Im Sommer hat sich beim SKN St. Pölten einiges getan.
Die Niederösterreicher stellten den ehemaligen ÖFB-Teamspieler und England-Legionär Paul Scharner als ihren neuen Jugendleiter vor, zugleich wurde vom Konkurs des FC Wacker Innsbruck Profit geschlagen und der ehemalige Interimscoach Masaki Morass als neuer Technischer Direktor installiert.
"Wir haben wieder wichtige Schritte für die Zukunft gesetzt", sagt Trainer Stephan Helm im LAOLA1-Gespräch. "Mit ihnen haben wir richtig Kompetenz dazugeholt. Das unterstreicht den Weg, den wir gemeinsam gehen wollen."
First Vienna FC gegen SKN St. Pölten am Freitag, ab 18:10 Uhr im LIVE-Stream bei LAOLA1 >>>
So sollen Scharner und Morass helfen
Dieser Weg wurde schon mit einem Umbruch nach der Abstiegs-Saison eingeschlagen und in den letzten Wochen und Monaten nahtlos fortgesetzt. Routiniertere Kräfte wie Kresimir Kovacevic oder Lukas Tursch wurden gegangen, dafür Talente wie Thomas Alexiev oder Filip Drljepan hochgezogen.
"Wir wollen unsere eigenen Spieler entwickeln, punktuell dann interessante Spieler dazu holen", spricht Helm etwa von Kevin Monzialo oder Bochum-Leihgabe Luis Hartwig.
Es soll eine Mannschaft entstehen, "die in der Zukunft sehr attraktiven, proaktiven Fußball spielen soll", erklärt Helm weiter. Der sich gemeinsam mit Emanuel Pogatetz in seiner zweite Saison an der Seitenlinie der "Wölfe" befindet, ihnen stehen weiter die Geschäftsführer Jan Schlaudraff (Sport) und Matthias Gebauer (Wirtschaft) zur Seite.
Die Zusammenarbeit mit Morass und Scharner sieht wiefolgt aus: "Emanuel Pogatetz und ich sind weiter gemeinsam mit Jan Schlaudraff hauptverantwortlich für die Richtung, in die sich die erste Mannschaft entwickelt."
Den Übergang von der Jugend zur Juniors-Mannschaft - die in der 1. Landesliga Niederösterreich spielt - bis hin zum Profi-Team sollen wiederum die Neu-Angestellten erleichtern.
"Es sollen in Zukunft verstärkt qualitativ gute Spieler ausgebildet werden, damit dieser Schritt für die eigenen Spieler umso leichter wird", sagt der 39-Jährige. "Das macht momentan richtig Spaß und ich glaube, dass der Verein von diesen Konstellationen sehr profitieren wird können."
Kein verflixtes zweites Jahr?
Besonders die Kontinuität auf der Trainerposition, die trotz einer unter den Erwartungen abgeschlossenen Vorsaison herrscht, trägt zumindest in den ersten Saisonspielen der Admiral 2. Liga ihre Früchte.
Denn die Landeshauptstädter legten einen perfekten Start in die neue Spielzeit hin, besiegten den FC Dornbirn zuhause erst mit 2:0 und sorgten in Folge mit dem 5:1-Auswärtserfolg beim SK Rapid II für ein dickes Ausrufezeichen.
Klar: Das Auftaktprogramm zählte eher zur leichteren Sorte. Die Art und Weise, wie sich die "Wölfe" präsentierten, beeindruckte aber doch sehr. Schon im letzten Jahr wollte der SKN mit einem an Red Bull Salzburg angelehnten Spielstil bestechen - doch die Mannschaft benötigte lange, um die Abläufe zu verinnerlichen.
"Wir konnten bereits in der Rückrunde sehr große Schritte in die richtige Richtung machen", bestätigt Helm den Aufwärtstrend in der zweiten Saisonhälfte. "Das war auch schon in vielen Spielen sichtbar, aber gleichzeitig merkt man, dass hinsichtlich der Stabiltät noch einiges vor uns lag."
Daher wurde der Fokus in der Vorbereitung darauf gesetzt, die neuen Spieler einerseits an den Spielstil zu gewöhnen und zu integrieren, und gleichzeitig den Stamm weiterzuentwickeln. Und das scheint bisher ganz gut gelungen zu sein.
