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Daniel Beichler: "Habe das beleidigte Kind gemacht"

Als Spieler nicht immer ausgeglichen, ist er nun als Person gereift - und hat wichtige Lehren gezogen für seinen Job als Cheftrainer des FC Liefering.

Daniel Beichler: Foto: © GEPA

Daniel Beichler beendete 2017 im Alter von gerade Mal 28 Jahren seine Spielerkarriere. Anhaltende Kniebeschwerden zwangen den ehemaligen ÖFB-Teamspieler zum frühzeitigen Karriereende.

Trotz des Rückschlags blieb der gebürtige Grazer dem Fußball treu. Er stieg schnell ins Trainergeschäft ein und schloss sich dem JAZ GU-Süd Fußball an. Schon damals bestand eine Verbindung zu seinem heutigen Arbeitgeber FC Liefering, da der Grazer Jugendverein ein Kooperationspartner der Red-Bull-Akademien ist.

Beim Media Day der ADMIRAL 2. Liga schildert Beichler seine Anfänge als Coach. "Mir war es wichtig, im Jugendbereich anzufangen und nicht im Herrenbereich in einer unteren Liga", stellt der 35-Jährige gegenüber LAOLA1 klar.

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Beichler übernahm für drei Jahre die U12, ehe dann der Schritt in die Red-Bull-Akademie folgte. Dort trainierte er die U14, U16 und U18. Zwischenzeitlich hatte er auch eine Doppelrolle als U14-Trainer und U18-Co-Trainer inne.

Beichler über Struber und die größte Herausforderung

Mit den Salzburger Jugendmannschaften feierte er zahlreiche Meistertitel. Danach löste die Entlassung von Gerhard Struber eine Trainerrochade im Red-Bull-Imperium aus. Onur Cinel kam vom FC Liefering interimsweise zum FC Red Bull Salzburg. Seinen Platz beim österreichischen Zweitligisten nahm Beichler ein.

Für den ehemaligen Kicker war das ein überraschender Schritt: "Ich bin davon ausgegangen, dass sie den Strubsi (Anm. Struber) nicht entlassen." Darauf folgte mit den Verantwortlichen das Gespräch: "Da wurde ich gefragt, ob ich für die letzten sieben Spiele übernehmen kann. Da habe ich nicht gezögert und habe gleich zugestimmt."

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Beichler sprang ein und führte die Lieferinger zu vier Siegen. Der Klassenerhalt war in trockenen Tüchern. Für den Trainer war das spontane Engagement eine Herausforderung. "Du hast nur vier Tage bis zum nächsten Spiel gehabt, um die Jungs kennenzulernen", so Beichler, der die Bewährungsprobe souverän bewältigte.

"Andererseits erleichtern mir diese sieben Spiele die Vorbereitung auf die neue Saison", zog er einen positiven Entschluss und lobte die Performances seiner Mannschaft in der Saisonvorbereitung: "Bis dato gibt es nichts auszusetzen, die Jungs marschieren super mit." Jedes Testspiel konnten die Lieferinger bisher gewinnen.

Wie die Zeit bei Hertha Beichler beeinflusste

Die Einstellung von Beichler als Trainer des FC Liefering scheint zu fruchten. Mag wohl auch daran liegen, dass er die DNA der Salzburger Schule als Trainertyp perfekt verkörpert. Er fordere von seinen Jungs proaktiven Mannschaftsfußball. "Ich lege großen Wert darauf, dass jeder Einzelne versteht, dass er nur in einem starken Kollektiv glänzen kann. Mir ist wichtig, dass jeder bereit ist, richtig für das Team zu investieren", lautet seine Handschrift.

Foto: © GEPA

Ein ähnliches Konzept integrierte Jos Luhukay in seinen Einheiten. Zwar habe Beichler kein echtes Trainervorbild, die Arbeit des Niederländers während seiner Zeit bei Hertha BSC habe ihm jedoch imponiert. "Es ist nicht so, dass ich etwas abschaue. Aber als Spieler hat mir das immer schon gut gefallen", gab der Österreicher zu.

