflichtspiele (17 Tore, 3 Assists) in den Beinen. "Bei uns in der Mannschaft ist es ein Running Gag, dass er eigentlich die junge Ausgabe von Patrick Bürger ist", grinst Semlic. Bürger wird in der neuen Saison wohl eher nur noch bei den Amateuren zum Einsatz kommen, ist aber Teil des Trainerteams und da speziell für das Stürmer-Training zuständig.

Zurück zu Hernaus. Semlic sagt: "Er ist sehr roh, hat nie eine Akademie auf Bundesliga-Niveau besucht. Er bringt aber so viel Leidenschaft und Herz mit, dass es schön ist, ihm zuzusehen. An die Art und Weise, wie wir spielen wollen, auf taktisch sehr hohem Niveau, wo viel Kopfarbeit gefragt ist, muss er sich erst gewöhnen. Wir geben ihm aber alle Zeit der Welt."

Wer in Lafnitz reüssieren will, muss nicht nur körperlich, sondern auch geistig voll fit sein. Semlics Stil ist auf dem Feld mit hoher Konzentration verbunden.

Goalgetter Grosse und ein neuer Wiener

Das musste auch Mark Grosse in seinen ersten Wochen in Lafnitz feststellen. Der 22-Jährige hat schon eine bewegte Karriere hinter sich. Ausgebildet in der Akademie des SK Sturm, dann beim LASK, anschließend in Hannover und bei Greuther Fürth, zuletzt in Bad Gleichenberg und Gleisdorf.

Grosse hat den Ruf, ein echter Goalgetter zu sein. Semlic kennt ihn schon lange: "Ich hatte ihn in der Sportmittelschule in Graz als Lehrer. Er hat von den fußballerischen Anlagen alles, was ein Mittelstürmer braucht. Er muss sich aber an die Liga, an das Tempo, die Intensität gewöhnen. Er hatte in relativ kurzer Zeit viele Vereine, das ist nicht immer gut für die Entwicklung. Wir wollen ihm ermöglichen, sesshaft zu werden, um dann über Lafnitz dort hinzukommen, wo er hin will – in die Bundesliga. Aber das braucht Zeit. Ich hoffe, er bringt die Geduld mit."

"Er hat alle Fähigkeiten, um zwischen den Linien den Unterschied zu machen – ob im Zehner-Raum, im hohen Achter-Raum, über einen eingerückten Außenspieler oder als falsche Neun, die er sehr gut interpretiert."

Semlic über Nicolas Meister

Nach einem Jahr in Amstetten wieder zurück ist Mittelfeldmann Christian Lichtenberger. Und dann wurde noch einer geholt, der kein Steirer, sondern Wiener ist. Zu dem man als SV Lafnitz aber nicht Nein sagen kann: Nicolas Meister.

Der 21-Jährige galt schon früh als riesiges Talent, wechselte einst aus der Akademie St. Pölten in die Talenteschmiede des FC Red Bull Salzburg, gewann die UEFA Youth League, wechselte dann zum LASK und war zuletzt an St. Pölten verliehen. Fast 50 Nachwuchs-Länderspiele hat Meister in den Beinen. Jetzt hat ihn der LASK leihweise in die Oststeiermark abgegeben.

"Er ist ein Unterschiedsspieler. Seine Karriere ist etwas ins Stocken geraten. Er hat alle Fähigkeiten, um zwischen den Linien den Unterschied zu machen – ob im Zehner-Raum, im hohen Achter-Raum, über einen eingerückten Außenspieler oder als falsche Neun, die er sehr gut interpretiert", schwärmt Semlic, weist aber auch darauf hin, dass dem Youngster aktuell der Rhythmus fehle.

Kröpfl so gut wie nie

Foto: © GEPA

Doch es sind freilich nicht nur die Neuen, die liefern müssen. Einer, der wieder liefern soll, ist Mario Kröpfl. Mit 17 Toren und zehn Assists hat der 31-Jährige zuletzt eine unglaubliche Saison hingelegt.

Semlic meint: "Er hat seine großen Stärken in genau unserem System, unserem Positionsspiel, wo wir sehr viel über Halbspur-, Flügelspur-Räume kommen. Er ist in einem gehobenen Fußballer-Alter, aber so gut wie noch nie! Er steht immer mit Freude am Platz, versucht in jeder Einheit, Gas zu geben. Er hat mein absolutes Vertrauen. Ich hoffe, er gibt das an die jungen Spieler weiter. Unsere Jungen können von ihm lernen, sich etwas abschauen."