"Attraktiver, proaktiver Fußball" schlägt endlich ein
Schon in den Testspielen zeigte St. Pölten "durchaus attraktiven, sehr proaktiven Fußball", erklärt der 39-jährige Übungsleiter. "Wir haben sehr viele Tore erzielt", setzt sich der Trend nun auch in der 2. Liga fort. Konstanz und Stabilität sind im Spiel der Niederösterreicher nun deutlicher erkennbar, als es noch in der Vorsaison der Fall war.
Vor allem gegen Rapid II funktionierte das direkte und schnelle Spiel in die Spitze einwandfrei, vier der fünf Treffer fielen nach Umschaltmomenten. Ganz selbstverständlich ist diese Frühform jedoch nicht, die Mannschaft wurde im Vergleich zum Vorjahr eben nochmal stark verjüngt und ist im Schnitt nicht einmal mehr 23 Jahre alt.
Doch in den Testspielen wurde großer Wert darauf gelegt, gegen starke Gegner anzutreten. Dazu zählten Austria Wien, der TSV Hartberg, Puskas Akademia FC aus Ungarn und der tschechische Hauptstadtklub Bohemians Prag.
"Es ist langfristig der Weg, der den SKN St. Pölten zu Erfolgen führen kann."
"Diese Spieler brauchen sehr starke Gegner, damit sie an ihre Grenzen geführt werden. Das haben wir ganz bewusst so gemacht, denn wir glauben, dass die Mannschaft nur so wachsen wird und bereit ist für die zukünftigen Ziele, die wir erreichen wollen", erläutert Helm die Herangehensweise.
Der langfristig erfolgreiche Weg
Zu diesen jungen Spielern zählt auch Benedict Scharner, der 17-jährige Sohn von Paul Scharner.
Der Offensivakteur hat laut dem Trainer "ein paar richtig gute Talentproben abgegeben" und sich so für den 2. Liga-Kader empfohlen. Und das 2005 geborene Talent zahlte das Vertrauen mit seinem Debüttor gegen Rapid II eindrucksvoll zurück (HIER nachlesen >>>).
Neben Scharner steht auch der 19-jährige Niederländer Jaden Montnor im Fokus. Der Stürmer wurde unter anderem im Nachwuchs von AZ Alkmaar ausgebildet und schlug 2021 in St. Pölten auf. Das letzte Jahr verbrachte er noch bei den Juniors, bei denen er sich in 18 Spielen mit 17 Toren und vier Assists eindeutig für die Profis empfohlen hat.
Gemeinsam mit Yacouba Silue bildet er ein "perfektes Sturm-Duo, das sich super ergänzt", so Helm. Montnor hat sowohl gegen Dornbirn als auch Rapid II den frühen Führungstreffer erzielt und könnte eher früher als später für den einen oder anderen österreichischen Spitzenklub interessant werden.
"Es ist unser Ziel, genau solche Spieler zu forcieren, zu fördern und zu fordern", sagt Helm, denn: "Es ist langfristig der Weg, der den SKN St. Pölten zu Erfolgen führen kann."
Die Ambitionen sind eindeutig
Kurzfristig sorgt dieser Weg ebenfalls schon für Erfolge, doch nun baut sich die erste große Hürde der noch jungen Spielzeit mit dem First Vienna FC (Freitag, 18:10 Uhr im LIVE-Stream) auf.
Der Aufsteiger aus Wien-Döbling ist nach zwei Runden ebenfalls ungeschlagen und konnte Erfolge gegen den von vielen erklärten Titelfavoriten Blau-Weiß Linz und Vizemeister FAC verbuchen. Der 39-Jährige will sich aber vielmehr auf sein Team konzentrieren, als auf den Gegner zu schauen.
"Die 2. Liga ist sehr ausgeglichen, aber wenn wir in diesem Jahr unsere Leistung auf den Platz bringen, können wir jeden schlagen", ist sich Helm sicher. Der aber betont: "Wir müssen die Leistung in jedem Spiel bringen, denn wenn das nicht der Fall ist, können wir auch gegen jeden verlieren."
Als möglichen Titel- und Aufstiegskandidaten sieht er seine Mannschaft nicht, da spielt er BW Linz und dem GAK den Ball zu.
Aber die Ambitionen sind eindeutig: In absehbarer Zeit will der SKN St. Pölten zurück in die höchste Spielklasse. Und dafür wurden heuer mindestens auf der sportlichen Führungsebene die richtigen Weichen gestellt. Bei dieser verspürt man nämlich einen Hauch von Bundesliga.