Der Grazer ist eines der Beispiele dafür, wo ein Ex-Fußballer den Sprung zum Trainer geschafft hat. Beichler, einer von 13 Teilnehmern am UEFA-Pro-Diplom 2024/25, erklärt, was er aus seiner Zeit als Fußballer für die Trainertätigkeit mitgenommen habe.

"Jetzt habe ich die Funktion und kann einige Dinge nachvollziehen"

"Ich will den Jungs Dinge mitgeben, die mir geholfen haben und wo ich nicht ideal gehandelt habe. Nicht nur am, sondern auch außerhalb des Spielfeldes. Natürlich auch die Erfahrung, wie die Spieler in der Kabine ticken. Das sind Bereiche, wo ich sagen kann - das kommt mir zugute", stellt der 35-Jährige fest.

Jetzt hat er an der Seitenlinie ein besseres Gefühl dafür entwickelt, wie ein Chefcoach funktioniert. Als Spieler habe er oft hinterfragt, warum der Trainer dies oder jenes gemacht habe: "Jetzt habe ich die Funktion und kann einige Dinge nachvollziehen."

Im Nachhinein betrachtet hätte Beichler als Spieler bei einigen Situationen anders gehandelt. "Ich habe das beleidigte Kind gemacht, wo ich geglaubt habe, dass ich dadurch Aufmerksamkeit erlange, um beim nächsten Mal zu spielen", erinnert er sich.

Eine Reaktion wie diese möchte der ehemalige Kicker bei seinen Spieler nicht sehen. Die Spieler sollen sich über etwaige Trainings präsentieren: "So kommst du dem Ziel zu spielen viel näher." Und auch, dass sie mal sauer und angefressen sind, "ist vollkommen in Ordnung".

"Es wird spannend zu beobachten sein, wie sie reagieren, wenn sie nicht Woche für Woche in der Startelf stehen"

Daniel Beichler über den Konkurrenzkampf im Team.

Was seine Trainer-Zukunft betrifft, will er sich keine allzu großen Gedanken machen. Liefering ist bekannt dafür, dass der Klub das Sprungbrett zu Salzburg bildet. Beichler konzentriere sich zurzeit nur auf Liefering: "Ich habe genug Antrieb und Freude an der Arbeit, dass ich sage, ich gebe jeden Tag das Beste. Da brauche ich nicht dieses ferne Karriereziel."

Auch zum Thema Karriereaussichten zog der Grazer seine Lehren. Als Spieler zerbrach er sich den Kopf, wohin es als nächstes gehen soll. "Ein konkretes Ziel zu setzen, ist mehr Stress als Hilfe", stellt Beichler fest.

Die Aussichten des FC Liefering

Optimistisch blickt das Farm-Team von Salzburg in die neue Spielzeit. In den letzten zwei Jahren spielten die Lieferinger gegen den Abstieg. Ob der Klub wieder den Blick nach unten richten muss, bleibt unklar. "Klar braucht es Punkte, damit wir nicht unten sind. Wir werden aber keinen konkreten Tabellenplatz auslegen", so Beichler.

Vielmehr ist das primäre Ziel, die Spieler auf den nächsten Schritt im Erwachsenenfußball vorzubereiten. "Es wird spannend zu beobachten sein, wie sie reagieren, wenn sie nicht Woche für Woche in der Startelf stehen", betont der 35-Jährige.

Hingegen hat der Grazer bei der Meisterfrage zwei klare Favoriten: "Admira und Ried. Wobei ich Ried um einen Ticken höher einschätze, weil sie auf der Trainerposition mehr Kontinuität haben."

Die Admira habe mit Thomas Silberberger zwar einen erfahrenen Bundesliga-Trainer geholt, jedoch befürchtet Beichler für die Südstädter: "Bis das alles zusammenfindet, wird Ried wohl einen komfortablen Vorsprung haben."

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