Wohin soll es gehen für diese Truppe? "Wir setzen uns keine Positionsziele. Bei uns steht der Prozess im Mittelpunkt, wir wollen Spieler weiterentwickeln", winkt der Coach ab. Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit ist jedenfalls gestiegen. Immerhin war Lafnitz zuletzt Winterkönig.

"Man muss diesen Winterkönig schon richtig einschätzen können. Da waren nicht alle Spiele so, dass wir verdient gewonnen haben. Es war oft auf Messers Schneide und wir haben viele Spiele durch unsere Einheit entschieden", relativiert der 38-Jährige.

Will Lafnitz in die Bundesliga?

Viel spannender ist aber sowieso eine andere Frage: Wohin soll es für den SV Lafnitz mittelfristig gehen? "Eine Vereinsentwicklung geht immer über mehrere Jahre und sollte nie vorbei sein. Der Verein SV Lafnitz weiß, dass er sich in der Infrastruktur und der Vereinsstruktur weiterentwickeln muss, um solche Dinge wie im letzten Jahr wiederholen zu können. Ich spreche da nicht davon, wieder Winterkönig zu werden, sondern von einer erfolgreichen Saison, damit wir uns in der Liga stabilisieren können", sagt Semlic.

Stück für Stück wird daran gearbeitet, sich als Verein professioneller aufzustellen. Der Steirer berichtet: "Wir bekommen am Platz eine Functional-Fitness-Area, also eine Art Kraftkammer mit funktionellen Geräten, und einen kleinen Indoor-Kunstrasen, damit wir die Vorbereitung auf ein Training und die Nachbereitung nach einem Training direkt am Platz machen können. Jetzt fahren wir noch nach Hartberg in die Crossfit-Box, das sind 15 Minuten Entfernung und ist nicht optimal. Die Umbau- und Ausbauarbeiten am Stadion gehen in kleinen Schritten ständig voran."

"Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Aufstiege auf Pump nie nachhaltig waren. In Bernhard Loidls Firma basiert alles auf Nachhaltigkeit und so agiert er auch im Verein."

Philipp Semlic

Und ein möglicher Aufstieg in die Bundesliga? "Bernhard Loidl hat immer wieder gesagt, dass der Verein nicht so weit ist. Ich finde es gut, wenn man sich klar positioniert und das sehr seriös und nachhaltig einschätzt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Aufstiege auf Pump nie nachhaltig waren. In Bernhard Loidls Firma basiert alles auf Nachhaltigkeit und so agiert er auch im Verein", erklärt der Coach.

Im März 2022 steht wieder die Obmann-Wahl an. Loidl hat bereits angekündigt, dass er danach beim Klub ein wenig kürzertreten möchte. Er wolle den Klub aber weiterhin unterstützen, auch finanziell.

Semlics persönliche Ambitionen

Doch auch ein ambitionierter Trainer wie Philipp Semlic hat Ziele. Zuletzt wurde er immer wieder mal bei Bundesliga-Klubs gehandelt, etwa in Hartberg. Ganz so einfach funktioniert das aber derzeit gar nicht, der Coach hat nämlich nur die UEFA-A-Lizenz, darf am Papier noch gar nicht als Cheftrainer in der Bundesliga arbeiten.

"Es ehrt mich sehr, dass ich zuletzt in den Transferfenstern immer wieder bei Bundesligisten genannt wurde. Ich muss aber ganz klar sagen: Ich bin kein Trainer, der für halbe Lösungen steht. Ich will zur richtigen Zeit die richtigen Schritte machen. Ich bin sehr froh, beim SV Lafnitz Trainer sein zu können, weil ich hier die Art und Weise, wie ich Fußball sehe, weiterentwickeln kann", gibt sich Semlic diplomatisch.

Nächstes Jahr startet der neue UEFA-Pro-Lizenz-Kurs des ÖFB. Der Lafnitz-Trainer schmunzelt: "Ich werde mich dafür bewerben, mal schauen, ob ich die Aufnahmekriterien schaffe."

Bis dahin gilt es, die Trendkurve des SV Lafnitz weiter oben zu halten.

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